Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
hoch an ihre Schläfen und lehnte die Stirn an die der Siren , die glatt war und warm und sich ganz wie die eines lebendigen Menschen anfühlte. Energieströme pulsierten unter ihren Händen, Datenpakete entfalteten sich willig unter ihrem Geist, Tina lag vor ihr wie ein offenes Buch. Schneller als irgendwer es mit seinen Händen hätte tun können, programmierte Nova einige neue Codes, sie dachte überhaupt nicht darüber nach, was sie tat, es passierte mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der Argon mit Schusswaffen umging oder Toro lachte, wenn irgendwer vor seinen Augen auf die Schnauze fiel.
Das strikte Schusswaffenverbot hatte Argon einprogrammiert. Tina erstarrte, aber ehe sie eine Autorisierung als Administrator fordern konnte, hatte Nova die Sicherheitsabfrage einfach übergebügelt, stieß sie mit ihrem Geist beiseite, wie Toro einen kleinen, hüfthohen Gartenzaun niedertrampeln würde. Sie definierte Bedrohungsparameter binnen eines Lidschlags, brachte Tina in weniger als einer Sekunde auf ihren eigenen Wissensstand, was Schusswaffen und ihr Handling anging, und koppelte sich selbst, Argon, Wolf und Toro mit einer Blockade … auf sie würde Tina nicht schießen können. Aber sie würde sie beschützen. Wenn es nötig war, wenn es möglich war, würde sie sie beschützen.
»Ich gebe dir nachher eine kleine Pistole«, flüsterte Nova ihr zu und löste sich von ihr. »Aber du darfst sie niemanden außer mir sehen lassen.«
»Verstanden«, antwortete Tina und lächelte.
Nova legte einen Finger auf Tinas glatte Stirn und konzentrierte sich sachte, und aus dem neutralen Lächeln wurde ein verschwörerisches.
Aber es half nichts. Sie fühlte sich immer noch so allein, dass das Atmen wehtat. Die Virago lag im Sterben, die Hälfte des Teams war tot, und hinter die Stirnen der drei Männer, die geblieben waren und ihr auf einmal so fremd erschienen, konnte sie nicht schauen.
15
Datum: 26. Juli 3042
System: unbekannt
Planet: unbekannt
Ort: alte Anlage
Der Eingang lag von der Virago abgewandt, sie parkten den Wagen so, dass er vom Schiff aus nicht zu sehen war, und betraten das Gebäude durch einen langen, finsteren Gang, der schwer von Sprengungen gezeichnet war.
»Point of no return«, merkte Morbus an. »Wir kommen hier nicht mehr weg, sobald sie bemerken, dass wir hier sind, das ist dir klar?«
»Jaja.« Eddie brachte einen Bewegungsmelder im Gang an und setzte seine Brille auf.
Morbus tat es ihm gleich, sie passte sich automatisch den Lichtverhältnissen an. Aus einem Loch, gefüllt mit vollkommener Schwärze, wurde eine grünliche Halle mit jeder Menge Blut und einem Haufen toter Lucies auf dem Boden.
Leise pfiff Eddie durch die Zähne. »Sieh an!«
»Bleib von denen weg.« Morbus deutete mit dem Lauf der Viper auf eine Lucie, die noch schwach zuckte. »Die sind zäh.«
»Pffft«, machte Eddie und stieß mit dem Jagdgewehr nach einem der Aliens, das mit mehreren Schusswunden im Leib vor seinen Füßen lag.
»Ich meine das ernst. Es gab neulich ein Remake von irgendeinem uralten Film, da hat sich eine vermeintlich tote Wolf-Beta-Mutation in einen Jungen verbissen und ihn nicht mehr losgelassen. So ungefähr könnte …«
»Nur weil du solche Scheiße guckst, soll ich … oh.«
Die Lucie hatte die Augen geöffnet und starrte Eddie an, ohne sich zu rühren. Die Augäpfel waren weiß, aber blind war sie offenbar nicht.
Wortlos machte Morbus einen großen Bogen um die Lucies und warf einen Blick in den einzigen Nebenraum. Eine ehemalige Bar, wie es aussah, leer und still. Am anderen Ende der Halle gab es einen Gang mit mehreren Türen. Sie näherten sich rasch und ohne größere Vorsicht, die einzige Sicherheitsmaßnahme bis auf die schussbereiten Waffen war, dass Eddie eine der beiden Drohnen voranschickte. Argons Leute hatten den Eingang gesprengt, und ihnen beiden war klar, ohne dass sie ein Wort darüber verlieren mussten, dass sie schnell herausfinden mussten, ob sich das Gebäude als Zuflucht noch lohnte oder nicht.
Vom Gang gingen links drei Türen ab, rechts nur eine, allesamt nicht verschlossen. Sie fanden eine leere Küche, eine Kantine und einen kleinen Raum, der ein Büro gewesen sein mochte. Überall bezeugte ein dicker grauer Staubteppich, dass seit Ewigkeiten niemand mehr hier gewesen war. Mindestens seit vielen Monaten, eher tippte er auf zwei, drei Jahre oder mehr.
Die Tür auf der anderen Seite führte zu einem Lager, in dem noch die leeren Regale standen. Außerdem
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