Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
sagte sie. »Dieser Fall ist viel verwickelter, als du dir vorstellen kannst.«
»Heißen Dank auch«, brummte Mallory und ging hinaus ins Foyer.
KAPITEL 11
22:47 U HR BIS 23:22 U HR
Sie erreichten den Madison Round Garden – die Laufschrift verkündete: »Wir sind nicht für Ecken!« – und betraten die Eingangshalle.
»Hier müssen Tausende Leute sein«, bemerkte McGuire. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass Lyrik so populär ist.«
»Ist sie nicht«, sagte Mallory.
»Was suchen sie dann alle hier?«
»Es ist ein großes Gebäude«, erklärte der Detektiv. »Vieles läuft hier parallel ab – ein Basketballspiel und noch etliches mehr.«
Während er das sagte, kam ein Goblin vorbei, der Hutnadeln für fünfzig Cent das Stück verkaufte.
»Trägt die Damenwelt immer noch Hüte?«, fragte McGuire.
»Du kommst nicht häufig her, oder?«, lautete Mallorys Gegenfrage.
»Nie.«
Mallory lächelte und deutete auf drei ältere Frauen in bedruckten Kleidern. Zwei benutzten Spazierstöcke, die dritte eine Gehhilfe. Alle drei kauften gerade Hutnadeln.
»Aber sie tragen gar keine Hüte!«, wandte McGuire ein.
»Dazu dienen die Nadeln ja auch gar nicht«, erklärte Mallory. Er deutete auf ein Poster an einer nahen Wand: der Horrible Hektor gegen Gordie den Ghul.
»Wrestler?«, fragte McGuire.
Mallory nickte. »Und heute wird ein tasmanisches Tag Team im Ring erwartet. Dafür dienen die Hutnadeln.«
»Sie stecken sie in die Wrestler?«
»Richtig.«
»Aber das ist ... Das ist barbarisch!«
»Das ist Wrestling ja insgesamt, wenn man es genau nimmt«, fand Mallory.
»Aber der Ausgang ist abgesprochen, nicht wahr?«
»Natürlich. Es sind schließlich Wrestling-Kämpfe, nicht wahr?«
»Dann wird ja niemand verletzt.«
»Deshalb kaufen wir ja die Hutnadeln«, erklärte eine weitere kleine alte Dame, die gerade vorbeikam. »Wenn wir schon gutes Geld bezahlen, um uns ein bisschen gesundes Blutvergießen anzusehen, dann ist ja nur passend, wenn auch jemand verletzt wird.« Sie lächelte. »Dabei habe ich meinen ersten Mann kennengelernt.«
»Er hat auch Hutnadeln in Wrestler gerammt?«, fragte McGuire.
»Ganz und gar nicht. Er war der Behemot von Boston. Ernste Miene Erich hatte ihn mir auf den Schoß geworfen. Unsere Blicke begegneten sich, als er meine Hutnadel aus seiner linken Hinterbacke zog, und es war Liebe auf den ersten Blick.«
»Ihr erster Mann, sagten Sie?«
Sie nickte. »Ich habe ihn für das Biest von Belgrad verlassen; dann kam der Wüste Werner, gefolgt von ...«
»Wie viele Ehemänner hatten Sie?«, fragte McGuire.
»Elf.«
»Alles Wrestler?«
»Alle außer einem. Milton war Banker. Dann entschied ich, dass ich Unehrlichkeit lieber offen und geradeheraus hatte, und wandte mich erneut den Wrestlern zu.« Sie blickte auf die Uhr. »Ich muss mich beeilen. Der Kampf beginnt in einer Minute, und ich habe dem Horriblen Hektor versprochen, mit der hier auf Gordie den Ghul zu warten.« Sie hielt eine glänzende Hutnadel hoch.
»Sie sind mit Hektor befreundet?«
»Hektor ist Nummer elf«, antwortete sie lächelnd und eilte Richtung Arena davon.
McGuire blickte der entschwindenden Gestalt respektvoll nach. »Wenn man es genau nimmt, dann ist sie vermutlich eine Art Sammlerin.«
»He, Kumpel!«, brüllte jemand. »Ist das Ihr Katzenmädchen?«
Mallory drehte sich um und sah einen sehr verzweifelten Süßwarenverkäufer hektisch vor Felina herumfuchteln, die auf einem Zuckerwatteautomaten hockte.
»Ja, sie gehört zu mir.«
»Am besten holen Sie sie dort herunter, ehe sie hineinfällt.«
Mallory ging hinüber und blieb neben dem Verkäufer stehen. »Felina, was zum Teufel machst du da oben?«
»Ich kann von hier aus die ganze Eingangshalle überblicken«, sagte sie glücklich.
»Komm herunter.«
»Mir gefällt es hier.«
»Kamerad«, sagte der Verkäufer, »Sie haben zwanzig Sekunden Zeit, um sie von meinem Automaten zu holen. Dann verprügle ich sie mit einem Mopp, und sie fällt hinein und wird zu Zuckerwatte verarbeitet.«
»Felina«, sagte Mallory, »komm herunter, und ich kaufe dir einen Schokoriegel.«
»Und drei Kanarienvögel und eine Maus«, verlangte Felina.
»Nur einen Schokoriegel. Dir bleiben zehn Sekunden.«
»Und einen Schwertfisch.«
Mallory wandte sich an den Verkäufer. »Sie gehört ganz Ihnen«, sagte er laut. »Ich gehe jetzt und suche mir eine neue Katze für das Büro.«
Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, da wirbelten neunzig Pfund Katzenmädchen durch
Weitere Kostenlose Bücher