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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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die anderen?«, fragte er, weil ihn Pavels Verhalten wahnsinnig machte.
    »Sergej hat dich einen Wurm genannt, was bei seinem aktuellen Verhalten nicht sehr beruhigend ist. Und die Crew gibt dir die Schuld am Tod der Funkerin. Du hättest sie nicht verführen dürfen.«
    Aleksej biss sich auf die Lippe, um nicht rauszuplatzen, wer hier wen verführt hatte. Als würde das eine Rolle spielen, schließlich konnte man jederzeit Nein sagen. Was ging es diese Leute an, wer wen verführt hatte? Sie konnten es einfach nicht ertragen, dass eine von ihnen freiwillig und aus eigener Initiative mit einem wie ihm zusammen gewesen war. Einem Betabastard. Aber sie hatte es gewollt, daran konnte all ihr Gewäsch von Verführung nichts ändern. Wieder zog er die Nase hoch und sah Pavel an.
    Pavel verzog noch immer keine Miene.
    »Gute Besserung«, sagte Tanja.
    Aleksej nickte.
    Pavel sagte nichts.
    Mit einem dumpfen Schlag schloss sich die Tür hinter den beiden, die Verriegelung wurde mit einem Zischen aktiviert.
    Aleksej starrte an die Decke und dachte an Doreen. Dabei tastete er seine Taschen ab, tatsächlich hatten sie ihm den Ring gelassen, der Löffel war verschwunden. Er zog den Ring heraus, drehte ihn in den Fingern und starrte auf die beiden Strichmännchen. Eines trug einen Rock und war wohl eher ein Strichweibchen. Das andere schlenkerte wild mit den langen Armen.
    »Das bin wohl ich, oder?«, murmelte Aleksej und betrachtete die Schrift.
    Gegen alle Nebel.
    Er wusste nicht, was das genau bedeuten sollte, aber es klang gut.
    »Danke«, murmelte er, als könnte sie ihn hören, und versuchte an die glücklichen Momente mit ihr zu denken. Doch es gelang ihm nicht, stets tauchte ihr zerschossenes Gesicht vor seinem geistigen Auge auf, ihr verrenkter Körper, die glasigen Augen. Der Anblick, wie er sie zuletzt gesehen hatte.
    Er fluchte und kniff die Augen zusammen, doch es half nichts: Die Tränen kamen trotzdem. Er krümmte sich auf der Pritsche und ließ sie laufen. Er musste jetzt trauern, bei dem Begräbnis würde er nicht dabei sein. Kurz hatte er das Bedürfnis zu beten, irgendeinem Gott ein »Warum sie?« und hundert Beschimpfungen entgegenzuschleudern, doch er glaubte nicht an Götter. Er glaubte nur an das Glück, doch das endete mit dem Tod. Jetzt konnte es nichts mehr für sie tun. Für sie blieb nichts als die ewige Leere, und für ihn, sie zu rächen.
    »Ich weiß, dass du mich nicht mehr hören kannst, Doreen«, murmelte er. »Aber Gennaro wird dafür bezahlen, das schwöre ich dir. Gennaro und jeder, der ihn unterstützt, jeder, der dein Andenken beschmutzt.«
    Was waren das für Kollegen, die ihr den freien Willen absprachen und aus ihr ein hilfloses Geschöpf machten, das sich gegen ihren Wunsch verführen ließ? Wer so etwas behauptete, der hatte sie nicht gekannt. Verleumderische Heuchler.
    Er hob den Arm und sah auf die Uhr. Er hatte anderthalb Tage verschlafen. Anderthalb Tage.
    Erschöpft schloss er die Augen in der Hoffnung, dass weitere Tage dazukämen. Traumloser Schlaf, der das Bild von der blutüberströmten Doreen aus seinem Hirn brannte. Schlaf, der ihn vergessen ließ, der vorübergehend den Zorn auf Gennaro fortschwemmen würde, der seinen Körper zittern ließ. Schlaf, der ihn heilen ließ. Einfach Schlaf.
    Doch er wollte nicht kommen, Trauer und Wut bemächtigten sich abwechselnd seiner und ließen ihn stöhnen, schreien, fluchen und die Faust gegen die Titaniumwand schlagen.
    Er brauchte Rache, keinen Schlaf.
    Du brauchst Schlaf, um fit zu werden. Für die Rache musst du fit sein.
    Vor allem brauchte er dafür seine Freiheit und im besten Fall auch Verbündete. Doch wer sollte ihm helfen, wenn selbst Tanja und Pavel Gennaro glaubten?
    Aragorn , dachte er und wischte sich die getrockneten Tränen und den Schlaf aus den Augen. Ein Bündnis der Ausgestoßenen. Er erhob sich und ging die zwei Schritte zur gläsernen Tür. Aragorn stand noch immer an seiner, als hätte er auf ihn gewartet. Er nickte und zeigte ein schiefes Lächeln.
    Aleksej hob die Hand und versuchte ebenfalls ein Lächeln, obwohl er nicht sicher war, ob es gelang. In sich fühlte er keines.
    Durch die schalldichten Scheiben war es nicht leicht zu kommunizieren, doch sie konnten mit den Händen Buchstaben bilden oder mit Pantomime agieren. Da man als Gefangener über ausreichend Zeit verfügte und Buchstaben weniger missverständlich waren, wählte Aleksej diesen Weg. Doch egal, wie viel Zeit ein Gefangener hatte, es war nicht

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