Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
sich sehr über den vorbildlichen Service freuen!«
»Und nach Nox.«
»Hoffen wir denn, dass er noch lebt, oder hoffen wir das nicht?«
»Versuch, ein bisschen nützlich zu sein.«
»Entschuldige. Ich habe gerade Toros Arsch repariert, mir geht’s nicht so blendend. Wir schauen nach den Passagieren, ja. Und dann, wie wir hier rauskommen, richtig?« Wolf fuhr sich mit beiden Händen über den kahlen Schädel.
Argon zog eine Grimasse. »Vor Ablauf von sechs Stunden dürfte es nicht sinnvoll sein, den Kopf da oben rauszustrecken. Aber spätestens in sechs Stunden sollten wir einen Weg nach oben gefunden haben und abmarschbereit sein.«
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit sah er Wolf unsicher. »Diese Aliens … die scheinen nachtaktiv zu sein. Oder?«
Argon sah ihn nachdenklich an. »Wer weiß, vielleicht vertragen sie kein Licht. Wir holen gleich noch ein bisschen Zeug aus dem Lager, wir müssten noch ein paar Blendgranaten dahaben.«
»Wenn ich ehrlich sein soll, mir wären ein paar mehr Laserwaffen lieber. Welche haben wir da – die Finch und das Gewehr, oder?«
»Japp, das war’s. Egal. Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Jetzt erst mal die Passagiere.«
Sie fanden die Cetaner in völliger Auflösung vor. Murray atmete schwer und starrte Argon mit glasigen Augen an, während er pausenlos auf ihn einredete, und der Junge saß stumm in der Ecke, die Augen groß und dunkel im kalten Licht der aufgestellten Lampen. Scar war bei Bewusstsein, sprach aber nicht viel, und Argon gestand sich ein, dass er ihre Existenz bei der Überlegung, zu Fuß rüberzumarschieren, vergessen hatte. Toro und Scar – sie beide waren nicht in der Verfassung für Fußmärsche, auch wenn es nur zwölf Kilometer waren.
Er verließ den improvisierten Operationssaal und schaute nach Nox. Als die Tür nach massiver Gewaltanwendung mit dem Servohandschuh endlich weit genug nachgab, damit er sich hineinquetschen konnte, erwartete er das Schlimmste: ausgerenkte Schultern, abgebissene Zunge, Genickbruch, insgesamt völlige Untauglichkeit als Geisel. Aber Nox schaute ihm entgegen, und fast war Argon erleichtert, als er das spöttische Licht in seinen Augen sah.
»Sind wir eine Etage weiter nach unten gezogen?«, erkundigte sich Nox.
»Mindestens.«
»Und der Strom? Wann wird der wieder angeliefert?«
Argon verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete ihn. »Warum bist du hier?«
Nox schnalzte mit der Zunge. »Weil mich Scar und ihre Waffe darum gebeten haben.«
»Und warum in Wirklichkeit?«
Nox lächelte. »Du hast keine Lust mehr auf Spielchen, hm?«
»Ich hatte noch nie welche.«
»Ein bisschen. Ein bisschen Freude an Spielchen konnte man früher aus dir herauskitzeln. Jetzt nicht mehr. Du bist so empfindlich geworden wie dein sensibles Rindvieh.«
Sein Geschwätz machte Argon müde. »Es ist kein Spiel. Wir haben zwei Verletzte an Bord, keinen Strom, und deine bleichen kleinen Freunde sind auch noch irgendwo auf der Rechnung. Möglich, dass keiner von uns den nächsten Sonnenaufgang erlebt. Ist dir das klar?«
Langsam neigte Nox den Kopf. »Das ist immer möglich.«
»Ich weiß, dass du Scar mit links hättest in Stücke reißen können. Du wolltest an Bord kommen. Warum?«
Nox blinzelte ihn an. »Vielleicht finde ich, dass es genug Tote gegeben hat.«
Argon blinzelte zurück, Nox’ Überraschung erfüllte ihn mit heimlicher Genugtuung. »Vielleicht«, erwiderte er. »Auf welcher Frequenz erreiche ich die anderen? Morbus weiß ich, aber wie erreiche ich alle beziehungsweise die, die gerade nicht unter der Erde herumkriechen?«
»Sie kriechen auch unter der Erde herum?«, fragte Nox verblüfft. »Warum das denn?«
»Die Frequenz.«
Nox nannte sie ihm.
»Danke.«
»Sehr gern. Falls du mich noch für irgendwas brauchst – du weißt ja, wo du mich findest.«
Flames hatte seit zwei Tagen nichts gegessen. Es machte ihm nichts aus, er war längst über das Stadium hinaus, in dem er auf die regelmäßige Zufuhr von Nahrung angewiesen war. Er musste kaum essen und kaum schlafen, als würde das Feuer, das in ihm brannte, diese weltlichen Bedürfnisse weitgehend ersetzen. Noch lieber stellte er sich jedoch vor, es würde sie aus ihm herausbrennen. Je heller es loderte, je heißer es brannte, desto nachdrücklicher wurde ihm bewusst, dass der Körper, der einmal einem seltsamen, stillen Jungen gehört hatte, ein Gefäß für etwas Größeres war. Dass das Feuer ihn leer brannte, die verbliebene
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