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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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kniehoher Bot rollte in den Salon und fuhr zielstrebig zu einer bunt gescheckten Glückskatze, die ihn durch jämmerliches Maunzen auf sich aufmerksam machte. Der mechanische Tierpfleger fuhr erst zwei gummigepolsterte Greifarme aus seinem Chassis und dann eine streugefüllte Lade aus seinem Unterbau aus. Sanft hob er die Katze an, die keinerlei Gegenwehr leistete. Der Bot platzierte sie eine Handbreit über der Lade. Die Katze krümmte den Rücken und löste genüsslich ihren Kot. Danach setzte der Bot sie so sorgsam ab, wie er sie aufgenommen hatte, und die Lade schloss sich.
    »Fein gemacht, Grizabella«, lobte Hughette die Katze. »Ganz fein gemacht.«
    »Wo finde ich denn eine Toilette für größere Kreaturen?«, wollte Bruno wissen.
    »Raus auf den Gang, die vierte links«, schickte Hughette den Beta auf den Weg.
    Verpisser! Pollock kraulte Mephistopheles mit einem Finger im Nacken, in der Hoffnung, ihn so vom Mantellecken abzubringen. Ohne Erfolg. »Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Miss Winchester. Das Thema, worüber ich gern mit Ihnen sprechen würde, ist ein bisschen heikel.«
    »So?«
    Pollock nickte.
    »Gut.« Sie lächelte dezent. »Die heiklen Themen sind ja auch die interessantesten.«
    Na schön. Keine Feigheit vor dem Feind. »Mir hat ein Vögelchen geflüstert, dass Sie sich damit auskennen, wer auf dieser Etage alles regelmäßig Beta-Escorts empfängt.«
    Hughettes Miene versteinerte. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Sie verstehen sicher, dass ich Ihnen meine Quellen nicht nennen kann«, sagte Pollock.
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«, wiederholte Hughette. Sie ballte die Fäuste, und aus dem weichen Grund ihrer Haut schoben sich ihre Knöchel weiß wie schneebedeckte Bergkuppen hervor. Mehrere der Katzen schienen den Zorn ihrer Herrin zu spüren: Manche fauchten empört, andere robbten von Hughettes Sessel in Richtung sichererer Ecken und Winkel des Zimmers.
    »Ich wollte Sie nicht verärgern«, erklärte Pollock ruhig, »aber anhand Ihrer Reaktion kann ich wohl davon ausgehen, dass mein Informant mich nicht belogen hat.«
    »Was ich in meinen eigenen vier Wänden treibe, Mister Shermar«, zischte Hughette, »ist meine Privatsache. Und dürfte ich Sie im Übrigen daran erinnern, dass die Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen kein Verbrechen ist.« Sie stand auf, ging zum automatischen Servierwagen und drückte ein paar Knöpfe an der Seite der Maschine. »Ich muss mir Ihre Unverschämtheiten nicht bieten lassen.«
    Der Wagen spuckte einen Becher aus, den sich Hughette sofort an die Lippen setzte. Der Geruch, der von dem Drink ausging, war so intensiv, dass er sogar das Katzenaroma überlagerte.
    Oh, man trinkt Gin … pur … nichts für Zartbesaitete. Pollock räusperte sich, bekam ein schwebendes Katzenhaar in den Hals, hustete und brachte endlich heraus, was er sagen wollte. »Ich versuche nur, ein paar Morde aufzuklären. Mehr nicht. Sie könnten mir dabei sehr helfen, und ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass alles, was Sie mir anvertrauen, unter uns bleibt – Ihnen, mir und meinem Partner. Ein kleiner Kreis der Verschwiegenheit.«
    Ob es nun am Gin oder an Pollocks mit Bedacht gewählten Worten lag: Hughettes Züge entspannten sich ein wenig. »Mister Shermar«, seufzte sie, »denken Sie, ich wüsste nicht, was aus mir geworden ist? Am Anfang, da tut es noch weh. Jeder Blick in den Spiegel ist eine Qual. Man sieht diese Fremde und fragt sich: ›Wer ist das? Das bin nicht ich.‹« Sie betrachtete sich in einem Futternapf aus Chrom, den sie auf dem Wagen vor der Fressgier der Katzen in Sicherheit gebracht hatte. »Am Anfang, da rafft man sich noch dazu auf, alles Mögliche zu tun, um den Verfall irgendwie aufzuhalten.« Sie lächelte beinahe versonnen. »Allein mit dem Geld, das ich Trainern und Beratern in den Rachen geschmissen habe, könnte ich dreimal in At Lantis wohnen. Aber dann, Mister Shermar, dann kommt der Punkt, an dem man etwas begreift, wenn man ehrlicher zu sich ist als diese lebenden Leichen, die da draußen aufgetakelt eine ewige Party feiern. Man begreift, dass der Verfall nichts ist, was von außen über einen hereinbricht. Er kommt von innen. Und dann, dann muss man akzeptieren, dass das, was in einem ist, sich nicht ändern lässt. Die Seele verzeiht nichts und kennt kein Vergessen. Und sobald man das akzeptiert, wird vieles andere belanglos.« Ihre Stimme, die weicher und weicher geworden war, gewann eine plötzliche Schärfe. »Ob man alt ist oder jung. Ob man

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