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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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    Schreie. Durcheinander. Schmerz.
    Dunkelheit.

18
    Datum: 27. Juli 3042
    System: unbekannt
    Planet: unbekannt
    Ort: Höhle
    Nelly atmete noch immer.
    Beklommen kauerte Arris neben ihr. Sie hatte aufgehört zu krampfen. Durch die Schaumschicht an ihrem Bauch sickerte Blut. Es kam ihm zu dick und zu dunkel vor, zu zähflüssig, und es roch übel. Aber sie atmete. Langsam, pfeifend, mühsam. Ein. Pause. Und aus.
    Er war den Tränen nah.
    Und dann kam das Beben. Es begann mit einem sachten, fernen Rumpeln und steigerte sich, bis der Höhlenboden zu bocken schien. Arris blieb hocken, wo er war. Eins seiner neueren Implantate verband irgendeine Region seines Hirns, deren Namen er vergaß, sobald er ihn zu Ende gelesen hatte, mit winzigen, zur Hälfte mit Flüssigkeit gefüllten Kammern in seinen Innenohren und sorgte dafür, dass er die Orientierung nicht verlor, wenn andere längst oben und unten nicht mehr voneinander hätten unterscheiden können. Er hielt Nelly fest, damit sie nicht hilflos herumgeworfen wurde, glich mit traumwandlerischer Sicherheit das Bocken des Höhlenbodens aus und wartete, dass das Beben vorüberging. Das tat es auch. Er wartete, aber es kam kein Nachbeben. Langsam, voller Furcht vor dem, was er sehen würde, senkte er den Blick.
    Nelly atmete noch immer. Er wusste nicht, was er gehofft hatte, aber als ihm bewusst wurde, dass er keine Erleichterung empfand, verstörte es ihn so sehr, dass er aufstand und sich ein paar Schritte von ihr zurückzog. Das, was da lag, hatte mit Nelly nichts mehr gemein. Nellys Lachen, ihre Grobheit, ihre Sprüche, ihre Art, sich zu bewegen, auch die seltsame Anmut, die es hatte, dass sie wusste, wie hässlich sie war – fort. Da war nur noch Fleisch und darin ein Funke, der nicht mehr wusste, dass er Nelly war. So wollte Arris nicht enden. Er wollte nicht dabei sein, wenn sich sein Körper abschaltete. Und verweste. Es war ein Unding, dass sie noch am Leben war. Ein fürchterliches Unding.
    Er ging zum Ausgang, starrte in einen grellen Morgen. Die Ebene sah fast aus wie eine Schneelandschaft, als verbrenne die blaue Sonne alle Farben.
    Dann funkte er Morbus an. Er versuchte es dreimal mit wachsender Unruhe. Aber er bekam keine Antwort.
    Das Beben kam, als sie erschöpft und schwarz vor Staub aus den Eingeweiden der Anlage emporstiegen. Sie hatten Glück, es war noch ein ganzes Stück hin bis zum Fahrstuhlschacht. Wenn es sie erwischt hätte, während sie mitten im Schacht hingen, hätte es übel ausgehen können, sie waren ungesichert die Sprossen der Wartungsleiter hochgeklettert. So warf es sie nur um die jeweilige Körperlänge zu Boden, sie fluchten, während ihre Knochen durcheinandergerüttelt wurden, und sie warteten und hofften, dass der Gang nicht einstürzte und auch nicht die ganze verdammte Anlage über ihren Köpfen.
    Sie hatten Glück, das Beben dauerte nicht lange. Als es verebbte, waren sie noch am Leben, und zumindest der Gang, in dem sie sich befanden, war noch ganz. Zwischen ihnen schwebte ungerührt die Reparaturdrohne.
    »Feife«, schnaufte Eddie und spuckte Blut. »If hab mir auf gie vergammte Funge gebiffen.«
    Sie lauschten. Nichts war zu hören. Nach einigen Minuten ohne Nachbeben standen sie auf.
    »Argh«, sagte Morbus. »Welche Richtung?« Der Gang sah in beide Richtungen gleich aus: schlichte glatte Wände, die in den Stein gehauen waren.
    »Ga lang«, brummte Eddie missmutig und marschierte voran. Er humpelte wieder stärker, stellte Morbus im Schein der Lampe fest, die auf den Lauf der Viper montiert war.
    »Diese Beben gehen mir echt auf die Nerven.«
    »Ga fagstu waf.«
    »Was?«
    »Egal.«
    »Ich funke gleich mal Arris an, wenn wir wieder oben sind.«
    Eddie zuckte nur mit den Schultern.
    »Wie lange waren wir eigentlich da unten? Scheiße, inzwischen müsste doch …« Rasch rechnete Morbus nach. Wenn er von etwa zweiunddreißigstündigen Tag-Nacht-Zyklen ausging, müsste es längst dämmern. »Der Tropf ist schon eine Weile durch. Hoffentlich denkt er daran, ihr neues Schmerzmittel zu geben.«
    Eddie sagte nichts, aber sein Schweigen troff vor Anmerkungen, die Morbus gar nicht hören wollte.
    Unter der eigentlichen Anlage lag ein Gewirr aus Gängen und Schächten, eine sehr viel größere Version des Höhlensystems, in dem Nox nach dem Absturz untergekrochen war, aber hier hatten sie keine Lucies gefunden und sonst auch nichts von Interesse. Eigentlich hätte es schlimmer kommen können, aber vor allem angesichts der

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