Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

wollte leben, und als ihm das klarwurde, übergab er sich gleich noch einmal. Aber diesmal hielt er dafür nicht extra an, und es wurde eine ganz schöne Sauerei.
    Irgendwann hätte die Virago in der Ferne in Sicht kommen müssen, ein schwacher Umriss dort draußen, eine etwas höhere Erhebung als die gelegentlichen Felsen. Die Luft flimmerte, und er sah nichts, also fuhr er weiter, bis vor ihm die Anlage auftauchte. Er hielt an, obwohl es dumm war, und schaute in die Richtung, in der die Virago lag. Liegen sollte. Nicht lag.
    Er schaltete das JUST wieder ein.
    »Was zum dreimal verfluchten Mondkalb soll das?«, fuhr ihn Morbus sofort an. »Hattest du das JUST ausgeschaltet? Was denkst du dir bloß? Wo bist du jetzt?«
    »Ich stehe vor der Tür.«
    »Du stehst?«
    »Im Wagen. Ich stehe zwanzig Meter vor der Anlage.«
    »Wieso stehst du da? Fahr hinter das Gebäude und komm rein. Jetzt. Arris? Arris?«
    Er beschattete die Augen, was albern war, weil er den Lichteinfall stark heruntergeregelt hatte und ausreichend gut sah. Nur sah er die Virago nicht, obwohl er sie hätte sehen müssen.
    »Das Schiff ist weg«, sagte er.
    »Was?«
    »Das Schiff ist weg. Ich sehe es nicht.«
    Kurze Stille. »Das kann eine Luftspiegelung sein. Bei der Hitze. Vielleicht …«
    »Bei einer Luftspiegelung sind Dinge da, die nicht da sind«, mischte sich Eddie ein. »Da verschwinden nicht Dinge, die in Wirklichkeit da sind, es ist genau andersrum.«
    »Und wo soll die Virago sein?«, fragte Morbus. »Meinst du, sie haben den Antrieb und die Außenhülle mal eben so repariert und sich gedacht, hey, warum fliegen wir nicht einfach nach Hause?«
    »Weiß ich doch nicht. Ich weiß nur, wenn unser Adlerauge Arris das Schiff von dort aus nicht sieht, dann ist es wohl nicht da. Warum das so ist? Woher soll ich das wissen?«
    »Ich schau mal nach«, sagte Arris, ehe sie sich weiter anzicken konnten, und startete den Motor.
    »Du tust was?«, zischte Morbus entsetzt. »Sag mir, dass das nicht dein Ernst ist. Hör zu, du kommst jetzt erst mal …«
    Arris schaltete ihn ab. Bis auf das Motorengeräusch war alles still. Er war unendlich müde, aber ihm war friedlich zumute. Gerade als er es dachte, zerbröckelte der Frieden, und der scharfe Geruch, der sich nach seinem Schuss ausgebreitet hatte, erfüllte das Wageninnere und drang in seine Nase. Er stieg so heftig aufs Gas, dass der Frosch jaulend beschleunigte und über kratertiefe ausgetrocknete Schlammgräben schoss, bis die Federung aufschrie wie ein gemartertes Lebewesen.
    Je näher er kam, desto klarer wurde ihm: Die Virago war wirklich fort. Irgendwann wurde er langsamer, suchte weit vornübergebeugt, die Nase fast an der Scheibe, den Boden gründlich ab, während er fuhr. Die Spiegelpflanzen zerbrachen nicht, es gab keine Scherben, er hinterließ nur eine schmutzig grüngraue Spur.
    Den letzten Kilometer schlich er dahin und hielt Ausschau, als könnte sich die Virago möglicherweise plötzlich direkt vor ihm materialisieren.
    Und dann kam er an das Loch.
    Er hielt an. Stieg aus. Schloss die Tür, taumelte in der Hitze vorwärts und rang nach Luft. Der aufgeheizte Boden verbrannte ihm die Hände, als er sich kurz abstützte, also hielt er sich aufrecht, bis er ganz am Rand stand und hinunterschaute.
    Und dort, tief in einem gewaltigen Krater, lag die Virago .
    Sie saßen schweigend in der Cantina , Argon und die Passagiere, neben dem Tisch stand Toro, und sie alle starrten auf den Bildschirm an der Wand, der die Bilder der Drohnen zeigte. Nebenan in der Küche war es still, Argon hatte Tinas Energiezelle entfernt, und auch die Aufzeichnungen waren stumm. Die Drohnen übertrugen nur Bilder und Funksignale, keine direkten Umgebungsgeräusche. Den Hauptteil des Schirms nahm die Sicht von Wolfs Drohne ein, das Bild von Novas Drohne lief in einem kleinen Fenster links unten in der Ecke.
    Das kleine Bild, auf das Murray seinem Sohn mit umständlichen Verrenkungen den Blick verwehrte: Gewimmel, geschmeidige, hässliche Leiber, über und über mit dunkelrotem Blut verschmiert. Sie tauchten in das Quintatherium, fraßen sich hindurch wie durch die Mauer des Schlaraffenlands, hier und da zuckte die Haut des toten Riesen von den gefräßigen Räubern darunter, als wollte er weglaufen. Es kostete Argon große Anstrengung, nicht hinzusehen, sondern sich auf den großen Bildschirm zu konzentrieren.
    Die Drohne irrte durch ein dunkles Gangsystem. Er wusste, dass Wolf eine Karte davon anlegte, aber sie würde