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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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wäre das hier eine Diskussion über vollendete Tatsachen.
    »Ich lass die verdammte Tür aufbrennen!« Howards Stimme überschlug sich. Dabei kam er dem Mikro so nahe, dass er es hörbar mit den Lippen berührte.
    Giselle antwortete nicht, sie versuchte erneut, den Antrieb zu starten. Doch diesmal klang es anders, mehr wie ein tiefes Fauchen. Das hieß, sie ließ die konventionellen Triebwerke warm laufen. Wahrscheinlich hatte sie erkannt, dass die Baba Yaga nur im All ins Interim überwechseln konnte.
    »Ich zähl bis drei, dann spreng ich dich in die Luft, wenn du nicht sofort herauskommst.
    »Du bluffst nur«, zischte Giselle. »Du wirst nicht in aller Öffentlichkeit zum Mörder an mir, die ich euch allen gerade die hässlichen Ärsche rettet.« Die Vulgärsprache passte nicht zu ihr, sie war wirklich nervös.
    In das Fauchen des Antriebs mischte sich ein obertouriges Heulen. In Aleksejs Ohren klang es ein wenig zu hoch, das konnte daran liegen, dass er solche Startgeräusche sonst auf der Brücke vernahm und nicht in einer Zelle neben dem Maschinenraum: Oder daran, dass etwas nicht stimmte. Gleich würde das hämmernde Ticken kommen, das letztlich den Antrieb zündete.
    »Eins, zwei, drei!«, schrie Howard, und er benötigte für alle Zahlen zusammen keine Sekunde, was das Zählen zur Farce verkommen ließ, wenn es das nicht sowieso schon war. Der laufende Antrieb schien ihm ernsthaft Sorgen zu bereiten.
    Giselle reagierte nicht.
    Hatte er ihr etwa den Kopf direkt weggeblasen, ohne jeglichen Countdown?
    »Na?«, rief er herausfordernd.
    »Was hab ich gesagt?« Giselle lachte mit überschnappender Stimme.
    Das Ticken des Antriebs wollte sich einfach nicht einstellen, das Heulen begann zu eiern. Ein Geräusch wie ein Kreisel, der Schwung verlor und in wenigen Augenblicken umfallen würde.
    »Verdammtes Schiff, flieg endlich los!«, kreische Giselle und trat irgendwo dagegen.
    Aleksej warf einen Blick zu Aragorn hinüber, um mit der Schulter zu zucken oder den Kopf über dieses absurde Hörspiel zu schütteln, das ihnen die beiden boten. Doch Aragorn schien überhaupt nicht amüsiert. In seinen Augen stand blankes Entsetzen.
    Mit den Fäusten hämmerte er gegen die schalldichte Zellentür, dann drückte er mit der flachen Hand gegen den Notfallknopf, der es kranken Insassen ermöglichte, sich bemerkbar zu machen, drückte ihn wieder und wieder. Was konnte jetzt derart dringend sein? Fast schien es, als wüsste er, dass ein Sprung ihnen allen den Tod brachte. Stand tatsächlich irgendwo eine Tür offen?
    »Gibst du endlich auf?«, brüllte Howard.
    »Warum sollte ich?«, erwiderte Giselle. »Ich sagte doch, dass du bluffst.«
    »Was?« Howard klang ratlos. »Aber du …«
    Und mit einem Schlag verstand Aleksej. Aragorn hatte keine Angst vor einem Sprung, sondern vor seinem Tod. Panisch sprang Aleksej zum Notfallknopf seiner Zelle, hämmerte auf ihn ein, schrie nach Hilfe, nach Tanja und nach Pavel. Dabei konnte er den Blick nicht von Aragorn lassen, der in seiner Zelle stand und inzwischen hilflos zu ihm herüberblickte. Er hatte aufgehört, gegen die Tür zu schlagen, und resigniert. Aleksej sah ihn voller Mitleid an, er wusste, was jeden Moment geschehen musste, doch er würde sich nicht von ihm abwenden, wie es sonst alle auf diesem Schiff getan hatten. Bis zum Schluss würde er ihm in die Augen sehen, als könnte er ihm so Halt geben.
    »Ich werde dich rächen«, sagte er lautlos, aber mit deutlichen Lippenbewegungen. Er hoffte, dass Aragorn sie lesen konnte, für Buchstaben mit den Fingern blieb ihnen keine Zeit. Er schluckte und sah seinem Kameraden in die verzweifelten Augen, bis Aragorn kraftlos die Hand hob. Aleksej erwiderte den Gruß, und dann explodierte Aragorns Kopf.
    »Howard«, knurrte Aleksej voller Hass, als Aragorn zusammenbrach. Kurz zuckten die Arme und Beine noch, dann lag er ruhig da. Es war weniger blutig gewesen, als er befürchtet hatte, doch ein einziger, großer, roter, mit Schlieren durchzogener Spritzer lief auf der Innenseite der Tür herab. Noch immer konnte Aleksej den Blick nicht abwenden.
    »Das nennst du also einen Bluff, Schlampe? Ha!«, brummte Howard. Er klang mit sich zufrieden und erwartete wohl keine Antwort.
    »Was denn sonst?«, entgegnete Giselle und versuchte erneut, das Schiff zu starten.
    Zwei endlos lange Sekunden sagte Howard nichts, dann fragte er: »Was hast du mit der Bombe in deinem Kopf gemacht?«
    »Nichts«, erwiderte Giselle. Der Antrieb begann zu fauchen,

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