Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
den Seiten herabstürzte, um die entstandene Lücke zu füllen, in der sich tobende Hexenkessel bildeten. In seinem Hirn schloss sich eine kleine Software mit den Daten kurz – der Sergeant hatte sie ihm nach ein paar kleineren Peinlichkeiten in freier Wildbahn beschafft, wie er es ausdrückte –, und der Rechner sendete ihm eine Warnung, noch ehe die anderen die Geräusche bewusst wahrnahmen.
Argon war mit Toro beschäftigt, Morbus kümmerte sich um den Jungen, der sich zwar gut gehalten hatte, allmählich aber doch an seine Grenzen stieß, und Eddie hatte die Finch und die Schlussposition übernommen. Arris’ Aufgabe war es, sich um die Lucies zu kümmern, die von vorn oder von der Seite kamen. Aber da kam nicht viel; die meisten von denen, die sprangen, trieben rasch ab, und kaum eine kam in gefährliche Nähe. Solange nicht auch an der anderen Uferseite welche auftauchten, waren sie für den Moment in relativer Sicherheit.
»Stromschnellen voraus«, verkündete er übers JUST und glitt durch die Strömung vorwärts, schneller als der Fluss.
»Nee«, sagte Eddie irgendwo hinter ihm. »Einfach: nee.«
»Vielleicht sollten wir …«, fing Morbus an.
»Nö.« Eddie machte eine Lucie lang, die aus dem Klo gefallen war und ihnen hinterhertrieb. »Ich hab jetzt keinen Bock mehr. Scheißstromschnellen, oder was? Jetzt reicht’s auch mal!«
Arris beschleunigte, im Wasser war er so leicht wie an Land nach den diversen Modifikationen schon längst nicht mehr. Er hatte die anderen noch nicht ganz aus dem Sichtfeld verloren, als er sah, wo das Wasser abwärtsstürzte. Er peilte einen größeren Fels an, schoss darauf zu und ließ sich unter Wasser reißen. Die Software berechnete den richtigen Zeitpunkt, er stieß sich wieder nach oben, bekam glitschigen Fels zu packen und zog sich ungeachtet des fürchterlichen Sogs empor. Ihm war, als reiße es ihm Kleider und Haut vom Leib, und für einen Augenblick war er nicht mehr leicht, sondern wog das Vielfache seines eigentlichen Gewichts. Ohne die modifizierten Handflächen und die verstärkten Muskeln und Knochen hätte er nicht mal den Kopf aus dem Wasser bekommen, bevor es ihn wieder hinunterriss, als säße da unten am Grund eine psychopathische Lorelei mit der Kraft dreier Grizzly-Betas, die alles daran setzte, ihn zu ersäufen.
Fluss: gut fünfzehn Meter Stromschnellen, bevor er sich zu einem kochenden See ausbreitete, der um ein Zentrum kreiste – einen Strudel, in dem das Wasser verschwand. Ringsum verbreiterte sich die Höhle, das Ufer flachte deutlich ab. Ein natürliches Staubecken, weil das Loch, das den Fluss normalerweise schluckte, zu klein war, um die Massen zu bewältigen, die nach der Regenzeit hereingerauscht kamen. Stalaktiten hingen von der Decke, aus dem Boden ragten ihnen Stalagmiten entgegen und verschmolzen hier und da mit ihren Gegenstücken zu gewaltigen Säulen.
Auf dem flachen Ufer: Lucies. Nicht ansatzweise so viele, wie bisher heruntergetrieben oder zurückgekommen sein mochten, etliche hatte der Fluss mit sich in die Tiefe gerissen, aber viel zu viele hatten es geschafft. Manche schleppten sich nur noch dahin, waren verletzt, von Steinen in den Stromschnellen oder Artgenossen, die sich tief in ihr Fleisch gekrallt und verbissen hatten, um sich wie auf einem lebenden Floß über Wasser zu halten. Die, die noch beweglich genug waren, waren der Beute über die Felswand wieder entgegengeklettert.
Und folgten ihnen jetzt wieder zurück hierher.
Arris hatte nur Sekundenbruchteile benötigt, um die Einzelheiten zu registrieren. Das wichtigste Detail aber, das ihn für einen Augenblick reglos auf seinen nassen Fels bannte: Licht.
Tageslicht.
Argon hatte sich geirrt. Draußen war die Nacht bereits vorbei.
Das Licht fiel durch einen schmalen Spalt am jenseitigen Ende der Höhle. Dort hatte sich das schäumende Wasser, das die Felsen bei jeder Regenzeit millimeterweise abtrug, in ungezählten Jahrhunderten durch den Fels gefressen und einen Ausgang geschaffen.
Tageslicht , dachte er atemlos.
Ausgang.
Eilig schlug er einen der letzten Kletterhaken in den Stein. Riss das Sicherungsseil, das er nicht benutzt hatte, vom Gurt, knotete es hastig am Haken fest und peilte den nächsten Stein an, der keine fünf Meter entfernt war. Sprang. Hieb den Haken hinein und zog das Seil straff, als Argon und Toro auch schon vor ihm auftauchten. »Festhalten«, brüllte er, und Toro griff blindlings ins Nichts. Statt das Seil zu fassen zu bekommen, geriet er
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