Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
einem glücklichen Lächeln. »Ich habe dich gerettet.«
»Vor der belebten Leiche?«, fragte Mallory. »Das bezweifle ich.«
»Vor dem Vogel«, korrigierte sie ihn.
»Ich nenne Ihnen auf Kosten des Hauses eine vierte Andeutung«, sagte der Blinde Boris.
»Wie lautet sie?«, fragte Mallory.
»Nehmen Sie das verdammte Katzenmädchen an die Leine, ehe sie Sie in noch größere Schwierigkeiten bringt, als Sie ohnehin schon haben.«
»Ich habe keine Schwierigkeiten.«
»Die Nacht ist noch jung«, wandte der Hexenmeister der Christopher Street ein.
KAPITEL 9
22:09 U HR BIS 22:33 U HR
Mallory blickte auf die Uhr, als sie die Kneipe verließen.
»In zwanzig Minuten steht unser Treffen mit Winnifred an«, gab er bekannt. »Wir sehen lieber zu, dass wir den Central Park erreichen.« Er wurde lauter. »Es sei denn, jemand möchte mir das Leben erleichtern und mir sagen, wo der verdammte Drache steckt!«
»Dir das Leben zu erleichtern gehört nicht zu meiner Stellenbeschreibung«, wandte die körperlose Stimme des Grundy ein.
»Was war das?«, erkundigte sich Jeeves nervös.
»Der Besitzer des wahrscheinlichen Gewinners von morgen, falls wir Flauschie nicht finden«, antwortete Mallory.
»Dann muss er der Schuldige sein«, fand Jeeves.
Mallory schüttelte den Kopf. »Nein, das ist er nicht.«
»Das ist aber eine Erleichterung!«, sagte Jeeves. »Denn wie bekommt man etwas vom Grundy zurück, wenn er es nicht hergeben möchte?«
»Für das leibhaftige Böse ist er kein schlechter Kerl«, sagte Mallory. Er wurde erneut lauter. »Er könnte aber ein bisschen hilfreicher sein!«
Er glaubte, ein erheitertes Glucksen mit der kalten Nachtluft treiben zu hören, aber eine Antwort erhielt er nicht.
»Wo zum Teufel ist die U-Bahn?«, fragte Mallory. »Ich muss falsch abgebogen sein.«
»Wir sind ein paar Häuserblocks weit gegangen, ehe wir den Hexenmeister fanden«, wandte Jeeves ein.
»Ich weiß, wo sie ist«, sagte Felina.
»Okay, wo?«, wollte Mallory wissen.
Sie lächelte. »Ich habe Hunger.«
»Was gibt es sonst Neues?«, fragte der Detektiv.
»Ich führe dich für drei Sardinen, einen Goldfisch, einen Blauhäher und ein Flusshorn hin.«
»Ich denke, dann frage ich einfach die nächste Person, die ich sehe«, konterte Mallory. Ein ungepflegter junger Mann, dessen Nase mit weißem Puder verkrustet war und dessen Pupillen die ganzen Augen ausfüllten, stolperte vorbei. »Okay, die zweite Person«, korrigierte sich Mallory.
Eine kleine alte Dame mit einem Wollschal um Kopf und Schultern kam auf sie zu, und sie trug einen Korb voller blühender Mohnblumen.
»Entschuldigen Sie, Ma’am«, sagte Mallory. »Können Sie mir sagen, wo ich die U-Bahn finde?«
»Ich wusste noch gar nicht, dass sie verloren gegangen ist«, sagte sie und reagierte mit einem zahnlosen Gackern auf den eigenen Witz. »Gehen Sie einfach an der Kunstmesse und der Folksongmesse vorbei. Bei der Drogenmesse wenden Sie sich nach rechts, bei der Sexmesse nach links, und sobald Sie die Schnorrermesse erreicht haben, sehen Sie die U-Bahn vor sich.«
»Die Kunstmesse habe ich gesehen«, sagte Mallory, »aber ich erinnere mich nicht an die anderen.«
»Ah«, sagte sie und nickte verständnisvoll. »Wahrscheinlich sind Sie beim Jungen Republikaner nach links gegangen.«
»Hier gibt es eine Junge-Republikaner-Messe?«, fragte Mallory überrascht.
»Nein, nur einen Jungen Republikaner«, antwortete sie. »Es sei denn, es wäre ein zweiter ins Village gezogen.«
Dann war sie verschwunden, und Mallory und seine kleine Gruppe folgten ihres Weges bis zur U-Bahn-Station, nahmen die Rolltreppe zum Bahnsteig und warteten auf die nächste Bahn.
»Ah … wer ist denn das?«, fragte Jeeves nervös und deutete auf drei dunkle ungeschlachte Gestalten in nicht ganz zwanzig Meter Entfernung.
»Gnome der U-Bahn«, antwortete Mallory. »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie schnorren nur Lebensmittel.«
»Sind wir keine Lebensmittel?«, fragte der Gremlin.
Mallory lächelte und schüttelte den Kopf. »Sie ernähren sich von U-Bahn-Chips.«
»Wirklich?«
Mallory nickte. »Sie sind vor ein paar Jahren fast verhungert, als die U-Bahn so gefährlich wurde, dass sie fast niemand mehr benutzt hat. Aber heute erleben beide ihr Come-back – die U-Bahn und die Gnome.«
Eine Bahn fuhr vor, und Mallory und seine Gruppe stiegen ein.
»Ich bin noch nie in einer Manhattan-U-Bahn gefahren«, bemerkte Jeeves, während er sich umsah. »Es ist netter, als ich
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