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Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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Es war dunkel, aber aus den beiden Schornsteinen quoll Rauch in die eisige Nachtluft. Er legte die restliche Strecke im Laufschritt zurück und hämmerte an die Tür. Als keine Reaktion erfolgte, drückte er sie auf und trat schwer atmend ein.
    Er strich den Schnee vom Mantel, tastete nach einem Lichtschalter, fand keinen und holte sein Feuerzeug hervor. Es bot nicht gerade viel Licht, aber es reichte, um zu erkennen, dass er sich in einer Scheune mit zwei Reihen von Boxen befand. Es roch stark nach Pferden, und er hörte gelegentlich Hufe auf Stroh stampfen.
    Endlich fand er eine nackte Glühbirne, die an einem Seil von den Deckenbalken hing. Er ging hinüber, zog an der ausgefransten Schnur, die an dieser Lampe baumelte, und stand auf einmal im Zentrum eines harten weißen Lichtscheins, umgeben von flackernden Schatten, während die Glühbirne hin und her schwankte.
    »Ist jemand hier?«, fragte er und fuhr dann erschrocken zusammen, als er eine Antwort erhielt.
    » Ja .«
    »Wo bist du?«, fragte er und blickte sich besorgt um.
    »Genau hier.«
    »Wo ist hier?«
    »Senke den Blick.«
    Mallory blickte hinab und entdeckte direkt neben sich ein Miniaturpferd, das an der Schulter kaum fünfundzwanzig Zentimeter maß.
    »Warst du es, der da gesprochen hat?«, fragte er und hockte sich hin, um das elegante kleine Tier ins Auge zu fassen.
    »Ja«, antwortete das Pferd. »Da oben hängt ein kleines Handtuch«, setzte es hinzu und deutete mit dem Kopf auf den Rand einer nahen Box. »Ich frage mich, ob du so nett wärst, es zu holen und mir auf den Rücken zu legen?«
    Mallory ging hinüber, nahm das Handtuch auf und legte es dem kleinen Pferd sachte auf Rücken und Widerrist.
    »Danke«, sagte das Pferd und konnte ein heftiges Zittern nicht ganz unterdrücken. »Es wurde hier drin langsam richtig kalt.«
    Mallory starrte das winzige Tier an. »Ich wusste gar nicht, dass Pferde sprechen können«, sagte er schließlich.
    »Natürlich können sie das.«
    »Ich habe sie es noch nie tun hören.«
    »Vielleicht hatten sie dir nichts zu sagen.«
    »Möglich«, pflichtete ihm Mallory bei. »Apropos, du bist doch ein Pferd, oder?«
    »Gewiss.«
    »Und das hier ist ein Stall?«
    »Das ist richtig.«
    »Ihr habt nicht zufällig hier auch Einhörner stehen, oder?«, fragte Mallory.
    »Ich fürchte, nein. Warum?«
    »Ich bin einem den Reitweg entlang gefolgt. Ich dachte, es hätte vielleicht hier vor dem Wetter Zuflucht gesucht.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir helfen«, sagte das Pferd, »aber wir haben hier seit über einem Monat keine Einhörner mehr aufgenommen.« Das kleine Tier zögerte. »Sie sind sehr selten, weißt du? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in ganz Manhattan mehr als zwei Dutzend findet. In welche Richtung war dieses Einhorn unterwegs?«
    »Nach Norden, denke ich. Ich bin ihm nie nahe genug gekommen, um es mit Bestimmtheit zu sagen.«
    Mallory öffnete die Tür, steckte den Kopf hinaus, stellte fest, dass man nach wie vor praktisch nichts sehen konnte, und beschloss ein paar Minuten zu warten, ehe er sich wieder dem Schneetreiben stellte.
    »Ich habe noch nie so ein kleines Pferd gesehen.«
    »Ich war nicht immer so klein«, wandte das Pferd ein.
    »Nein?«
    Das Pferd schüttelte kläglich den Kopf.
    »Was ist passiert?«, fragte Mallory.
    »Man sieht es mir vielleicht nicht mehr an, aber ich war mal ein Rennpferd.«
    »Vielleicht habe ich dich ja laufen gesehen«, sagte Mallory. »Ich gehe drei- oder viermal die Woche hinaus nach Belmont und zur Aqueduct-Rennbahn.«
    »Ich war nicht gut genug. Als ich zur Welt kam, setzte man große Hoffnungen in mich, aber den größten Teil meiner Karriere bin ich auf Bahnen wie Thistledown und Latonia und Finger Lakes gelaufen.«
    »Wie heißt du?«, fragte Mallory.
    »Möchtest du den Namen hören, den mir mein Eigentümer gegeben hat, oder meinen richtigen?«
    »Den richtigen, schätze ich.«
    »Eohippus.«
    »Nie von dir gehört.«
    »Das ist auch nicht der Name, unter dem ich gelaufen bin«, sagte Eohippus. »Es ist der Name, für den ich mich selbst entschied, sobald ich mein Schicksal verstanden hatte. Wie ich schon sagte, ich war kein sehr gutes Rennpferd.«
    »Du bist ein Pferd genau der Art, auf die ich anscheinend immer setze«, bemerkte Mallory trocken.
    »Mein Eigentümer und Trainer taten alles, was sie konnten, um mich besser zu machen«, sagte Eohippus.
    »Was zum Beispiel?«
    »Als Erstes kastrierten sie mich.«
    »Das hat dich schneller gemacht?«,

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