Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
genug für höfliche Floskeln, und so kam er gleich zur Sache.
A-R-J-E-N-M-U-S-S-S-T-E-R-B-E-N
Aragorn hob die Augenbrauen und blickte ihn fragend an. Er wollte wohl wissen, weshalb.
M-Ö-R-D-E-R
Aragorn malte ein Fragezeichen in die Luft.
F-U-N-K-E-R-I-N
Er blickte überrascht, es war nur nicht klar, weswegen. Ob ihn das Opfer überraschte oder Aleksejs Interesse an ihr.
Grimmig sah Aleksej zurück und betonte seine Absicht, indem er sich mit dem Finger über die Kehle fuhr. Dann deutete er auf Aragorn für Du , schrieb H-I-L-F-S-T, und deutete auf sich selbst, mir . Kein Fragezeichen.
Aragorn deutete auf die Gitter in der Tür, dann auf seinen Kopf und deutete mit einer raschen Bewegung der Hände von der Stirn fort eine Explosion an.
Aleksej deutete auf sich selbst, ich , schrieb H-E-L-F-E und deutete auf Aragorn, dir . Nach einem kurzen Zögern nickte der.
Dann grinsten sie sich ein wenig hilflos an, und Aleksej hoffte, dass ihm ein einfacher Plan einfallen würde, einen komplexen konnten sie auf diese Weise kaum kommunizieren. Aber er hatte gewusst, dass auf Aragorn Verlass war, das war es immer gewesen.
Während sie sich noch gegenüberstanden, betrat Pavel erneut den Zellentrakt, marschierte an ihnen vorbei und öffnete eine Tür zwei Zellen neben Aragorn. In diesem Moment fiel Aleksej erst wieder ein, dass Giselle auch unter Arrest gesetzt worden war. Er blickte schräg über den Gang, und tatsächlich trat sie nun heraus, die zwei Tage schienen abgelaufen zu sein. Hatte sie ihnen eben bei der Kommunikation zugesehen? Und hatte sie etwas verstanden? Würde sie sie verraten?
Als sie zwischen ihren Zellen vorüberschritt, suchte Aleksej den Augenkontakt, doch sie hielt den Kopf gesenkt und blickte stur zu Boden. Ihr Gesicht war eingefallen, in den Augen glomm trotz der leicht gebeugten Handlung Entschlossenheit. Oder war es Wahnsinn?
Auch Pavel blickte nicht zu ihnen herein, doch er stierte stur geradeaus und nicht zu Boden. Aleksej sah ihnen nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren. So wie es schien, hatte Howard den umgänglichen Wolfsbeta zum Aufseher über die Gefangenen gemacht. Wenn er im selben Tempo weiter Leute einbuchtete, war dies auch nötiger als ein Aufklärer. Ein solcher schien bei dieser Mission mit jedem Tag unnötiger, nie schickte Howard eine größere Expedition aus. Angeblich zu riskant, seit der Botschaft, seit er jeden Funk verboten hatte.
Oder bewachte Pavel nicht nur die Gefangenen, sondern die Schiffscrew, weil Howards Misstrauen weiter gewachsen war? Schon länger verhielt er sich mehr wie ein absoluter Herrscher als wie der Kopf einer Justifiermission.
Und trieben sich Gennaro und Sergej weiterhin so viel im Nebel herum? Nach anderthalb Tagen außer Gefecht und unter Arrest fühlte sich Aleksej abgeschnitten.
Er ließ sich auf die Pritsche sinken und wartete ab, etwas anderes konnte er nicht tun. Dabei nahm er sich vor, bei der nächsten Kommunikation vorsichtiger zu sein, auch wenn er es noch nie geschafft hatte, sich an solche Vorhaben zu halten. Würde Giselle sie verraten, würde Howard oder Gennaro in wenigen Augenblicken in ihre Zellen gestürmt kommen, spätestens in ein paar Minuten. Er mochte nicht daran denken, was sie mit ihnen tun würden. Immer wieder starrte Aleksej bang zur Tür, doch niemand kam.
Nach einer halben Stunde lehnte er sich erleichtert zurück, Giselle hatte wohl nichts gesehen. Er drehte den Ring an seinen Finger hin und her und grübelte über einen Plan nach. Er wusste nicht, wie er hinauskommen wollte. Klar war, dass sie es nicht von allein schaffen würden. Drei, vier Tage mussten sie sowieso noch warten, vorher wäre er körperlich nicht in der Lage, Gennaro entgegenzutreten. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er gestehen, dass er das grundsätzlich nicht war, nur mit einer guten Waffe in der Hand und der Überraschung auf seiner Seite hatte er eine Chance. Sofern er nicht angeschlagen war.
Er hasste es zu warten.
Tanja würde als Feldärztin mehrmals nach ihm sehen. Bei diesen Besuchen musste er sie überzeugen, dass Gennaros Tat Mord gewesen war und nicht lediglich in unglücklichem, aber verzeihlichem Übereifer begründet lag. Sie kannte Gennaro, sie wusste, wie gern er schon immer geschossen hatte und wie wenig er von Fragen und Warnungen hielt. Auch Pavel kannte Gennaro, doch Tanja schien ihm einfacher zu überzeugen. Sie wirkte unsicher, er neuerdings wie eine Maschine, die von Howard programmiert war.
Weitere Kostenlose Bücher