Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

hat, kriegt er es über kurz oder lang auch. Und über die Gegenleistung konnte ich mich ja auch nicht beschweren.«
    »Und was nervt Sie dann so an dieser Form von Geschäft?«, fragte Pollock bitter. »Das hört sich doch nach einem guten Deal an, wenn man bereit ist, jegliches Gewissen dabei über Bord zu werfen.«
    »Wissen Sie, wie schwierig es heutzutage ist, gute Escorts zu finden?«, entgegnete Pop. »So jemanden wie Manolete oder Dove oder Jessica finden Sie nicht an jeder Straßenecke.«
    Stumm schaute Pollock in seinen Wodka. Was für ein Arschloch! Er hatte ein leises Kribbeln im Kopf. Es war allerdings nicht die Vorfreude darauf, diesen Scheißfall bald gelöst zu haben. Es war vielmehr neuer Zorn, der sich gegen Cleo richtete. Alles, was recht ist, aber wenn diese blöde Schnalle mich gleich hierhergeschickt hätte, wäre ich schon längst fertig hier. Trudy brauchte Überträger für dieses Virus, und sie hat sie sich einfach bei diesem netten Bock hier gekauft und anschließend eiskalt abserviert. O ja, und sie hat auch noch darauf geachtet, dass sie ihre Waffen auch zielgerichtet gegen die Menschen einsetzt, die sie erledigen wollte. Deshalb diese komischen Exklusivverträge für die Escorts. Bleiben noch zwei Fragen: Woher hat sie das Geld dafür? Oder zahlt ihr Wilbur, diese einfältige Arschkrampe, ein derart fantastisches Gehalt, dass sie gar keinen anderen Geldgeber brauchte? Und abgesehen von all dem: Was bezwecken sie und ihre Kumpane damit? Was ist ihr Motiv?
    »Wir haben leider momentan geschlossen«, hörte Pollock Pop noch sagen. Und: »Ach du Scheiße!«
    Dann brach die Hölle los.

66
    02.10.3042 A.D., 13:35
    System: Sol
    Planet: Erde
    Ort: Lantis Island, an Bord des Serviceliners Pleasant Surprise , Club Animal Attraction
    Pops Pranken krachten ihm auf die Schultern, und schon wurde Pollock von seinem Barhocker schräg nach vorn und über den Tresen gerissen. In einem Gewirr aus Armen und Beinen gingen sie gemeinsam zu Boden, begleitet von zwei Sorten Schusslärm. Die eine war das Brüllen und Röhren eines schweren Sturmgewehrs, die andere – fast als verhaltener Kontrapunkt – das trockene Knattern einer Maschinenpistole.
    Glassplitter, Spiegelscherben, Flaschenhälse, Flaschenböden und ein Schauer aus diversen Spirituosen regneten auf Pollock herab. Er rollte sich von Pop herunter und kämpfte sich auf die Knie. Als Antwort wanderten die feindlichen Salven einen halben Meter über seinem Kopf erst deutlich dichter an seine Stellung und dann nach unten.
    Mit einer hilflosen, instinktiven Geste duckte sich Pollock und legte das Kinn auf die Brust, während er darauf wartete, von Geschossen durchsiebt zu werden. Der Tresen hielt dem Kugelhagel jedoch wider Erwarten stand. Querschläger sirrten durch die Luft und zerlegten eine der busenförmigen Lampen.
    Irrsinnigerweise hatte Pop ein breites Grinsen im Gesicht, als er dem Tresen im Sitzen einen spielerischen Stoß mit seinem Gehörn versetzte. »Ich wusste, dass sich diese Sternenstahlverstrebungen irgendwann nochmal lohnen.«
    Einmal Justifier, immer Justifier , zuckte es durch Pollocks Hirn.
    »Raus mit der Wumme!«, forderte ihn Pop auf.
    »Ich hab keine«, schrie Pollock zurück.
    »Erzählen Sie keinen Scheiß!«, blaffte Pop und zuckte zusammen, als hinter ihm ein weiteres Regal zerbarst. »Ich hab die Beule in Ihrem Mantel doch gesehen!«
    »Das ist eine Multibox!« Weil ich Depp meine kleine Prawda unbedingt Cleo schenken musste, damit sie sich wehren kann, falls der tollwütige Wolf nur den Schwerverletzten gespielt hat!
    »Eine Multibox?« Pop fielen schier die Augen aus dem Kopf, und er spuckte seinen Zigarrenstummel aus, der allen Widrigkeiten zum Trotz den Platz im Mundwinkel des Mufflons bislang behauptet hatte. »Sie bringen eine Multibox zu einer Schießerei mit?«
    »Sie sind hier der Zuhälter«, rief Pollock Pop zu. »Haben Sie denn etwa keine Waffen?«
    »O doch, Sir.« Der Clubbesitzer nickte und öffnete ein breites Fach im Tresen. Er zog eine erschütternd winzige Pistole daraus hervor und ließ sie über den nassen und von Splittern übersäten Boden zu Pollock schliddern. Pollock stoppte sie mit der Hand. Das Ding fühlte sich viel zu leicht an. Wie bitte? Was ist das denn? »Ist das ein Taser?«, fragte er fassungslos.
    Pop löste den kleinen Sicherungshebel an seiner eigenen Elektroschockknarre. »Wir sind in At Lantis, mein Freund. Und das Baby schlägt Ihre Multibox um Längen, finden Sie