Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
dramatische Vorlesung hält und Ausgaben seines verdammten Gedichts signiert!«, antwortete Finnegan bitter.
»Um ein Uhr früh?«, fragte Mallory zweifelnd.
»Nein«, räumte der Dichter ein. »Wahrscheinlich ist er zu Hause, zählt seine unrechtmäßig erworbene Beute und rahmt die Besprechungen seines Gedichts ein.« Er schlug mit der Faust auf den Tresen. »Er muss jemandem bei der Times Geld zugesteckt haben! Kein Kritiker mit einer Spur von Geschmack könnte dieses Gedicht tatsächlich mögen!«
»Vielleicht war der Kritiker ein Leprechaun«, sagte der Barkeeper tröstend.
»Das muss es sein!«, rief Finnegan. »Ich hätte es wissen müssen!« Er schlug eine neue Seite im Notizbuch auf und machte sich daran, einen Protestbrief an die Times zu verfassen.
»Verzeihung«, sagte Mallory, »aber wenn Sie mir nur noch sagen könnten, wo er wohnt, dann bin ich auch schon unterwegs.«
»Niemand weiß das«, sagte Finnegan. »Zumindest niemand, der nicht selbst dem Kleinen Volk angehört. Am besten schnappt man sich einen von denen und prügelt es aus ihm heraus.«
»Wo finde ich einen?«
»Na ja, das ist nicht ganz einfach«, räumte Finnegan ein. »Sie können sich sehr gut verstecken; wenn einer von denen Ihnen die Seite zuwendet, verschwindet er - sogar zur Mittagszeit auf einer leeren Straße.« Finnegan überlegte. »Ich vermute, am besten sucht man einen ihrer üblichen Treffpunkte auf und treibt sich dort herum, bis man einen greifen kann - und sobald Sie ihn erst mal in der Hand haben, lassen Sie ihn nicht wieder los, bis Sie Gillespie gefunden haben. Leprechaune sind eine absolut tückische, hinterlistige Lebensform, die aus der schieren Freude am Betrügen und Lügen betrügt und lügt.«
»Warum ihnen dann irgendeine Frage stellen?«
»Weil nur sie wissen, wo man Gillespie findet, und sich ein Aspekt zu Ihren Gunsten auswirkt: Jeder Einzelne von ihnen ist ein Feigling.«
»Falls ich also damit drohe, einen von ihnen umzubringen, sagen sie mir vielleicht die Wahrheit?«, fragte Mallory.
»Möglicherweise.«
»Und da ich erst weiß, dass er mir die Wahrheit gesagt hat, wenn ich Gillespie auch wirklich finde, sollte ich meinen Informanten festhalten, nur um sicherzugehen?«
»Exakt!«, bekräftigte Finnegan entschieden.
Fitzpatrick und sein Gegner kehrten erneut in den Pub zurück, gingen direkt zu ihren jeweiligen Tischen, setzten sich und musterten einander finster. Felina ging neugierig hinüber und suchte jeden von ihnen nach blauen Flecken ab, die aber nicht zu finden waren.
»Eine letzte Frage«, sagte Mallory, während die beiden Dartspieler aufstanden und ihr Match fortsetzten. »Wo hängen Leprechaune normalerweise herum?«
»Ich schätze, am nächsten liegt das Rialto Burlesque«, antwortete Finnegan. »Sie hocken auf den Galerien und schreien und johlen und pfeifen und geben ganz allgemein die Nervensägen - besonders wenn die Stripperin rothaarig ist oder sich als smaragdgrüne Echse entpuppt.«
»Wie weit ist es bis dorthin?«
»Folgen Sie der Ninth Avenue bis zur 48. Straße und biegen nach links ab«, sagte Finnegan. »Sie können es gar nicht übersehen.«
»Danke«, sagte Mallory.
»Wie wäre es mit einem Absacker?«, schlug der Barkeeper vor.
»Lieber nicht«, sagte Mallory und legte Geld auf den Tresen. »Das müsste meine ...«
Auf einmal brach hinter ihm ein Tumult aus, Mallory drehte sich um und sah nach, was dort vor sich ging.
»Verdammt!«, brüllte einer der Dartspieler und funkelte Mallory an. »Wenn Sie sie nicht im Griff haben, sollten Sie sie gar nicht erst mit hereinnehmen!«
»Was ist passiert?«, fragte Mallory und hielt Ausschau nach Felina.
Sie hockte unweit der Elizabeth-Porträts auf einem Tisch und hatte einen gefiederten Dart im Mund.
»Felina, was zum Teufel hast du angestellt?«, wollte er wissen.
»Er hat wie ein Vogel ausgesehen«, sagte sie, zuckte die Achseln und spuckte den Dart auf den Fußboden.
»Raus!«, sagte er entschieden.
Sie leckte sich den Unterarm und schenkte ihm keine weitere Beachtung.
»Du hast mich schon verstanden!«, blaffte Mallory.
Sie leckte sich weiter.
Er tat einen Schritt auf sie zu. »Wenn ich dich hochheben und hinauswerfen muss, tue ich es auch.«
Sie sprang leichtfüßig auf den Boden, reckte die Nase hoch und marschierte mit aller Würde hinaus, die sie nur aufbrachte.
»Es tut mir leid«, sagte Mallory zu dem Dartspieler.
»Na, das sollte es aber verdammt noch mal auch!«, feuerte der aufgebrachte
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