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Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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Er wandte sich an Mallory. »Darf ich Ihnen erneut nachschenken?«
    Mallory schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss meine sieben Sinne beisammenhalten. Ich denke sogar, ich würde mir ganz gern etwas kaltes Wasser ins Gesicht klatschen, um wieder frisch zu werden.«
    Der Barkeeper deutete auf eine Tür am Ende der Gaststube, und nachdem sich Mallory davon überzeugt hatte, dass Felina nach wie vor ganz mit ihren Erdnüssen beschäftigt war, durchquerte er diese Tür. Er fand sich in einem kleinen Gang wieder und sah sich dort drei weiteren Türen gegenüber: einer für Männer, einer für Frauen und einer fürs Personal. Er entschied sich für die erste und trat ein.
    Er fand drei Urinale vor, eines nicht mehr als dreißig Zentimeter über dem Fußboden, eines auf normaler Höhe und eines, das ein gutes Stück oberhalb seiner Augenhöhe angebracht war. Mallory stellte sich vor das mittlere und bemühte sich, nicht darüber nachzudenken, was für ein Wesen das Urinal rechts von ihm benutzen könnte. Dann ging er zu drei Waschbecken hinüber, die in den gleichen Proportionen gehalten waren, drehte den Kaltwasserhahn des mittleren an und spritzte sich ein paar Hand voll Wasser ins Gesicht. Er tastete blind nach einem Papierhandtuch, fand eines und wischte sich das Gesicht ab.
    Dann kehrte er erfrischt an die Theke zurück, wo Felina nach wie vor die Erdnüsse zu geometrischen Figuren anordnete.
    »Ah, O'Mallory!«, begrüßte ihn Finnegan und blickte von seinem Notizbuch auf. »Ich habe ein Couplet verfasst, während Sie fort waren. Möchten Sie es hören?«
    Mallory zuckte die Achseln. »Wieso nicht?«
    Der Dichter räusperte sich, blickte in sein Notizbuch und las mit tiefer Stimme: »Revolution, Devolution, ehrwürdig, glaubwürdig, fragwürdig; Irland, Kurland, Auenland, sichtbar, wählbar, zählbar.« Er blickte Mallory an. »Wie finden Sie es?«
    »Was bedeutet es?«, fragte Mallory.
    »Bedeuten?«, wiederholte Finnegan. »Mein lieber O'Mallory, ein Gedicht bedeutet nichts; es ist einfach!«
    »Ich weiß nicht«, sagte Mallory und entschied, dass Felinas Erdnussfiguren mehr Sinn ergaben als Finnegans Gedicht. »Mir scheint, wenn Sie Ihr Publikum dazu anhalten möchten, die Briten hinauszuwerfen, sollten Sie ihm das auch wirklich mitteilen.«
    »Gesprochen wie ein echter Detektiv«, sagte Finnegan verbittert. »Nur die Fakten, Ma'am! Was ist am Freitagabend um dreizehn nach acht geschehen?« Er stürzte seinen Drink hinunter und blickte dann Mallory an. »Dieses Couplet ist ein Fanfarenstoß, ein Ruf zu den Waffen, ein Versprechen des Guten Lebens, eine Ablehnung alles Britischen, ein Appell, die protestantischen Werte zurückzuweisen, von listig getarnter erotischer Doppeldeutigkeit, brillant auf die subtilste Symbolik reduziert.«
    »Es klingt nach einem Haufen Wörter, die ohne jedes Verb aneinandergereiht wurden«, fand Mallory.
    »Muss für Sie alles wie ›Rosen sind rot‹ klingen, O'Mallory?«, wollte Finnegan wissen. »Wo bleibt Ihre irische Seele? Sichtbar, wählbar, zählbar«, intonierte er aufs Neue. »Mein Gott, es ist brillant!«
    »Na ja, jedenfalls reimt es sich«, sagte Mallory.
    »Das tut es, nicht wahr?«, sagte Finnegan und runzelte die Stirn. »Da muss ich etwas unternehmen.« Er kritzelte wild los.
    »Nur eine Minute«, sagte Mallory. »Ehe Sie sich allzu sehr darin vertiefen, habe ich noch ein paar weitere Fragen.«
    »Worüber haben wir gesprochen?«, fragte Finnegan.
    »Fliegenfänger Gillespie.«
    »Ah ja. Widerwärtiger kleiner Plagegeist. Vollkommen unmoralisch, wie alle Leprechaune, aber er verfügt über eine gewisse animalische Gerissenheit, die den meisten von ihnen abgeht.« Er unterbrach sich und nickte. »Ja, daran besteht kein Zweifel - Gillespie ist der Fieseste von ihnen.«
    »Erzähle ihm von dem Gedicht«, forderte ihn der Barkeeper auf.
    Auf einmal brannte Hass in Finnegans Augen. »Wissen Sie, was dieser dreckige kleine Mistkerl vergangenen Monat getan hat?«
    »Er hat ein Gedicht geschrieben?«, vermutete Mallory.
    »Er hat es nicht nur geschrieben!«, wütete Finnegan, und Felina sprang von der Theke weg, als sie diesen Ton von ihm hörte. »Er hat es tatsächlich verkauft, nur um mich zu demütigen! Nicht nur das; auch das Metrum lag völlig daneben, die Metaphorik war völlig banal, und er hat nicht mal Irland erwähnt!«
    »Hast du irgendeine Vorstellung davon, wo ich ihn finden kann?«, fragte Mallory.
    »Wahrscheinlich auf irgendeinem College-Campus, wo er eine

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