Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
unserem Drive-by-Schalter für das Gedenken. Wünschen Sie die Drei-Minuten-Andacht mit allen Schikanen?«
Eine Polizeisirene legte klagend los.
»Keine Zeit«, entgegnete der Fahrer, und Mallory konnte sehen, dass eine von Kugeln durchsiebte Leiche auf der Rückbank saß. »Nehmen Sie ihn einfach.«
Der Dicke drückte einen Schalter, und ein Schubfach von einen Meter achtzig Länge, neunzig Zentimetern Breite und sechzig Zentimetern Tiefe schoss hinaus. Der Fahrer und ein weiterer Fahrzeuginsasse senkten das Rückfenster und schafften es, die Leiche in das Schubfach zu befördern.
»Unsere Ein-Minuten-Andacht ist ein Sonderangebot für nur zweihundert Dollar«, sagte der Dicke.
Kugeln prasselten auf den Wagen ein.
»Vielleicht unser Zehn-Sekunden-Special für fünfzig Dollar?«
Der Fahrer warf einen Fünfzigerschein auf die Leiche.
»Unser Vater im Himmel, hier kommt wieder einer«, stimmte der Dicke seinen Singsang an, öffnete das Tor und zog das Schubfach ein, während das Auto davonjagte. Einen Augenblick später raste ein Polizeiwagen vorbei, dem anderen Fahrzeug dicht auf den Fersen.
»Unsere Drive-by-Begräbnisse sind immer ein wenig heikel«, bemerkte der Dicke, während eine Mannschaft aus Gnomen und Elfen auftauchte und sich daranmachte, die Leiche wegzukarren. »Trotzdem sind sie für uns ein notwendiges Nebengeschäft.«
»Ja klar, das kann ich sehen«, sagte McGuire.
»Vielleicht, liebe Freunde, erzählen Sie mir jetzt etwas über Ihren Verblichenen, damit ich Ihnen das passende Angebot an Särgen und Andachten zeigen kann.«
»Na ja, es ist ein bisschen heikel«, sagte Mallory.
»Keine Sorge, mein guter Sir«, tröstete ihn der Dicke. »Ich bin sicher, dass kein Gericht im Land Sie für schuldig befinden würde.«
»Das beruhigt mich wirklich«, sagte Mallory trocken. »Wie ich jedoch fürchte, besteht unser aktuelles Problem darin, dass unser Freund derzeit nicht tot ist.«
»Planen Sie, die ruchlose Tat heute Abend zu vollbringen?«, erkundigte sich der Dicke. »Ich verstehe ganz und gar. Keine Sorge, Sir. Meine Lippen sind versiegelt.«
»Versuchen Sie, mich nicht ganz so schnell zu verstehen«, mahnte ihn Mallory. »Mein Freund ist einer der Untoten.«
»Gewiss«, sagte der Dicke und musterte den kleinwüchsigen McGuire mit sachkundigem Blick. »Wir können Ihnen sogar mit einem Kindersarg ein Sparangebot unterbreiten.«
»Nicht er«, entgegnete Mallory. »Der fragliche Freund ist derzeit auf der Pirsch, braucht aber, sobald der Morgen heraufzieht, einen Platz, wo er sich zur Ruhe legen kann.«
»Wird das ein langfristiges oder ein kurzzeitiges Arrangement?«
»Ein langfristiges«, antwortete Mallory, und der Dicke leckte sich unwillkürlich die Lippen. »Zunächst muss ich mich jedoch davon überzeugen, dass die Unterbringung angemessen ist.«
»Ich führe Sie gern herum.«
»Natürlich möchten wir uns Ihr Geschäft ansehen«, sagte Mallory, »müssen aber zunächst etwas anderes ansprechen.«
»Kein Problem, mein guter Sir«, sagte der Dicke. »Wir akzeptieren Dollar, Pfund, Francs, Yen, Rubel, Drachmen, Zloty, Rupien, Gold, Silber, Diamanten, Platin, Inhaberobligationen und alle bedeutenden Kreditkarten.«
»Prima«, fand Mallory. »Trotzdem müssen wir da noch einen Punkt ansprechen.«
»Und der wäre?«
»Mein Freund kommt aus Transsilvanien.«
»Ah!«, sagte der Dicke und rieb sich die Hände. »Das Land der Vorväter!«
»Und sein Sarg ist noch unterwegs.«
»Wie ich schon sagte, umfasst unser Angebot das volle Spektrum an Särgen – Holz, Metall, sogar Styropor für Personen, die mitten im ewigen Schlaf aufwachen, klaustrophobisch werden und sofort ins Freie gelangen müssen.«
»Ich denke nicht, dass Sie unser Problem erkennen«, wandte Mallory ein. »Die Erde aus seiner Heimat ist nämlich ebenfalls noch unterwegs. Haben Sie hier transsilvanische Erde? Er hat mir versichert, dass er sich nur ein paar Becher davon borgen und sie mit amerikanischer Erde mischen muss, bis sein Sarg eintrifft. Er wird darauf unruhig schlafen, aber wenigstens kann er überhaupt einschlafen.«
»Ich verstehe«, sagte der Dicke stirnrunzelnd. »Da muss ich in unseren Unterlagen nachsehen.«
»Bieten Sie so vielen Vampiren Unterkunft?«
»Weit über hundert«, antwortete der Dicke. »Entschuldigen Sie mich für einen Moment; ich gehe ins Büro und sehe nach, ob wir Ihren Wünschen entsprechen können.«
Er drehte sich um und ging, und McGuire sagte leise: »Man kann nicht
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