Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
still.
»Pass auf«, sagte Morbus, »schalte mich mal laut.«
»Sie hört dich.«
Morbus räusperte sich. »Nelly? Arris sagt, du bist bei Bewusstsein, aber du kannst nicht sprechen. Pass auf, wir machen es so: Einmal blinzeln heißt ja, zweimal blinzeln heißt nein. Verstanden? Blinzel einmal, wenn ja.«
Arris hockte sich nieder und starrte Nelly ins Gesicht. Nichts passierte.
»Und?«
»Sie schaut mich an. Sonst nichts.«
»Und«, mischte sich Eddie ein, »du bist sicher, dass sie dich anschaut und nicht einfach nur ihre Augen offen sind? Hat sie noch einen Puls?«
»Ich bin nicht dumm«, sagte Arris gekränkt und fühlte sich elend. Langsam ging er in die Hocke und tastete an Nellys Hals nach dem Puls. Da war er, schwach, unregelmäßig, aber vorhanden.
»Sie hat einen Puls«, sagte er.
»Okay«, sagte Morbus. »Okay.«
»Was soll ich tun?«, fragte Arris und zog die Hand wieder weg.
»Also, es ist so … wir müssen damit rechnen, dass die Lucies demnächst aufwachen. Wir sind in der Anlage, es sieht ganz gut aus. Eigentlich wäre es am besten, wenn du so schnell wie möglich herkommst, wir wissen nicht, wie lange es noch geht.«
»Und der Bordlaser?«
»Ein Risiko, ja. Aber kein höheres als das, das du eingehst, wenn du dort bleibst.«
Arris nickte. »Und Nelly?«
Morbus schwieg.
»Morbus? Was ist mit Nelly?«
Stille.
Dann Eddie: »Ich nehme euch das übel. Erst schleppt ihr sie mit, und dann darf ich … egal. Du kannst sie nicht mitnehmen, Arris. Sie wird nicht wieder. Und dalassen, als Fressen für die nächste Lucie, kannst du sie auch nicht.«
»Und was soll ich dann tun?«, fragte Arris schrill. »Wenn beides nicht geht?«
»Tut mir leid, Nelly«, sagte Eddie. »Aber du und ich, wir sind uns einig, was sein muss, richtig? Du wusstest es ja schon, ehe die beiden verdammten Idioten dich mitgeschleift haben. Du musst sie erschießen, Arris. Bring es gottverdammt noch mal zu Ende. Und wenn ich mal in Nellys Situation sein sollte, dann tu es auch für mich, aber bitte, verflucht noch mal, früher . Nicht erst, wenn ich schon riechen kann, wie ich mich zersetze.«
»Eddie!«, mahnte Morbus, aber er klang erschöpft.
»Morbus?«, fragte Arris. »Was soll ich tun? Sagst du auch, ich soll …«
Pause.
»Ja«, sagte Morbus dann.
Arris nickte, nahm die Viper von der Schulter, entsicherte sie und richtete sie auf Nellys Brust. Sie schaute ihn an. Dann schloss sie die Augen. Er war ganz allein.
Er drückte ab.
21
Datum: 27. Juli 3042
System: unbekannt
Planet: unbekannt
Ort: Wrack des Raumfrachters Virago
Jenseits der Tür zu Quartier zwei lag Dunkelheit. Argon leuchtete hinein und sah Gestein. Ein Teil des Bodens war hochgebogen und schien mit dem Fels, an dem die Virago entlanggeschrammt war, zu verschmelzen.
Sein Herz schlug langsam und deutlich. So war es also. Die Erde hatte sich aufgetan und sie verschlungen. Vorsichtig prüfte er die Festigkeit des Bodens und betrat die kleine Kammer, die aus Quartier zwei geworden war. Kurz bewunderte er die Verwandlungsfähigkeit. Zuerst Mannschaftsquartier, dann Hochsitz und Plattform für Scharfschützen, jetzt eine kleine, dunkle Kammer mit Wänden aus Stahl und Stein.
Die barbusige Katzen-Beta hing noch immer da und lächelte ihn schief an.
Sorgfältig leuchtete er in alle Winkel und suchte nach einem Ausgang. Es gab keinen. Trotzdem verschloss er die Tür wieder, als er sich zurückzog.
In der Cantina nahm Wolf die Information sehr gefasst auf, vermutlich war auch bei ihm die Bereitschaft aufgebraucht, sich über schlechte Nachrichten aufzuregen. Er nickte nur und verabreichte Toro, der noch immer auf dem Boden lag, irgendwelche Pillen, reichte ihm Wasser dazu und verschwand kurz, um eine Hose zu holen, weil Toro darauf bestand.
»Die Wand von Quartier eins ist ein bisschen eingedrückt«, berichtete er, als er zurückkam. »Bei Nova sieht es übrigens auch nicht gut aus. Die Virago ist hirntot, sagt sie, wir könnten sie höchstens noch an die Beatmungsmaschine anschließen.«
»Und das heißt?«
»Notstrom. Im besten Fall Notstrom. Mehr wird es nicht geben.«
Stirnrunzelnd sah Argon auf die Uhr. Er hatte sie an die geschätzte Dauer der hiesigen Tage und Nächte angepasst, zweiunddreißig Uhr entsprach Mitternacht. Dunkel wurde es gegen sechsundzwanzig Uhr. Das waren noch gut acht Stunden Tageshitze, oben herrschten vermutlich unbeschreibliche Temperaturen.
»Gut«, sagte er. »Wir schauen nach den Passagieren.«
»Die werden
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