Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
künstliche Superhirn darum bat, den besten Weg dorthin aufzuzeigen, war er den Gerüchten zufolge abgestürzt, und mehrere Kilometer Datenleitungen waren durchgebrannt.
Lukhard Frey, einer der wenigen Pressesprecher des verschwiegenen 2OT, hatte in einer Stellungnahme missmutig geäußert, im Grunde sei Olympos nicht brauchbarer als ein durchschnittliches menschliches Gehirn – es stecke wesentlich mehr Rechenpower dahinter, nur damit am Ende ebenfalls etwas herauskam, das mit etwas Glück stimmte oder auch nicht. Lukhard Frey verschwand und ward nie wieder gesehen, doch der Spott hielt sich hartnäckig. Angeblich war Olympos inzwischen das gesamte Verwaltungswesen des 2OT übertragen worden, und er verursachte hier so viel Chaos und Durcheinander wie zuvor Hunderte fehlbarer Menschenhirne.
Die Tragödie des Superrechners hatte Argon hart getroffen. In seiner Jugend hatte er viel zu viel gezockt und irgendwann mittelschwere Wahnvorstellungen entwickelt, in denen er die Wirklichkeit abspeicherte, um auf den Spielstand zurückzugreifen, falls etwas schiefging. Das Versagen Olympos ’ jedoch hatte ihm dieses Schiefgehen in neuem Licht erscheinen lassen. Sein Glaube an eine wie auch immer geartete Vorherbestimmung, an eine optimale Lösung, war ihm abhandengekommen, und manchmal, wenn er eine Situation gänzlich anders eingeschätzt hatte, als sie sich dann entwickelte, erfasste ihn noch immer Bitterkeit, die er sich nicht recht erklären konnte.
So wie jetzt beispielsweise. Da saßen sie am Besprechungstisch vor ihren gefüllten Gläsern, in denen der Wasserspiegel die leichte Schieflage des Decks nachzeichnete, die beiden Cetaner, die Betas, seine Leute. Letztere schwerbewaffnet, weil Argon eine Meuterei befürchtet hatte, Gebrüll, Theater, Unvernunft, zumindest seitens des älteren Cetaners, vor allem, als er erwähnte, dass sie keine Satelliten hatten orten können. Aber sie alle waren ganz still, blass, lauschten aufmerksam, als er die Situation schilderte, und dann schwiegen alle und wandten ihre Aufmerksamkeit artig Nova zu, die erläuterte, wie es um ihre Energiereserven stand.
»Wir verfügen über einige Sonnenkollektoren«, sagte sie abschließend, »und sobald der Regen aufhört, könnten wir in Erwägung ziehen, sie aufzustellen. Allerdings ist es ein ganz schöner Aufwand. Vermutlich ist es sinnvoller, erst einmal abzuwarten, welchen Energiebedarf wir haben. Sobald das Wetter ein bisschen günstiger wird, führen wir einen Umgebungsscan durch, mit ein wenig Glück können wir dann die hiesigen klimatischen Verhältnisse besser einschätzen. Jedenfalls haben wir, falls uns die Energie knapp wird, noch immer die Sonnenkollektoren in der Hinterhand, das ist ein beruhigender Gedanke.«
Niemand sah sonderlich beruhigt aus, nicht mal Nova selbst, die etwas gequält lächelte, sich wieder neben Argon setzte und einen tiefen Zug aus ihrem Wasserglas nahm.
»Wenn ich …« Murray griff an die Krempe seines Huts, als überlegte er, ihn abzusetzen, ließ aber die Hand wieder sinken. »Wenn ich etwas fragen dürfte …«
»Bitte.« Argon nickte ihm zu.
»Dieser Umgebungsscan … das ist doch ein Signal, das man auffangen und orten kann.«
»Natürlich.«
»Ich denke nicht an die Personen, die mit den Fahrzeugen geflohen sind. Mir ist klar, dass sie ohnehin wissen, dass wir hier sind. Ich frage mich nur … was, wenn jemand dieses Signal ortet, der uns nicht wohlgesinnt ist?«
»Das Problem haben wir ganz grundsätzlich mit allen Signalen, die wir aussenden. Ob es sich um einen Scan handelt oder einen Notruf, im Grunde sogar Funksignale innerhalb des Schiffs. Streng genommen gehen wir mit dem gesamten Betrieb des Schiffs ein Risiko ein. Auch die Sensoren in der Außenhülle, die derzeit aktiv sind und uns warnen, falls sich dort draußen etwas nähert, würden bei einem Scan der Umgebung auffallen wie Leuchtfeuer.«
Murrays Blick glitt zu seinem Sohn. Er war höchstens dreizehn, vierzehn, und hatte unverkennbar dieselben blassblauen Augen.
»Ich will nicht ängstlich erscheinen«, sagte Murray. »Aber verstehen Sie, ich würde gern … ich möchte … also, ich würde sehr gern meinen Sohn sicher nach Hause bringen und bin nicht zu großen Wagnissen bereit. Ein Abenteuerurlaub, ein wenig Trophäenjagd, das war schon die äußerste Grenze, Sie können sich nicht vorstellen, wie schwierig es war, seine Mutter davon zu überzeugen, dass …«
Der Junge wirkte peinlich berührt. Bis auf die Augen hatten
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