Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
heißt, dass es Menschen umbringt. Dass sie allein schon davon sterben, zu engen Kontakt mit jemandem zu haben, der auf Autopilot ist. Es ist eine Frage der Ehre, es zu nehmen. Ein politisches Bekenntnis.«
»Es ist Wahnsinn. Nimmst du es?«
Sie schüttelte den Kopf.
Der Wolf lachte leise. »Die? Nie im Leben. Dazu ist sie viel zu sehr auf euch Menschen scharf. Einmal eine Hauskatze, immer eine Hauskatze.«
Pollock zupfte an Cleos linkem Jackettärmel. »Kommen wir nochmal zu diesem Pop. Ist seine Adresse auf deiner Multibox?«
Cleo nickte.
»Gut.« Pollock lächelte zufrieden. »Dann her damit. Aber ein bisschen plötzlich, Madame.«
Cleo wisperte etwas, das wie eine üble Verwünschung klang, doch sie kam Pollocks Aufforderung nach.
»Dankeschön.« Er steckte die kitschige Multibox in die tiefe Innentasche seines Mantels, behielt seine Hand genau dort und schloss die Finger um das große Werkzeug, das im Augenblick wesentlich nützlicher war als das kleine Kommunikationsgadget. »Damit habe ich alles, was ich von dir brauche.« Er warf über die Schulter einen Blick auf den Wolf. Natürlich bist du noch dichter an mir dran, Wauzi. Sehr schön . »Ich würde jetzt gehen, Mister … Jasper. Richtig?«
Die feuchten Lefzen des Wolfs spalteten sich zu einem gehässigen Grinsen. »Ich befürchte, das kann ich nicht zulassen. Ich habe es Ihnen doch angekündigt: Ich mache keine Deals mit Menschen.«
Pollock seufzte. »Ich ahnte, dass Sie so was sagen würden. Radikale Arschlöcher sind doch irgendwie alle gleich verbohrt.«
Pollock fuhr herum, zückte sein Mitbringsel aus Brasilia und schoss.
Es wäre ein wahres Kunststück gewesen, den Wolf auf so kurze Distanz mit einer derart zuverlässigen Wumme wie der Prawda zu verfehlen. An Jaspers gesundem Bein tauchte knapp über dem Knie ein daumendickes Loch auf, das sich sofort mit Blut zu füllen begann. Der Wolf brachte es fertig, noch einen letzten grotesk-komischen Schritt zu machen, dann fiel er vornüber auf die Schnauze, umklammerte sein Knie und wälzte sich schreiend und hechelnd hin und her. Nur zur Vorsicht nahm sich Pollock die Zeit, Jasper eine zweite Kugel zu verpassen – er zielte auf den noch unverletzten Fuß des Wolfs, traf aber den Knöchel, weil Jasper im entscheidenden Moment zuckte. Soll mir auch recht sein. Aus dem lauten Geschrei wurde rasch ein klägliches Winseln.
»Du Arsch!«
Die schallende Ohrfeige traf Pollock völlig unvorbereitet. Als Nachschlag versetzte ihm Cleo einen Hieb vor die Brust und einen Tritt in die Wade, doch anders als die Eröffnung der Angriffskombo waren sie eindeutig nicht mit voller Wucht durchgeführt. Andernfalls läge ich jetzt nämlich neben Jasper auf dem Boden . »Was soll das, du blöde Kuh?« Pollock hielt sich die glühende Wange. »Ich hab dir grade das Leben gerettet.«
Cleo sprang ihn an, nahm sein Gesicht in beide Hände und drückte ihren Mund auf seinen. Er spürte sofort ihre Zunge, die rau war und herb schmeckte. Ein bisschen wie guter Champagner. Er wurde hart und erwiderte den Kuss nur allzu gern. Ihre Finger fuhren durch sein Haar und fanden den Nanostrip, den Mindy auf die Platzwunde an seinem Hinterkopf geklebt hatte. Cleo löste sich einen Fingerbreit von ihm. »Was ist das?«, keuchte sie.
»Das ist noch ein Souvenir aus Brasilia.« Er fand großen Gefallen daran, seine Männlichkeit fest in ihren Schritt und gleichzeitig den Griff der Prawda nur einen Deut zärtlicher in ihren Nacken zu drücken. »Eines, das ich dir zu verdanken habe.«
Mit einem fauchenden Lachen fetzte sie ihm den Nanostrip ab. Der Schmerz setzte eine halbe Sekunde nach dem garstigen Ratschen ein. Sie schwenkte das Pflaster wie einen frisch erbeuteten Skalp. »Das ist dafür, dass du mir einen solchen Schrecken eingejagt hast. Für einen Moment dachte ich, du lässt mich wirklich mit diesem Irren allein.«
»Hast du keinen Spiegel zu Hause, oder wie?« Pollock entließ sie aus seiner Umarmung – mit seiner Erektion war es vorbei – und fingerte an der dünnen, glatten Haut herum, die über der Wunde gewachsen war. »Wenn ich die Wahl zwischen dir und diesem Werwolf habe, ist die Entscheidung doch hoffentlich klar.«
Cleo sah zu Jasper. Der Wolf war auf dem Bauch zur Tür gekrochen und hatte eine breite Spur aus Blut hinter sich hergezogen. Dort hatten ihn seine Kräfte verlassen. Er lag einfach nur da, den Kopf zur Seite gedreht, die Augen geschlossen, die Zunge aus dem Maul hängend. Allein ein kaum zu
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