Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
jüngsten Scheck im Rückstand, und er gehört noch zu den schnelleren.« Er zögerte. »Wir kommen vom Thema ab. Du solltest mir lieber verraten, wer du bist und was du hier tust, ehe ich dir die Glieder einzeln ausreiße und die Wände mit den Überresten deines Haustiers tapeziere!«
Mallory holte seine Lizenz hervor. »Ich heiße John Justin Mallory, und ich möchte nur ein paar Minuten lang mit Draconis sprechen.«
Der Drache starrte auf die Detektivlizenz. »Die ist echt, was?«, fragte er aufgeregt. »Ich meine, du hast sie doch nicht in einem Kramladen gekauft, oder?«
»Sie ist echt.«
»Ach du meine Güte, ein echter Schnüffler!«, rief der Drache. »Ich bin noch nie einem begegnet. Wir müssen uns unterhalten! Ich habe mein neues Buch im Nebenzimmer. Ich habe erst achthundert Seiten geschafft – ich bin noch nicht halb fertig. Könntest du es dir einmal ansehen und mir ein paar Tipps geben?«
»Ich bin kein Schriftsteller.«
»Schriftsteller findet man wie Sand am Meer«, sagte der Drache abschätzig. »Jeder Idiot ist Schriftsteller, und sein Bruder gleich mit. Ich muss mit einem echten Privatschnüffler reden.« Er streckte eine Klaue aus. »Scaly Jim Chandler zu deinen Diensten.«
»Scaly Jim Chandler?«, wiederholte Mallory, ergriff die Klaue und bemühte sich, nicht zusammenzuzucken, als sich die Nägel in seine Haut gruben.
»Na ja, das ist mein Künstlername«, sagte der Drache in entschuldigendem Ton. »Eigentlich heiße ich Nathan Botts, aber wer hätte jemals von einem trinkfesten, schürzenjagenden, taffen Schriftsteller namens Nathan Botts gehört?«
»Na ja, Nathan ...«
»Scaly Jim«, korrigierte ihn der Drache.
»Na ja, Scaly Jim«, sagte Mallory, »ich würde mir liebend gern dein Manuskript ansehen, aber ich stecke mitten in einem Fall, und Aristoteles Draconis ist vielleicht eine Schlüsselfigur darin.«
»Ein Fall?« Die hässlichen Züge des Drachen hellten sich auf. »Ist es – ein Mordfall?«
»Ja.«
»Verdammt, ist das aufregend!«
»Das Opfer sähe das sicher anders.«
»Sehen Sie, Mr Mallory ...«, begann Nathan.
»Mallory reicht.«
»Ja klar, natürlich – kein Schnüffler möchte mit ›Mister‹ angesprochen werden. Sieh mal, Mallory, ich kann mir so geniale Fälle ausdenken wie die besten meiner Kollegen, aber ich war noch nie im Einsatz, sozusagen.« Er brach ab, trat unbehaglich von einem Bein aufs andere und starrte zu Boden. »Und ich frage mich ... Das heißt, falls es dir nichts ausmacht ... Könnte ich dann – ah ...«
»Mitkommen?«, brachte Mallory den Satz für ihn zu Ende.
»Ja.«
»Wenn der Fall nach dem Gespräch mit Draconis noch nicht gelöst ist, wüsste ich keinen Grund, der dagegen spräche«, antwortete Mallory. »Ach, zum Teufel, ich brauche jede Hilfe, die ich kriegen kann!«
»Fantastisch!«, rief der Drache begeistert. Dann: »Ich dachte immer, Privatdetektive arbeiteten am liebsten solo.«
»Dieser Privatdetektiv hier hat es am liebsten, wenn er die Lösung des Falls noch erlebt, und er ist nicht zu stolz, um Hilfe anzunehmen, wann immer sie angeboten wird.«
»Ach, jetzt komm aber!«, wandte der Drache ungläubig ein. »Als Nächstes erzählst du mir noch, du hättest keine sexbesessene Sekretärin namens Velma.«
»Ich habe keine.«
Nathan runzelte die Stirn. »Na, das kürzt mein Buch mal eben um dreihundert Seiten willkürliche Sex- und Gewaltszenen«, sagte er und versuchte dabei, seine Enttäuschung zu verhehlen. »Ich dachte, ihr Typen wäret eigenständiger.«
»Nur in Romanen.«
Der Drache seufzte. »Ich muss eine Menge lernen!«
»Und je schneller ich Draconis begegne, desto früher kannst du damit anfangen«, sagte Mallory.
Nathan gab den Weg frei und deutete auf die Tür hinter ihm. »Gleich dort, Mallory.«
»Danke, Jim.«
»Scaly Jim.«
»Wie wäre es einfach nur mit Jim, wo wir jetzt Freunde sind?«
»Sind wir?« Die hässlichen Züge des Drachen leuchteten auf. »Weißt du, meine Freundin nennt mich Knuddelbär.«
»Bleiben wir bei Jim«, schlug Mallory vor. »Das klingt professioneller.«
»Genau! Wir sind schließlich Kollegen, nicht wahr?«
»Sobald ich mit Draconis gesprochen habe.«
»Soll ich dabei sein, während du ihn in die Mangel nimmst?«, fragte Nathan. »Vielleicht notfalls ein bisschen die Muskeln spielen lassen?«
»Das wäre noch etwas verfrüht.«
»Okay. Ich warte gleich hier draußen.«
Mallory wandte sich an Felina. Sie hatte sich auf dem Fußboden zusammengerollt und
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