Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
Schlamassel, aus dem mich vielleicht nur meine Geschwister noch retten können«, antwortete Bruno. Er ließ den Kopf hängen. »Hilfst du mir?«
»Wie war der Name?«
»Zelle. Gertrud Zelle.«
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02.10.3042 A.D., 05:48
System: Sol
Planet: Erde
Ort: Brasilia, Torre Gama
In einem uralten Lied hatte Pollock einmal die Behauptung gehört, New York wäre die Stadt, die niemals schläft. Gut möglich, dass New York damit vor tausend Jahren noch hatte prahlen können.
Mittlerweile verhielt es sich jedoch eindeutig so, dass Pollock bislang keine Global City erlebt hatte, die nachts in einen seligen Schlummer fiel, und Brasilia bildete da keine Ausnahme.
Der Torre Gama – ein monströses Konstrukt aus Stahl und Beton, dessen oberes Drittel einem vom Wind aufgebauschten Segel nachempfunden war – war hell erleuchtet. Auf den Stockwerken, die nach außen mit Glas verkleidet waren, konnte man hinter den Scheiben mühelos das wuselnde Treiben von wahren Menschenmassen ausmachen. Um sechs Uhr stand, so wie in den meisten Cities, ein Schichtwechsel an.
Die Adresse, die ihm killerminx geschickt hatte, lag allerdings nicht in jenen luftigen Regionen des Torre Gama, die in protzigem Glanz erstrahlten. Der Pilot ließ den Gleiter zum kilometerbreiten Fuß des Turms sinken, in die endlose Nacht hinein, wohin sich selten auch nur ein einziger Strahl Licht von oben verirrte. Beim Aufsetzen auf der Landeplattform – einem Quadrat aus rissigem Asphalt, überzogen von verwitterten Markierungen – wirbelte der Antrieb dichte Wolken aus Staub und Asche auf. Auf den Wänden neben dem Eingang ins Innere des Turms war ein verschlungenes Gangzeichen über das andere gesprüht – stilisierte Schlangen, Greifvögel und Raubkatzen, kryptische Kombinationen aus Zahlen und Buchstaben, aber auch eine Menge Symbole, die sich jeglichen Interpretationsversuchen durch Uneingeweihte standhaft widersetzten. Pollock richtete dem Piloten über Mindy aus, die Motoren auf keinen Fall abzuschalten, sondern sie im Leerlauf zu halten. Er hatte nicht die geringste Lust, von seinem Treffen zurückzukehren – falls er denn zurückkehrte – und den eleganten Gleiter als ausgeschlachtetes und ausgebranntes Wrack mit verkohlten Leichenteilen darin wiederzufinden.
Vier Schritte nach dem Aussteigen bereute Pollock es, keinen Atmer aufgesetzt zu haben: Die Luft war wie eine zähe Masse, die in seinen Lungen brannte. Im Turm selbst war sie leider nicht viel besser: Dort bedrängte sie ihn als süßlich-scharfen Gestank aus Urin, exotischen Gewürzen und verschmorten Kabeln.
Er stand am einen Ende einer kleinen Plaza. Halb offene Bars, heruntergekommene Second-Hand-Läden und der eine oder andere Stripschuppen gruppierten sich um einen defekten Springbrunnen, den die armlose Statue eines bärtigen, lateinamerikanischen Volkshelden zierte. Die Einheimischen trugen Kleidung in grellen Farben, meist perlen- und paillettenbesteckte, viel zu enge Hosen und Hemden und darüber weite, breit gestreifte Überwürfe aus struppiger Kunstwolle. Die, die sich unterhielten, taten es laut und im örtlichen Dialekt, der wegen seiner großzügig eingestreuter Brocken in Spanisch und Portugiesisch für Pollock hart an der Grenze zum Kauderwelsch war.
Er ließ die Atmosphäre einige Herzschlänge lang auf sich wirken und schritt dann entschlossen die rechte Seite der Plaza hinunter. Es wird Zeit für ein paar Rückversicherungen. Wenn ich schon in eine Falle laufe, dann wenigstens mit Stil. Er suchte nach einem Second-Hand-Laden, der ihm besonders schmierig erschien, und entschied sich für einen, in dem ein Neonschild im Schaufenster darauf hinwies, dass dieses Etablissement auch Pfandleiherdienste anbot. Er erstand bei einem ausnehmend fetten, aber nichtsdestominder hilfsbereiten Brasilianer eine Prawda einer älteren Baureihe, die dennoch tadellos in Schuss war. Nur am Griff wies die schwere Pistole einige hässliche Schrammen auf, aber Pollock war nicht Waffenfetischist genug, um sich daran zu stören. Scheiß auf die Optik, solange der Wumms stimmt …
Der Ladenbesitzer konnte Pollock auch bei seinem zweiten Anliegen entscheidend weiterhelfen, und nach einem kurzen, umkomplizierten Abstecher in eine Bar namens Morte Doce fühlte sich Pollock ausreichend gewappnet, um sich auf eine Begegnung mit killerminx einzulassen.
Sektor G auf Stockwerk 12 des Torre Gama, wohin ihn sein Datenmonokel mit Unterstützung der offiziellen Kartenapp für Brasilia lotste, war eindeutig
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