Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
breitete sich in Murgelströms Gesicht aus. »Bei dir klingt das so - grob und gefühllos.«
»Und was wäre mit all den Menschen, die für immer gestrandet sind?«, fuhr Mallory fort. »Und nicht nur Menschen. Wie viele Gnome der U-Bahn würden verhungern, weil der Nachschub an U-Bahn-Chips aus meinem Manhattan ausbleibt?«
»Sag doch nicht solche Sachen!«, jammerte der Elf. »Ich wollte nur ein besseres Leben für mich erreichen!«
»Na ja, du scheinst jedenfalls ein kürzeres erreicht zu haben«, erwiderte der Detektiv. »Ich hoffe, du denkst, dass es die Mühe wert war.«
Die nächsten fünfzig Meter legten sie schweigend zurück. Dann blieb Murgelström vor einem großen Gebäude stehen, das über den Docks aufragte.
»Na, da laus mich doch der Affe!«, sagte Mallory, ein amüsiertes Lächeln im Gesicht. »Ein waschechtes altes aufgegebenes Lagerhaus!«
»Du hast schon davon gehört?«, fragte Murgelström.
»Wovon gehört?«
»Dem Alten Aufgegebenen Lagerhaus«, antwortete der Elf. »Genau davor stehen wir gerade.«
Mallory stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete das Alte Aufgegebene Lagerhaus. Es umfasste beinahe einen ganzen Häuserblock und schien komplett aus grauem Aluminiumblech zu bestehen. Er sah nur eine Tür, vermutete aber, dass hinter der Ecke zahlreiche Lkw-Laderampen zu finden waren. Fünf Fenster zogen sich an der Front des Gebäudes entlang; vier waren dunkel, aber durch das fünfte fiel ein diffuser gelber Lichtschein in den Nebel.
»Du kommst pünktlich, Murgelström«, sagte eine tiefe Stimme. Mallory fuhr herum und sah sich einem riesigen, blauhäutigen Mann in einem lila Haifischanzug, hellblauem Hemd, violetter Krawatte und marineblauen Schuhen und Socken gegenüber. Er war knapp unter zwei Meter zehn groß, und sein Gewicht musste um die fünfhundert Pfund betragen. »Wer ist dieser Typ bei dir?«
»Er heißt Mallory«, erklärte der Elf. »Er ist okay. Ich bürge für ihn.«
»Wer ist dein Freund?«, wollte Mallory von Murgelström wissen.
»Der Prince of Whales. Ihm gehört das Lagerhaus.«
»Ich dachte, du wolltest allein kommen«, sagte der Prince of Whales.
»Er ist mein Leibwächter«, sagte der kleine Elf.
Der Prince of Whales funkelte Mallory kurz an und zuckte schließlich die Achseln. »Gegen den Grundy wird er dir nicht viel nützen. Aber was soll's, es geht dabei nicht um meine Flossen. Tretet also ein.«
»Danke«, sagte Murgelström.
Der Elf ging zur Tür und öffnete sie. Mallory folgte ihm ins Alte Aufgegebene Lagerhaus. Es war angefüllt mit zahllosen Reihen freistehender Regale, auf denen aus dem Manhattan des Detektivs gestohlene Schätze lagen: Modeschmuck, alte Groschenhefte in Plastiktüten, Küchengeräte, Vollgummireifen, Hunde- und Katzenfutter in Dosen, Hifi-Anlagen, Pelze und sogar Steingut. Ab dem Punkt, wo die Regale endeten, war die Fläche dicht gefüllt mit riesigen Kisten, die alles Mögliche enthielten, von Fernsehern bis hin zu Rasenmähern mit Eigenantrieb.
Murgelström wandte sich nach rechts und ging zum Lagerhausbüro. Die Jalousien waren zugezogen, aber Mallory konnte sehen, dass das Licht darin brannte, und er vermutete, dass es genau das Licht war, das er von außen gesehen hatte.
Der kleine Elf öffnete vorsichtig die Tür.
»Hallo Partner!«, sagte eine hohe, feixende Stimme. »Ich bin ja so froh, dass du es einrichten konntest.«
Mallory trat ein und fand sich in einem großen Büro mit einer Seitenlänge von an die sieben Metern wieder. Etliche Stühle reihten sich entlang einer Wand auf, gegenüber einem Schreibtisch, der die andere Hälfte des Raums beherrschte. An dem Schreibtisch saß ein Leprechaun.
»Mr Mallory, vermute ich?«, sagte er mit einem unangenehmen Grinsen.
»Und du bist bestimmt Fliegenfänger Gillespie«, sagte Mallory.
Gillespie nickte. »Endlich begegnen wir uns.«
»Wo sind meine Freunde?«, wollte Mallory wissen. »Ich weiß nicht, von wem du redest.«
»Eohippus und Winnifred Carruthers.«
»Nie von ihnen gehört«, sagte Gillespie, der immer noch grinste. Mallory ging zur Bürotür.
»Wohin gehst du, Mallory?«, wollte der Leprechaun wissen. »Mich mal umsehen.«
»Nach deinen Freunden?«
»Möglicherweise hast du sie ja übersehen«, sagte Mallory mit grimmigem Lächeln. »An deiner Stelle würde ich das nicht tun.«
»Wieso nicht?«
»Weil es mich unglücklich machen würde«, antwortete Gillespie. »Ich stelle schlimme Sachen an, wenn ich unglücklich bin.«
»Du brichst
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