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Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten

Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten

Titel: Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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näherte sich dem Leprechaun einen Schritt weit.
    »Ich bin weg!«, kreischte er und rempelte zwei Krämer um, während er schnurstracks Kurs auf die Rückseite der Eingangshalle nahm.
    Der Detektiv fasste die Umgebung ins Auge, entdeckte schließlich ein Schild, das ihn zur Dichterlesung von Aristoteles Draconis wies, und ging zur entsprechenden Tür. Diese führte in ein kleines Amphitheater mit etwa zweihundert Plätzen, von denen vielleicht vierzig besetzt waren.
    »Zieht weniger Publikum an als Wrestling, nicht wahr?«, stellte McGuire fest.
    »Vielleicht sollte er sein Programm um einige schmutzige Limericks und ein paar Bauchtänzerinnen erweitern«, sagte Mallory und nahm auf einem Stuhl Platz. Felina wollte schon aufs Podium spazieren, da packte er sie am Handgelenk und zog sie auf den Platz neben sich. McGuire setzte sich, und einen Augenblick später trat ein pummeliger Mann mit Echsenhaut auf die Bühne.
    »Meine Damen und Herren und sonstigen Besucher«, begann er, »ich erachte es als Privileg, Ihnen den einen und einzigen, großartigen Aristoteles Draconis vorzustellen, der von der Heimat seiner Ahnen aus das Meer überquert hat, um heute Abend bei uns zu sein.«
    Jetzt betrat Draconis die Bühne, gekleidet in Schlips und Frack, eine unglaublich große, ausgezehrte Gestalt mit eingesunkenen Wangen, hohlen, brennenden Augen, Eckzähnen und ordentlich frisierten kohlschwarzen Haaren. An einem Finger trug er einen Ring mit einem riesigen blutroten Rubin. Die Handrücken waren von verfilzten Haaren bedeckt, und die Nägel überragten die Finger um anderthalb Zentimeter.
    »Er sieht wirklich passend aus«, flüsterte Mallory.
    »Er ist furchteinflößend, sogar für mich«, sagte McGuire.
    »Mir gefällt sein Ring«, schnurrte Felina.
    Draconis blieb mitten auf der Bühne stehen und starrte einen Besucher nach dem anderen an. Alle außer Mallory senkten den Blick; der Detektiv erwiderte den Blick der seltsamen Augen des Vampirs, die nur aus Pupillen zu bestehen schienen.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie an einem solch besonderen Abend gekommen sind, um einen Fremden an Ihren Gestaden zu begrüßen«, sagte Draconis mit tiefer Stimme und in leichtem Akzent. »Ich werde bemüht sein zu zeigen, dass es sich für Sie gelohnt hat.«
    Und damit hob er an, seine Lyrik vorzutragen, durchgängig unheimlich und ahnungsvoll, voller lebhafter Bilder von unreinen Dingen und unheiligen Praktiken. Nach zwanzig Minuten schloss er seinen Vortrag, das Publikum spendete höflich Applaus, und er verließ die Bühne nach einer einzelnen Verbeugung.
    »Was denkt ihr?«, fragte Mallory.
    »Er ist erschreckend«, fand McGuire. »Eigentlich ist er all das, was ich sein sollte. Was denkst du?«
    »Ich denke, er braucht seine Opfer nicht festzuhalten«, antwortete Mallory. »Er kann sie einfach so langweilen, dass sie einschlafen.«
    »Fürchtest du dich nicht vor ihm?«, fragte McGuire erstaunt.
    »Höchstens vor einer Zugabe«, sagte Mallory und stand auf.
    »Wohin gehen wir?«, fragte der kleine Vampir besorgt.
    »Hinter die Bühne. Ich muss mit ihm reden.«
    »Nur reden?«
    »Zunächst.«
    »Und dann?«, fragte McGuire.
    »Wenn er schuldig ist, muss ich mir überlegen, was als Nächstes zu tun ist.«
    »Das sagst du einfach nur so, stimmt’s?«, fragte McGuire, dessen Worte immer schneller strömten. »Ich meine, du würdest doch nicht wirklich Gewalt gegen so etwas anzuwenden versuchen, oder? Du möchtest dir nur selbst Mut machen oder mich beeindrucken oder ...«
    »Beruhige dich, Bats«, sagte Mallory. »Du brauchst nicht mitzukommen, wenn du nicht möchtest.«
    »Na ja, natürlich möchte ich«, sagte McGuire.
    »Gut.«
    »Aber vielleicht hat er Handlanger dabei, die in dunklen Winkeln lauern«, fuhr McGuire nervös fort. »Ich bleibe lieber vor der Tür stehen und achte auf das, was in deinem Rücken geschieht.«
    Felina zischte den kleinen Vampir an.
    »Was sollte das denn?«, wollte McGuire wissen.
    »Ich beschütze seinen Rücken!«, entgegnete sie. »Du kannst seinen Ellbogen oder das linke Knie beschützen.«
    »Du solltest mir nur helfen, bis ich den Jungen oder seinen Mörder gefunden habe«, erklärte Mallory McGuire. »Nun, den Jungen haben wir gefunden, und vielleicht haben wir auch den Mörder gefunden. Deine Verpflichtung ist damit erfüllt.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte der Vampir unglücklich. »Ich würde mich wie ein Feigling fühlen, wenn ich dich in der Not im Stich lasse.«
    »Bats, du bist ein

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