Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
vernehmendes Winseln wies darauf hin, dass noch Leben in ihm steckte. »Was machen wir mit ihm?«, fragte Cleo.
»Ruf einen Arzt«, empfahl ihr Pollock. »Es kann sein, dass wir ihn noch brauchen.«
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02.10.3042 A.D., 13:31
System: Sol
Planet: Erde
Ort: Lantis Island, an Bord des Serviceliners Pleasant Surprise , Club Animal Attraction
Pollock war schon seit Ewigkeiten nicht mehr in einem Bordell gewesen. Bei dem letzten Freudenhaus, das er von innen gesehen hatte – noch lange vor seinem selbstgewählten Exil –, hatte es sich um ein recht heruntergekommenes Etablissement gehandelt. »Heruntergekommen« war ein Etikett, das er dem Animal Attraction nun nicht gerade anheften konnte, doch eine Bezeichnung wie »nobel« verdiente Pops Laden im Bauch der Pleasant Surprise beim besten Willen auch nicht. Dazu waren Pollock die anregenden Holoposter an den Wänden zu grell, die basslastige Bumsmusik einen Tick zu aufdringlich und die Einrichtung zu sehr auf den billigstmöglichen Effekt ausgelegt. Sorry, Pop. Glastische, deren Platten von gespreizten Beinen gehalten werden oder auf Riesenprengeln balancieren , entsprechen nicht meiner Vorstellung von Sinnlichkeit. Das gilt übrigens auch für Lampen, die aussehen wie Titten. Aber mir muss es ja nicht gefallen … und ich bin heilfroh, dass Bruno das nicht sieht. Bei dem Stock, den er im Arsch hat, hätte es ihn glatt aus den Schnürschühchen gehauen …
Falls es einen kleinen Ansturm von Kunden gegeben haben sollte, die in der Mittagspause auf der Suche nach ein bisschen Entspannung gewesen waren, war er inzwischen abgeflaut. Pollock sah keinen einzigen Freier und auch keine einzige Freierin, und folgerichtig stelzten unmittelbar nach seinem Eintreten zwei Grazien auf ihn zu.
Das gescheckte Mäuseweibchen, das sich von links näherte, hatte einen sehenswerten Hüftschwung drauf und zwei Paar Brüste, die von einem kuschelig aussehenden Flaum überzogen waren und aus denen süße, erdbeerfarbene Nippel wuchsen. Von rechts kam ein stattliches Eisbärmännchen in einem Lackoverall, der an den interessanten Stellen mit Reißverschlüssen versehen war. Da ist doch für jeden ausgefallenen Geschmack was dabei …
Pollock musste die beiden Schönheiten nicht selbst enttäuschen.
»Lasst den Mann in Ruhe«, sagte der stämmige Mufflonbeta hinter der wuchtigen Bar. »Und macht mal ein Stündchen Pause, ja?«
Die Maus und der Bär verzogen sich tuschelnd durch eine Seitentür.
Pollock schlenderte zur Bar, und je näher er dem Tresen kam, desto deutlicher konnte er riechen, dass die fette Zigarre, die das Mufflon paffte, nicht nur aus Tabak gerollt war. Der Rauch, den es aus den pechschwarzen Nüstern ausstieß und der in dicken Kringeln träge um das geschwungene Widdergehörn aufstieg, hatte eine charakteristisch süßliche Note, die Pollock persönlich immer als recht angenehm empfunden hatte.
Der Escort-Manager, der einen altmodischen dunklen Smoking mit Kummerbund und Fliege in einem hellen Lila trug, schenkte Pollock einen langen Blick aus seinen vorstehenden, blutunterlaufenen Augen. »Ich hatte ihr doch mehrfach gesagt, dass ich nicht mit Ihnen sprechen will.«
Pollock wusste, von wem die Rede war. Gemächlich pflanzte er seinen Hintern auf einen Barhocker, zuckte die Achseln und erwiderte: »Wenn es sein muss, kann ich so lange nerven, bis mir alle Leute erzählen, was ich aus ihnen rauskriegen will. Da habe ich schon wesentlich härtere Nüsse geknackt als Cleo Purrtra, glauben Sie mir, Mister Poplar.«
»Pop genügt.«
»Okay, Pop.« Er zeigte auf die Regale vor der verspiegelten Wand hinter der Bar. »Ich nehme einen doppelten Zero-G.«
Pop griff nach der Flasche, und Pollock stellte fest, dass das Mufflon Hände wie Bratpfannen hatte. »Eis?«
»Das wäre eine Sünde.«
»Ich halte nicht viel von diesem Konzept.« Pop goss Pollock seinen Drink ein. »Sünde … was soll das sein?«
Keine philosophischen Gespräche heute. Pollock prostete dem Mufflon zu, nahm einen kleinen Schluck und stellte sein Glas vor sich ab. »Woher kennen Sie unsere gemeinsame Freundin überhaupt? Nehmen Sie es mir nicht krumm, aber Cleo macht nun wirklich nicht den Eindruck, als müsste sie sich körperliche Zuneigung kaufen, wenn ihr der Sinn danach steht.«
»Sie ist eines Tages einfach hier aufgeschlagen.« Pop zog an seiner Zigarre. »Sie hat ganz freundlich damit angefangen, mich darüber auszuquetschen, wie ich meine Jungs und Mädels so behandle. Medizinische
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