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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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soll ich denn machen?«
    »Nach einer Leiche suchen.«
    Kurz hing Novas konsterniertes Schweigen in der Leitung.
    »Entschuldige. Ich habe eben verstanden, ich soll nach einer Leiche suchen.«
    »Korrekt. Wahrscheinlich unten am Boden des Schachts. Wenigstens Spuren davon. Such nach Blut, Einzelteilen, Knochenstücken, egal was. Ich will eine Leiche haben.«
    »Dann erschieß doch diesen Nox«, schlug sie vor. »Sag mal … eine Leiche? Was ist da los?«
    Argon schaute Wolf an, und auf einmal war da wieder die Vertrautheit, die lange gefehlt hatte, weil er sich so tief in seinen Grübeleien verloren hatte, dass Wolf ihn manchmal kaum erkannt hatte.
    »Toro hat einen brennenden Mann erschossen«, sagte Argon, »einen unsichtbaren, brennenden Mann im Schacht.«
    »Wenn du mich verarschen willst, muss ich dir sagen, dass das kaum der richtige Zeitpunkt …«
    »Such ihn. In Einzelteilen. Spuren. Irgendwas.«
    »Na gut«, gab sie zurück. »Und wenn ich nichts finde?«
    »Dann«, sagte er, »müssen wir davon ausgehen, dass §irgendwo in den beiden Decks unter uns noch jemand am Leben ist, der auf dem Schiff nichts zu suchen hat und zäher ist, als irgendjemand sein sollte.«
    Schweigen.
    »Aye«, sagte sie schließlich. Es klang nicht mehr, als halte sie es für einen blöden Scherz.

22
    Datum: 27. Juli 3042
    System: unbekannt
    Planet: unbekannt
    Ort: Höhle
    »Ich halte das nicht aus«, sagte Arris. »Ich halte das nicht aus. Ich halte das nicht aus.« Er sagte es nicht zu irgendwem, Morbus und Eddie konnten ihn nicht hören, das JUST war ausgeschaltet. Er sagte es auch nicht zu Nelly, denn er hatte sie zurückgelassen. Hatte sie in der leeren Höhle zurückgelassen, mit der Isolierdecke zugedeckt, und war weggefahren. Eddies Funkanlage hatte er vergessen, es fiel ihm auf, als er zwei, drei Kilometer weit draußen war, aber er fuhr nicht zurück.
    »Ich halte das nicht aus«, sagte er, dann schlug es über ihm zusammen, er bremste, würgte, übergab sich, er schrie, er fluchte, er weinte, und natürlich hielt er es aus. Es blieb ihm ja nichts anderes.
    Er tauchte an einen dunklen Ort ab, an dem es weit und breit nichts gab, kein Oben, kein Unten, keine Himmelsrichtung und keine Wand, an der man sich den Kopf einrennen konnte, niemanden, der einem sagte, was zu tun war, und er wusste nicht, was er empfand, es hatte keinen Namen oder zu viele. Nur dass es nicht aufhören wollte, das wusste er. Bis es aufhörte. Wenigstens: abebbte. Bis die Erschöpfung die spitzen Winkel und Kanten milderte, sie abpolsterte mit Leere und Dumpfheit und dem Eindruck, am Grund eines tiefen Brunnens zu erwachen, an den kein Sonnenlicht drang und kein Laut. Er wollte sich zusammenrollen und schlafen. Tiefer sinken, vergessen. Aber er saß da, aufrecht und starr, und spürte, wie ihn die Hitze anfasste wie mit Händen. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, aber sie stieß an ihre äußersten Grenzen. Überall ringsum gleißten die Spiegel der ovalen Blätter und warfen die Hitze tausendfach zurück, Ober- und Unterhitze , hatte Morbus gesagt, als Arris ihm von den Pflanzen erzählte, es hatte wohl ein Witz sein sollen, aber Morbus klang nicht, als erwarte er, dass irgendjemand darüber lachte.
    Arris atmete tief durch. Die Höhle war weit fort. Mit einem Mal war es, als sei das alles an einem anderen Tag geschehen, gestern oder vielleicht vor drei Jahren, aber gerade als er es dachte, rückte es wieder ganz nah. Er roch Nellys Blut und das, was sich aus ihr ergoss, als sie starb, als sie endlich starb, endlich, endlich, aber gottverdammt noch mal, sag es doch, sag es, sie starb nämlich nicht einfach, sie war getötet worden, und zwar durch seine Hand.
    Er stöhnte leise. Es ist das Richtige , hörte er Morbus sagen, kurz danach, ganz leise, aber es hatte vorhin nicht geholfen, und es half jetzt nicht. Weil es nicht richtig war. Nichts war richtig.
    Er hämmerte aufs Lenkrad, bis er bemerkte, dass es sich unter seinen Schlägen verbog, dann stellte er fest, dass es blockierte, und es dauerte viel länger, es wieder hinzubiegen, als es kaputt zu machen, und als er damit fertig war, herrschten draußen fast achtzig Grad. Er war versucht, einfach auszusteigen und sich mitten zwischen die Spiegel zu legen, aber er tat es nicht, sondern fuhr weiter. Warum, wusste er nicht, er dachte nur, dass es knapp gewesen sei, die Entscheidung zwischen Weiterfahren und Aussteigen, doch dann begriff er, dass er sich etwas vormachte. Er wollte nicht sterben, er

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