Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
hatte Manolete in Pop einen Zuhälter, der für die Angehörigen dieses altehrwürdigen Berufstands verhältnismäßig unkompliziert war. Er drohte höchstens alle fünf oder sechs Wochen damit, Manolete irgendwo an den Arsch der Galaxis an irgendeinen richtig schmierigen Typen zu verkaufen, der den Straßenstrich irgendeiner gottverlassenen Plantagenkolonie mit Frischfleisch versorgte. Manolete konnte damit gut leben: Zum einen war das besser, als sich in einem kleinlichen Zwist zweier Konzerne um einen Brocken nutzloser Erde die gehörnte Rübe wegballern zu lassen. Zum anderen hatte er es in gewisser Weise ja Pop zu verdanken, dass er es sich stattdessen im Zufluchtsort der Reichen und Schönen gutgehen lassen konnte.
Wenn er einen Dübel zu viel geraucht hatte – also fast immer –, nannte Pop Manolete liebevoll ›sein Aschenputtelchen‹. Ein bizarres Kosewort für einen Brocken von knapp zweieinhalb Metern und einem Lebendgewicht von dreihundert Kilo, aber Pop hatte eben einen nicht minder bizarren Sinn für Humor. Und es stimmte doch auch: Manoletes Errettung aus den Unbilden eines Daseins als Justifier hatte tatsächlich etwas Märchenhaftes. Vor rund zwei Jahren hatte sich eine Stammkundin Pops mit einer dringenden Bitte an ihn gewandt: Die Dame mit dem speziellen Geschmack hatte in einem notdürftig als Reportage getarntem PR-Filmchen von FullCorp einen besonders stattlichen Beta erblickt, von dem sie sich gern einmal nach Strich und Faden beglücken lassen wollte. Sie stand so in Flammen, dass sie bereit war, buchstäblich jeden Preis zu bezahlen, um herauszufinden, wie es sich wohl anfühlte, von diesem Beta besprungen zu werden. Pop hatte seine weitreichenden Beziehungen spielen lassen, um den Vertrag dieses Betas aufzukaufen und seiner Kundin ihren sehnlichen Wunsch zu erfüllen. Dieser Beta war Manolete gewesen, und er konnte mit Stolz behaupten, dass seine Qualitäten als Liebhaber die Vorstellungen seiner Gönnerin noch bei weitem übertrafen.
Alles in allem ist mein Leben bis jetzt ganz gut gelaufen – vor allem für jemanden, der aus einem Tank gefallen ist. Manolete nippte an seinem Proteinshake und drehte sich vom Tresen des Zehn Hinten weg, um über die noch spärlich besetzten Tische hinweg durch die breite Scheibe zu schauen, die sich entlang der gesamten Rückseite der Bar zog. Poetisch gesinntere Seelen hätten in dem weißen Band, das sich vom Heck der Pleasant Surprise in die Weiten des Ozeans erstreckte, etwas Hehres, Ergreifendes und Bewegendes gesehen – Manolete musste dabei immer nur an eine endlose Line Koks denken, die sich ein unsichtbarer Riese auf einem gewaltigen Spiegel gelegt hatte.
»Manolete?«
Betont langsam wandte sich Manolete nach links, dorthin, wo die unbekannte, leicht schnarrende Stimme erklungen war. Kundschaft? Er achtete bei seiner Drehung genau darauf, den Kopf so zu halten, dass es seine Hörner am besten zur Geltung brachte, und blähte ein wenig die Nüstern – beides kleine Tricks, die er in vergnüglichen Stunden vor dem Spiegel einstudiert hatte.
Die Beta, die ihn angesprochen hatte, besaß ein spitzes Gesicht, auf dem seidiges, braunes Fell wuchs und aus dem ihn zwei dunkle Augen anblickten. Die Kieferform und die relativ kleinen Ohren führten Manolete zwar zu einigen Vermutungen über ihre Abstammung – Wiesel? Nerz? Vielfraß? –, doch er war nicht sehr talentiert darin, andere Betas auseinanderzuhalten, die die Gene von Marderartigen in sich trugen. In letzter Konsequenz fällte er ein Urteil über sie, das nichts mit ihrer DNA zu tun hatte: Sie ist süß. »Ich habe eigentlich frei«, sagte er in seinem rauchigen Timbre. »Aber für dich mache ich eine Ausnahme.«
»Ich will nicht mit dir ins Bett«, erwiderte die Beta freundlich. »Nur ein bisschen plaudern. Und was trinken.« Sie reichte ihm einen Drink in einem schmalen Glas, dessen Rand von einer Kruste kleiner Kristalle überzogen war. Sie stieß mit ihm an. »Priscilla Cutter. Du kannst mich Prissy nennen.«
Er kostete von dem Drink – salzig und bitter, wie Tränen aus Wermut. »Ich hatte etwas Süßes erwartet«, räumte Manolete ein.
»Ich mag Drinks, die nach der Wahrheit schmecken.« Sie lächelte. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß, auf die rasche Art, wie man es tat, wenn man im Feld einen Gegner einschätzte. »Du hast dich hübsch gemacht.«
»Danke.« Es war lange nicht mehr vorgekommen, aber Manolete fühlte sich in seinem lila Tanktop und mit dem schweren Goldring
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