Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
denn niemand mehr einfach nur aus?«, brummte Mallory, während er die Fotos anstarrte.
Er wollte gerade zur Kasse gehen, als die Theatertüren aufgingen und er beinahe von einer wilden Flut von Seeleuten niedergetrampelt wurde, gefolgt von drei dicken, kahlköpfigen Männern in Regenmänteln.
»Ist die Show vorbei?«, fragte Mallory einen der kahlköpfigen Männer.
»Nennen Sie das eine Show?«, fragte der Mann bitter. »Wenn ich brülle ›zieh alles aus!‹, dann meine ich damit nicht ihre gottverdammte Haut!«
Ihn schauderte unwillkürlich, während er daran zurückdachte.
»Aber ist es vorbei?«, blieb Mallory hartnäckig.
Der Kahlkopf grunzte bestätigend und stürmte über die Straße, wo im Follies die zöpfeschleudernde Funkenmarie aufgeführt wurde, die angeblich Kurven an Stellen aufwies, wo die meisten Mädchen nicht mal Stellen hatten.
Mallory trat an die Kasse.
Eine Frau mit gelangweilter Miene saß in der schmutzigen verglasten Kabine, kaute Kaugummi und las im abgegriffenen Exemplar eines Klatschmagazins.
»Ja?«, fragte sie, als sie auf Mallory aufmerksam wurde.
»Wann beginnt Ihre nächste Show?«
»Um drei Uhr früh.«
Mallory bedankte sich bei ihr und kehrte zu den Schaukästen zurück, die Felina hingebungsvoll betrachtete. Er wusste, dass er nicht auf die nächste Show warten konnte, wenn er den geplanten Treff mit Winnifred Carruthers und dem Großen Mephisto einhalten wollte, und dachte daran, in den Emerald Isle Pub zurückzukehren und Finnegan nach einem weiteren Ort zu fragen, wo er vielleicht Leprechaune fand; da fiel ihm jedoch auf, wie ein gut gekleideter, distinguiert wirkender Herr ans Kassenhäuschen trat, eine Eintrittskarte erwarb und das Theater betrat. Einen Augenblick später taten zwei Frauen mittleren Alters, schwer mit Pelzen und Schmuck beladen, das Gleiche.
Er kehrte zum Kassenhäuschen zurück.
»Wieder da?«, fragte die Frau im selben gelangweilten Tonfall.
»Ich dachte, Sie hätten gesagt, dass Ihre nächste Show um drei beginnt.«
»Das ist richtig.«
»Warum haben dann eben drei Personen Eintrittskarten gekauft und das Theater betreten?«, wollte er wissen. »Es ist noch nicht mal zwanzig nach eins.«
»Da bin ich überfragt«, antwortete sie. »Ich verkaufe nur Eintrittskarten. Ihr Perversen seht euch doch die Show an.«
Mallory blickte verwirrt zum Theatereingang.
»Sie nehmen Platz weg«, sagte die Frau. »Möchten Sie nun Eintrittskarten oder nicht?«
Er griff in die Tasche. »Zwei, bitte«, sagte er und schob einen Geldschein durch das Loch in der Scheibe.
Sie schob zwei Eintrittskarten und etwas Wechselgeld zurück und las in ihrer Zeitschrift weiter.
»Komm«, sagte er zu Felina. »Wir gehen hinein.«
»Ich möchte so einen«, sagte sie.
»Einen was?«
Sie führte ihn zum Foto einer Stripperin. »So einen«, sagte sie und deutete auf einen mit Silberpailletten besetzten Stringtanga.
»Sei nicht albern«, sagte er, packte sie am Arm und wollte sie zur Tür führen.
»Es sieht hübsch aus!«, protestierte sie, entwand sich seinem Griff und rannte zurück, um weiter den Stringtanga anzustarren.
»Ich schlage dir ein Geschäft vor«, sagte Mallory. »Wenn du mir hilfst, Fliegenfänger Gillespie zu finden, kaufe ich dir so einen.«
Sie nickte enthusiastisch und schloss sich ihm an, als er sich dem Eingang näherte.
Sie betraten das große Foyer, das in jüngeren Jahren einmal luxuriös und einwandfrei ausgesehen hatte. Inzwischen war es alt und verwahrlost, und leere Bierdosen und Bonbonpapier lagen achtlos auf dem einst eleganten Teppich verstreut.
Ein alter, förmlich gekleideter Platzanweiser kam herbei, um sie zu begrüßen.
»Ihre Eintrittskarten, Sir?«
Mallory reichte ihm die Karten. Der Platzanweiser schaute sie sich an, riss sie ein und gab sie ihm zurück.
»Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sir«, sagte er und führte sie ins dunkle Theater und dort den Mittelgang entlang. Vor der fünften Reihe blieb er stehen.
»Plätze drei und vier, Sir«, flüsterte er.
»Danke«, sagte Mallory.
Er und Felina setzten sich, und als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er die drei übrigen Gäste in der Reihe vor ihnen sitzen. Zu seiner Linken führte der Platzanweiser gerade vier Paare zur dritten Reihe.
Der gut gekleidete Mann blickte auf seine Armbanduhr und schüttelte den Kopf. »Sie verspäten sich«, brummte er vor sich hin.
»Verzeihen Sie«, sagte Mallory und beugte sich vor.
»Ja?«
»Ich dachte, die
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