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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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sich ihnen, auf geschwollenen Füßen in abgewetzten Lederslippern, unter jeden Arm eine maunzende Wurst aus Fell geklemmt.
    Die Frau, die die beiden beinlosen Angorakatzen durch die Gegend schleppte, war für At Lantis eine höchst ungewöhnliche Erscheinung: Verglichen mit den göttinnen gleichen Grazien, denen man hier sonst so oft begegnete – feenartigen Geschöpfen, deren Körper und Kleidung perfekte Produkte eines von Diätplanern, plastischen Chirurgen, Modedesigern und Shopping Assistants geformten Lebensstils darstellten –, wirkte sie ungepflegt, ja geradezu heruntergekommen. Stumpfes, strähniges Haar fiel ihr grau in eine fettige Stirn, die Ringe unter ihren Augen hätten einem Waschbärbeta gut zu Gesicht gestanden, wenn sie denn hell und nicht ungesund dunkel gewesen wären. Ihr teigiger, aufgedunsener Leib wurde von einem zerschlissenen Morgenmantel nur unzureichend verhüllt, ihr schlaffes Dekolleté war ein Delta kränklich blauer Adern auf blassgelbem Grund.
    »Schön, dass Sie Zeit für uns haben, Miss Winchester«, sagte Pollock und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn ihr derangierter Zustand irritierte. »Ich bin Pollock Shermar, und das ist mein Partner Bruno Digger.«
    »Ich hätte Sie früher empfangen, aber ich hatte eben noch einen wichtigen Termin«, erwiderte sie mit einer Würde, die in keinem Verhältnis zu ihrem Aussehen stand. Für einen Wimpernschlag erahnte Pollock den Schatten der Dame aus der feinsten Gesellschaft, die Hughette Winchester einmal gewesen war. Damals, als sie für ein Tochterunternehmen von Romanow Inc. ein Vermögen mit der Entwicklung von Haustierschmuck gemacht hatte. »Folgen Sie mir bitte.«
    Sie führte sie schlurfend in einen Salon, der den Eindruck erweckte, als hätten die beinlosen Katzen es irgendwie geschafft, sich zur dominanten Spezies auf Erden zu entwickeln. Sie waren überall: auf dem Boden, auf den Sesseln und Diwanen, auf den Couchtischen – selbst im untersten Fach eines automatischen Servierwagens drängten sich zwei von ihnen aneinander. Eine pelzige, schnurrende Invasionsarmee in sämtlichen Farben und Alterskategorien, die eine Katzenexistenz so hergab.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz«, forderte Hughette sie auf und brachte das beeindruckende akrobatische Kunststück fertig, sich auf einem Sessel niederzulassen, ohne dabei die Handvoll Katzen zu zerquetschen, die das Möbelstück belagerten.
    Platz nehmen? Pollock sah sich etwas hilflos um, erspähte eine unbesetzte Sofalehne und nahm sie in Beschlag, ehe ihm Bruno zuvorkommen konnte.
    Die Eile war übertrieben, denn der Nacktmullbeta blieb einfach im Türrahmen stehen, die Unterarme leicht angewinkelt, den Mund verzogen wie ein Hypochonder in einer Leprakolonie.
    »Mephistopheles mag sie«, kommentierte Hughette glücklich, als von rechts eine schwarze Katze auf Pollock zurobbte und eifrig begann, an seinem Mantel zu lecken. »Darf ich Ihnen einen Drink anbieten?«
    Gott bewahre! »Nein, danke.« Pollock hörte zwar das leise Rauschen von Filteranlagen, die sicherlich ihr Bestes gaben, aber dennoch schwebten überall scheinbar schwerelose Katzenhaare in der Luft.
    Bruno schüttelte nur stumm den Kopf.
    »Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«, fragte Hughette.
    »Also …« Pollock zupfte an seinem Mantel, um ihn unauffällig aus Mephistopheles’ Reichweite zu bringen. Vergebens. Makutsi … dieser Scheiß-Zwerg muss mich verarscht haben. Das kann unmöglich die richtige Frau sein. Obwohl … »Wissen Sie, warum ich in At Lantis bin, Miss Winchester?«, entschied er sich letztlich für einen neutralen Einstieg.
    »Mister Shermar …« Sie ließ die beiden Katzen unter ihren Armen sanft auf ihren Schoß gleiten, zog den klaffenden Spalt des Morgenmantels ein wenig enger und legte vornehm die Hände übereinander. »Ich mag meine besten Jahre hinter mir haben. Ich mag es sogar aufgegeben haben, darauf zu hoffen, dass sich einer meiner nichtsnutzigen Söhne noch einmal hier bei mir blicken lässt, bevor ich die Augen für immer schließe. Halten Sie mich trotzdem bitte nicht für eine Frau, die die Augen vor all dem verschließt, was um sie herum vorgeht.«
    Das fällt mir einigermaßen schwer, wenn ich mir dieses Katzenasyl hier ansehe … »Nichts läge mir ferner, aber …« Pollock verstummte, weil ihm die Lösung eines Rätsels, das ihn schon seit seinem tragisch geendeten Lunch auf dem Plato Boulevard beschäftigte, auf dem Silbertablett serviert wurde.
    Ein

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