Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
aufzuspüren.«
»Das würde aber bedeuten, dass wir auch Sie einer groben Behandlung unterziehen sollten«, merkte Pollock an.
»Wer nichts zu verbergen hat, braucht sich vor nichts zu fürchten«, erwiderte Beauregard.
»Sie hätten also keine Angst, dass dabei irgendetwas Peinliches aus Ihrer persönlichen Vergangenheit ans Licht käme?«
»Angst?« Beauregard stutzte. »Wenn hier jemand Angst haben sollte, dann doch wohl eher Sie.«
»Wovor sollte ich mich fürchten?«
»Vorm Versagen zum Beispiel«, sagte Beauregard ernst. »Sie waren doch zwanzig Jahre weg vom Fenster. Es könnte doch sein, dass Sie nicht mehr so gut sind wie früher, und Lantis ist nicht gerade für seine Engelsgeduld berühmt. Sie fangen sich von ihm eventuell schneller einen Arschtritt ein, als Sie glauben.« Beauregard kniff die Augen zusammen. »Wo waren Sie eigentlich die ganze Zeit, Shermar?«
Das geht dich einen Scheißdreck an! Pollock kämpfte dagegen an, dass Beauregards Frage die schmerzhaften Erinnerungsfetzen an die Katastrophe von Gambela aus den Tiefen seines Unterbewusstseins hervorwühlte. »Im Urlaub.«
»Mister Shermar hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, weil seine wachsende Popularität es ihm zunehmend erschwerte, ungestört seinen Ermittlungen nachzugehen«, betete Bruno die offizielle Erklärung für Pollocks Exil herunter, die Knowledge Alliance ausgiebigst verbreitet hatte.
»Sieh an.« Beauregard lächelte kühl. »Da hat man Ihnen aber einen hübsch dressierten Anstandswauwau an die Seite gestellt. Ein lebender Pressetext. Wozu die Wunder der modernen Genetik nicht alles gut sind.« Er stand auf. »Sie sollten sich nur nicht der Illusion hingeben, dass Sie hier mit schönen Worten weiterkommen. In At Lantis ist es wie überall: Wer nach Geheimnissen sucht, muss in der Scheiße wühlen, und das kann man nicht, ohne sich dabei die Hände schmutzig zu machen.« Ein knappes Nicken war seine Verabschiedung. »Ich finde allein raus.«
Pollock wartete, bis Beauregards Schritte verklungen waren, dann schenkte er sich Arrak nach und machte es sich auf einem Sofa bequem. »Was hältst du von ihm?«, fragte er Bruno.
Bruno rieb die Nagezähne aufeinander. »Menschen behaupten oft genau das Gegenteil von dem, was sie wirklich fühlen. Er wollte es vor dir nicht zugeben, aber er ist nervös.«
»Möglich«, räumte Pollock ein. »Um das zu beurteilen, würde ich lieber ein bisschen mehr über ihn wissen.« Er zeigte auf Brunos Laptop. »Schau mal nach, welche Spuren er so im StellarWeb hinterlassen hat, ja?«
Bruno klappte den Rechner auf. »Kann das noch zwei Minuten warten?«
»Wieso fragst du das?«
»Ich möchte vorher noch etwas geraderücken.« Der Beta öffnete eine Handvoll Fenster auf dem Bildschirm vor sich. »Ich habe da eine Reihe interessanter Äußerungen gefunden, die ich dir gern vortragen würde.«
»Okay«, sagte Pollock gedehnt.
Bruno schaute ihn an und rief die Informationen ab, die er in seinem eidetischen Gedächtnis gespeichert hatte. Wäre das feuchte Nuscheln nicht gewesen, hätte Pollock geglaubt, er lauschte einem Avatar, so präzise ratterte Bruno die Worte herunter. »Colt Nadar wenige Wochen vor der Charitygala, von der seine Frau nicht zurückkehrte: ›Warum sich Gedanken über die Nöte von irgendwelchen Tankgeburten machen, solange auch nur noch ein einziger echter Mensch im Universum Hunger leidet?‹ Francisco da Mota, der Ex-Prospektor von B’Hazard , in einem Interview über die Gefahren bei der Erschließung neuer Ressourcen: ›Es ist die einzig vertretbare Strategie beim Abbau seltener Rohstoffe auf neu kolonisierten Welten, ausschließlich Betas einzusetzen, anstatt kostbare Menschenleben zu gefährden.‹ Slim Kaschgalejew, den du vorhin Spielernatur getauft hast, bei einer Pressekonferenz für FullCorp auf die Frage, inwiefern die Behandlung von Betas als Bürger zweiter Klasse moralisch zu rechtfertigen ist: ›Kämen Sie auf die Idee, Ihren Haushaltsbots volle Menschenrechte einzuräumen, nur weil ihre reduzierten Persönlichkeitsdesigns auf einen freundlichen Umgang mit Ihnen programmiert wurden? Betas sind letzten Endes nichts als biologische Maschinen mit einer genetischen Programmierung, und sie sollten sich glücklich schätzen, die Rechte zu haben, die ihnen großzügigerweise eingeräumt wurden.‹ Polly van Tongeren unmittelbar nach dem umjubelten Auftritt von Anna Conda und Leo Pard beim Sounds of the Stars vor zwei Jahren: ›Meiner Meinung
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