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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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sollte. Nun schwieg sie.
    »Was soll ich tun?«, fragte er. »Hast du Schmerzen?«
    Nichts.
    »Soll ich dich zu Morbus bringen? Vielleicht bekommt er dich wieder hin.« Ihm graute bei der Vorstellung, diese Bauchwunde provisorisch verschließen zu müssen, und sie in den Wagen zu bekommen, wäre selbst für ihn keine leichte Aufgabe. Aber wenn sie es wollte, würde er es tun.
    Schweigen. Nur der Blick, dieser Blick, in dem nichts lag. Nur Erkennen. Sie erkannte ihn. Oder nicht?
    »Weißt du, wer ich bin?«, fragte er.
    Noch nie hatte er ihr so lange ins Gesicht geschaut, noch nie war ihm so deutlich aufgefallen, wie selten sie blinzelte. Er sehnte sich nach einem Blinzeln, damit dieser lange Blick unterbrochen wurde; damit er eine Pause hatte. Aber sie blinzelte nicht, und sie schauten einander an, und Arris wünschte sich, er hätte die Lucie später bemerkt, er wünschte sich, Nelly wäre tot, damit er Abschied nehmen und wegfahren konnte.
    Der Alarm piepste aufdringlich, unaufhörlich.
    »Das ist Morbus«, sagte er. »Ich gehe nach draußen und spreche mit ihm.«
    Sie reagierte nicht. Es dauerte lange, bis er sich aus dem hypnotischen Bann ihres leeren Blicks lösen konnte.
    Draußen gleißte blau die Sonne, die Luft war fast zu heiß zum Atmen. In seinem Schädel nahe der Nebenhöhlen gab es ein kleines Implantat, das die Atemluft erwärmte, wenn sie zu kalt war. Zu heiße Luft abkühlen konnte es allerdings nicht, und es war, als atme er Feuer. Es gab keinen erreichbaren Schatten, und der dunkle Fels nahm das Sonnenlicht auf und strahlte es verstärkt wieder ab. Die Ebene schien silbrig zu glühen, und mit einem Mal registrierte er, dass auf dem zuvor so schlammigen Boden etwas wuchs. Verwundert wagte er sich einige Meter hinaus in die Hitze, dorthin, wo der Fels endete und die ersten Gebilde wucherten, hockte sich hin und berührte das, was sich wie ein löchriger Teppich aus Millionen ovaler, einen halben Meter langer Spiegel über die ehemalige Schlammwüste erstreckte.
    Es waren Blätter. Steife, spiegelnde Blätter, und als er eins davon anhob, sah er einen dicken Stängel darunter, fast eher einen Stamm, der sich zu zweien dieser Blätter teilte. Die Unterseite schien ihm dunkelgrün zu sein, ganz sicher konnte er es im Licht der blauen Sonne nicht sagen, und er sah bereits die Ansätze für weitere Blätter, die gerade anfingen zu keimen.
    »Was ist passiert?«, fragte Morbus ungeduldig in seinem Ohr, und Arris erhob sich. Die Pflanzen waren kaum zehn Zentimeter hoch, aber gestern waren sie noch nicht dagewesen. Er wich vor ihnen zurück.
    »Die Lucie hat Nelly angegriffen«, sagte er.
    »Himmel«, stieß Morbus aus. »Lebt sie noch?«
    »Sie schaut mich an.«
    »Was?«
    »Sie schaut mich an.«
    »Ist sie wach?« Morbus klang ungläubig. »Hat sie etwas gesagt?«
    »Sie schaut mich nur an. Sie sagt nichts. Sie blinzelt nicht. Es hat ihr den Bauch wieder aufgerissen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Ob es die Hitze war oder der Stress, er atmete schneller. Seine Brust schmerzte.
    »Aber sie ist bei Bewusstsein, ja? Hat sie Schmerzen?«
    »Ich weiß es nicht. Sie schaut mich nur an. Was soll ich tun?«
    »Warte kurz.« Damit war er weg.
    Arris wartete. Die Hitze schlug auf ihn ein wie eine Faust vom Durchmesser eines Kleinwagens. Sie dörrte ihn aus. Auf seiner Haut klebte ein öliger Schweißfilm, nur unter den Achseln war es trocken. Er wartete und wartete, und endlich, als er fast schon glaubte, er würde hier stehen, bis er starb, hörte er wieder etwas.
    »Arris?«
    »Ich höre dich.«
    »Nimm mal Eddie mit rein. Was ist denn mit deiner Stimme?«
    Arris schaltete Eddie mit dazu. »Es ist sehr heiß.«
    »Stehst du etwa draußen? Wie viel Grad sind das da gerade?«
    Arris rief die Zusatzfunktionen seines JUSTs auf und erfuhr, dass es dreiundsiebzig Grad waren, Luftfeuchtigkeit zweiundachtzig Prozent. Er gab es weiter, und Morbus fluchte.
    »Geh rein. Schalte das Signal über Eddies kleine Alarmanlage weiter. Warum hast du das nicht längst getan?«
    »Ich bin nicht auf die Idee gekommen«, erwiderte Arris, taumelte zurück zur Höhle, benutzte die Anlage zur Weiterleitung und tauchte in die relative Kühle der Höhle ein. Im ersten Augenblick erschien es ihm kalt, aber laut JUST herrschten auch hier immerhin vierunddreißig Grad.
    »Wie geht es Nelly?«
    Widerstrebend schaute Arris hin. Die gelben Augen waren auf ihn gerichtet. Als er näher kam, folgte Nellys Blick ihm, ansonsten lag sie vollkommen

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