Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
sagte Mallory.
»Sie meinen, einen mit Sahne und einen ohne?«, fragte der Kellner.
»Ich meine, was ich sagte: zwei Tassen Kaffee und eine Tasse Sahne.«
Der Kellner zuckte die Achseln und ging los, um die Bestellung an den Barkeeper weiterzugeben, während Mallory die Umgebung in Augenschein nahm. Er hatte schon Kneipen besucht, die Aktgemälde über dem Tresen hängen hatten, aber hier sah er zum ersten Mal eines, wo die Nackte vier Brüste, vier Augen, einen Adlerschnabel und nur ein Bein hatte. Er war schon in Bars gewesen, wo Fische in Tanks zur Schau gestellt wurden, aber hier sah er zum ersten Mal einen Tank mit vier Zoll großen Männchen, die Wasserball spielten. Schlussendlich war er auch schon in vielen Bars gewesen, die von einem gemischten Publikum frequentiert wurden, aber während er jetzt Hörner, Schweife, Hufe und Schnauzen betrachtete, gelangte er zu dem Schluss, dass er noch nie eine so stark gemischte Kundschaft erlebt hatte wie in dieser Kneipe.
Schließlich wandte er sich dem Blinden Boris zu. »Wird Flauschie nun als Vertraute getarnt?«, fragte er.
»Flauschie?«, fragte Boris. »Was für ein Name für einen Drachen!«
»Ich habe ihr den Namen nicht gegeben«, sagte Mallory. »Ich versuche sie nur zu finden.«
»Sie posiert nicht als Vertraute und wird auch nicht als solche ausgegeben, und sie hält sich nicht in Greenwitch Village auf«, erklärte Boris.
»Okay, sie ist weder hier, noch wird sie als Vertraute ausgegeben«, sagte Mallory. »Was können Sie mir darüber hinaus sagen?«
»Dass Sie sich da ein vielschichtiges Problem aufgehalst haben.«
Mallory nickte. »Die Suche nach einem Drachen von Katzengröße in einer Acht-Millionen-Stadt bei nur vierundzwanzig Stunden Zeit. Ich weiß.«
»Sie haben ja keine Ahnung«, behauptete der Blinde Boris. »Nichts ist so, wie es scheint.«
»Möchten Sie das erklären?«
»Das habe ich gerade«, erwiderte Boris. »Nichts ist so, wie es scheint.«
»Wie wäre es mit einer nützlicheren Erklärung?«
Boris runzelte die Stirn. »Wie wäre es mit: Da sind Mysterien in Rätseln innerhalb von Geheimnissen verborgen?«
»Das ist noch weniger hilfreich«, fand Mallory.
»Mein Fehler«, sagte Boris. »Ich habe mich falsch ausgedrückt. Wie wäre es mit: Da sind Geheimnisse in Mysterien innerhalb von Rätseln verborgen?«
»Sie sollten lieber Sinnvolleres sagen, sonst bleibt das der letzte Drink, den ich Ihnen spendiere«, sagte Mallory, als der Kellner zurückkehrte und Kaffee für Mallory und Jeeves brachte, Whiskey für Boris und eine Tasse Sahne, über die Felina geräuschvoll schmatzend herfiel.
»Ich bemühe mich ja, verdammt!«, blaffte Boris. »Ich muss aber auch die Regeln der Hexenmeistergilde einhalten. Ich bin schließlich Vizepräsident des Kapitels von Lower South Manhattan.«
»Weist die Hexenmeistergilde Sie an, geheimnisvoll und kenntnisreich zu klingen und dabei nichts zu sagen, was es wert wäre, dass es sich jemand anhört?«
»Im Wesentlichen«, antwortete Boris. »Sie tun nie etwas direkt. Das würde den Nimbus des Mystischen zerstören.«
»Mir ist aufgefallen, dass Sie keine Probleme damit hatten, all den Leuten klare Antworten zu geben, die vor mir in der Schlangen standen«, beschwerte sich Mallory.
»Sie hatten einfache Probleme, also habe ich ihnen einfache Antworten gegeben.«
»Was ist an meinem Problem so scheißvielschichtig? «, wollte Mallory wissen. »Ein Drache wurde entführt. Ich versuche ihn wiederzufinden.«
»Ah … aber warum wurde er entführt und von wem?«, hielt ihm Boris entgegen. »Der einzig logische Grund, scheint es, wäre eine Lösegeldforderung, jedoch wurde eine solche nicht erhoben.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich bin ein Hexenmeister. Ich weiß fast alles.«
»Fast?«, wiederholte Mallory.
»Ich weiß nach wie vor nicht, warum immer alle Fahrstühle gleichzeitig eintreffen oder wie man eine kindersichere Flasche öffnet oder warum es Fifi Malone ablehnt, mit mir auf die Matratze zu hüpfen … aber ich weiß fast alles andere.«
»Einschließlich der Antwort auf die Frage, wer Flauschie gestohlen hat?«, hakte Mallory nach.
»Ich sagte fast«, entgegnete Boris.
»Ich denke, ich möchte meinen Drink zurück«, sagte Mallory.
Boris umklammerte sein Glas. »Ich schlage Ihnen ein Geschäft vor, Mallory«, sagte er. »Wenn ich Ihnen drei Andeutungen gebe, spendieren Sie mir dann noch einen Drink und hören auf, mich zu drangsalieren?«
»Drei Hinweise für einen
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