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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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doch wehren.«
    Unsicher sah er sie an. Er war noch jung, vielleicht Anfang, Mitte zwanzig und hatte weiche, glatt rasierte Wangen und ungebändigtes dunkles Haar. Er war kräftig und beinahe zwei Meter groß, dabei wirkte er gutmütig und manchmal ein bisschen tapsig. »Wenn ich erwischt werde, fliege ich.«
    »Und ich sterbe.«
    Er schüttelte den Kopf und sagte: »Meinetwegen.« Als er den entsetzten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, fügte er hastig hinzu: »Also, nein, nicht dass Sie sterben. Ich wollte sagen, ich helfe Ihnen.«
    »Danke.« Erleichtert atmete sie aus.
    »Ich lass mir etwas einfallen, wie ich Sie an den beiden Uniformierten an der Tür vorbeibekomme. In vier Stunden habe ich Feierabend, dann hole ich Sie ab. Halten Sie bis dahin durch?«
    Sie nickte.
    »Ich bring Ihnen jetzt gleich noch die richtigen Schmerzmittel und etwas gegen die Nebenwirkungen.«
    »Danke. Wie heißen Sie?«
    »José.«
    »Ich bin Lydia.« Sie lächelte. »Nachdem du mir das Leben rettest, sollten wir uns vielleicht duzen.«
    Er strich ihr über den Arm. »Dann halte durch, Lydia. Wir schaffen das schon.«
    Tatsächlich holte er sie vier Stunden später ab. Er schob einen fast türblattgroßen Wagen in ihr Zimmer, auf dessen tief hängender, blassgrüner Latexdecke Medikamente und zwei medizinische Geräte mit vielen Knöpfen und Schläuchen standen sowie ein alter 3D-Cube.
    »Was willst du damit?«, fragte Lydia.
    »Nichts. Ich hab deinen beiden Wachhunden gesagt, dass ich den 3D-Cube austauschen soll.«
    »Um diese Zeit?«
    »Haben sie auch gefragt.« Er grinste. »Ich habe Medienstars geantwortet und geseufzt. Das hat sie überzeugt.«
    Image , dachte sie und fragte ihn, wie er sie herausbringen wolle.
    »Da.« Er hob die Latexdecke an einem Ende an und deutete auf die untere, spiegelnde Ablage des Wagens. »Du musst dich nur ruhig verhalten.«
    »Was Besseres ist dir nicht eingefallen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich mach so was nicht professionell.«
    »Und wenn sie den Wagen kontrollieren?«
    »Das machen sie nur auf dem Weg ins Zimmer hinein. Sie sollen dich vor Gefahren von außen schützen, keiner erwartet, dass ich irgendetwas rausschmuggle, schon gar nicht dich.«
    »Hm.« Zweifelnd starrte sie auf ihr undeutliches Spiegelbild auf der metallischen Fläche.
    »Ich kann dich nicht aus dem Fenster abseilen. Wir müssen durch die Tür, und manchmal sind die billigsten Tricks die erfolgreichsten.«
    Lydia hatte sich längst umgezogen und die wenigen Habseligkeiten in die Taschen gesteckt; viel hatte sie in der Gasse nicht dabeigehabt. Nun wartete sie auf der Bettkante, während José rasch die beiden 3D-Cubes austauschte und den neuen einschaltete. Dann gab er den Code für die Fenstersperre ein und öffnete es. Er ließ es angelehnt, doch so würde jeder hier den Fluchtweg vermuten, wenn am nächsten Morgen das leere Bett entdeckt wurde, heimlich abgeholt von einem lautlosen Flieger.
    Lydia kauerte sich auf die untere Ablage und versuchte, eine möglichst bequeme Position zu finden. Sie kontrollierte, dass weder Hände noch Füße noch Schwanz unter der Decke herauslugten, dann schob José den Wagen zur Tür.
    »Danke. Und gute Nacht«, sagte er über die Schulter, während er auf den Flur hinaustrat. Sanft zog er die Tür hinter sich ins Schloss.
    »Ist die Dame zufrieden?«, hörte Lydia eine tiefe Männerstimme durch das dünne Tuch.
    »So zufrieden, wie man mit ihren Verletzungen sein kann«, antwortete José. »Aber sie wird. In zwei, drei Wochen kann sie uns wohl verlassen.«
    »Ja, die Chimären sind zäh«, sagte eine Frauenstimme.
    »Kann man wohl sagen.« José lachte, ließ die abfällige Bezeichnung für Betas einfach stehen und drehte den Wagen. »Na denn, bis morgen.«
    »Bis morgen«, antworteten die beiden Stimmen.
    Langsam setzte sich der Wagen in Bewegung, Lydia atmete leise und versuchte sich nicht zu bewegen. Eines der Räder quietschte kaum vernehmlich, Josés Schritte waren regelmäßig, ansonsten war wenig zu hören. Die Flure schienen in der Nacht verlassen sein, die Notaufnahme lag in einem anderen Flügel. Es roch nach Desinfektionsmitteln und unterschiedlichen Menschen, sehen konnte Lydia nur durch eine schmale Lücke zwischen Latexdecke und der Ablage. Dort glitt der beige gesprenkelten Kunststoffboden unter ihr vorbei.
    Sie hielten, und eilige Schritte näherten sich. Lydia hielt die Luft an.
    »’n Abend«, sagte eine Stimme.
    »Schönen Abend«, erwiderte José, und die Schritte

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