Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
für manche wäre es einfach nicht praktikabel. Wo findet man in New York City schon eine ungeschützte Viehherde?«
»Klingt vernünftig.«
»Dann akzeptieren Sie meine Geschichte?«
»Vorläufig«, antwortete Mallory. »Aber wenn Sie den Jungen nicht gebissen haben, wer war es dann? Sie müssen es wissen, wenn Sie versucht haben, den Jungen zu retten.«
»Ich denke nicht, dass Sie mir glauben werden«, wandte Draconis ein.
»Vielleicht nicht«, sagte Mallory, »aber warum erzählen Sie es mir nicht einfach und überlassen mir die Entscheidung?«
»Er wurde vom Schlimmsten unserer Art gebissen, einer entsetzlichen, jahrhundertealten Kreatur aus Transsilvanien selbst.«
»Und wie heißt diese?«
»Vlad Drachma.«
»Wo finde ich ihn?«
»Glauben Sie mir, Mr Mallory, das möchten Sie gar nicht«, sagte Draconis ernst. »Rupert Newton ist bereits tot. Warum sollten Sie sich ihm anschließen?«
»Sie waren ja auch bereit, sich Drachma zu stellen. Warum sollte ich es dann nicht tun?«
»Ich bin schon tot«, wandte Draconis ein. »Was könnte er mir also noch antun?«
»Verraten Sie mir einfach, wo er steckt«, sagte Mallory.
»Ich kann Ihnen keine genaue Stelle angeben«, entgegnete Draconis. »Er geht natürlich mit dem eigenen Sarg auf Reisen. Man findet Plätze – stark spezialisierte Leichenhallen –, wo sich reisende Vampire einmieten können. Am besten versuchen Sie es in einer davon, und am besten hoffen Sie dabei, dass Sie ihn nie finden.«
»Danke«, sagte Mallory und ging zur Tür. »Falls Sie mir die Wahrheit gesagt haben, begegnen wir uns wahrscheinlich nicht mehr. Falls Sie gelogen haben, werden Sie herausfinden, wie lange die Untoten leiden können.«
»In Ordnung«, sagte Draconis. Als Mallory gerade nach der Türklinke griff, fragte der Vampir noch: »Wie fanden Sie meine Gedichte?«
»Ich denke, H. P. Lovecraft hätte sie bewundert«, sagte Mallory. Und vermutlich noch sieben weitere Personen auf der Welt, setzte er in Gedanken hinzu.
Draconis lächelte zum ersten Mal. »Danke, Mr Mallory. Sie haben mir diese Nacht versüßt. Ich hoffe nur, dass ich sie Ihnen nicht vergiftet habe.«
Mallory ging in den Vorraum hinaus.
»Haben wir nach wie vor einen ungelösten Fall?«, erkundigte sich Nathan Botts, der Drache.
»Ja«, antwortete Mallory. »Sieh mal, falls du bleiben und Draconis bewachen musst ...«
»Zum Teufel damit!«, erwiderte Nathan. »Er ist fünfzigmal so stark wie ich und hat sogar bessere Zähne. Gehen wir.«
Mallory stieß Felina sachte mit dem Zeh an. »Aufwachen!«
»Ich habe nicht geschlafen«, sagte sie abwehrend und rappelte sich auf.
»Was hast du dann gemacht?«
»Meine Augen geschont«, sagte sie. »Und meine Arme und Beine und meinen Rücken, meine Ohren und ...«
»Lass das«, sagte Mallory und führte sie auf den Flur hinaus, wo McGuire sie nervös erwartete.
»Bats, sag hallo zu Scaly Jim Chandler«, sagte Mallory. »Er gehört jetzt zum Team.«
»Hallo«, sagte der kleine Vampir.
»Guten Abend«, sagte der Drache. Auf einmal schien er verlegen. »Entschuldigung – tagchen, Kumpel!«
»Bats«, fragte Mallory, »wo schläfst du?«
»Natürlich in einem Bett«, antwortete McGuire.
»Ich dachte, ihr Typen müsst in Erde aus eurer Heimat schlafen.«
»Manhattan ist meine Heimat«, erklärte McGuire.
»Und die Erde?«
»Ich wechsle die Bettwäsche nicht«, antwortete McGuire abwehrend. »Es funktioniert.«
»Okay, aber wenn du mit einem Sarg auf Reisen wärst, wo würdest du ihn für die Nacht unterbringen?«
»Warum fragst du nicht einfach Draconis, wo er schläft?«
»Wir sind nicht hinter ihm her«, entgegnete Mallory. »Wir sind hinter einem Vampir her, der seinen Sarg vermutlich in einer Leichenhalle stehen hat, wo man für die Bedürfnisse der Untoten sorgt. Welche Halle ist die wahrscheinlichste Antwort?«
»Ah!«, sagte McGuire, und seine hässlichen Züge leuchteten auf. »Ich kenne genau den richtigen Platz.« Er machte sich auf den Weg zum Hauptausgang des Gardens. »Folgt mir!«
KAPITEL 13
23:43 U HR BIS M ITTERNACHT
»Also, wo finden wir den Laden?«, fragte Mallory, während McGuire die bunte Truppe aus vier Personen die Madison Avenue entlangführte.
»Nicht weit von hier«, antwortete der Vampir. »Direkt gegenüber der Ecke Tod und Verzweiflung.«
»Sind das Straßen?«, fragte Mallory stirnrunzelnd. »Habe noch nie von ihnen gehört.«
»Sie haben tagsüber andere Namen«, erklärte McGuire.
Auf einmal blieb Felina
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