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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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konnte. Jack beäugte das Fässchen bereits mit gierigem Blick, so dass Nolan ihm sofort einen Zinnbecher abfüllte und ihn ihm reichte. Jetzt, da die Gefahr gebannt schien, befahl Nolan dem Koch, das Feuer zu schüren. Nach den Ereignissen konnte jeder eine warme Mahlzeit vertragen.
    Ein paar von Jack Caspers Männern, die ihn mit an Bord begleitet hatten, schlossen sich der kleinen Feier an. Zusammen ließen sie sich mit Wayland am langen Tisch der Kombüse nieder und erzählten einander wilde Geschichten. Einige von ihnen erkannte Nolan wieder. Er hatte sie in seiner Jugend getroffen, manche waren nicht viel älter als er selbst. Die verglaste Zinnlampe, die langsam im Rhythmus der Wellen über ihren Köpfen hin und her schwankte, warf skurrile Schatten auf ihre ausgemergelten Gesichter. Jack war nicht der Einzige, dem die Jahre übel zugesetzt hatten. Keiner der Männer war ohne sichtbare Narbe oder einen fehlenden Körperteil davongekommen, mit dem er sich seiner Heldentaten brüsten konnte. Ihre Haut, die in Farbe und Textur altem Leder ähnelte, spannte über ihren eingefallenen Gesichtern und machte es schwer, ihr wirkliches Alter zu erraten.
    Nolan hatte sich an die Wand gelehnt und erlaubte sich nicht, seine Konzentration auch nur einen Augenblick sinken zu lassen. Casper und seine Männer schienen harmlos zu sein, mehr darauf aus, sich zu betrinken, als zu kämpfen. Trotzdem gelang es Nolan nicht, das schleichende Gefühl der Gefahr abzuschütteln, das ihn jetzt, inmitten einer Piratenbande, wieder überfiel: Männer, die einem in der einen Minute auf den Rücken klopfen und in der nächsten die Kehle aufschlitzen konnten. Obwohl er sie an Bord eingeladen hatte, um zu demonstrieren, dass seine Prahlerei von schlagkräftigen Argumenten in Form von einem schwerbewaffneten Schiff gestützt wurde, würde er froh sein, wenn alles wieder vorbei war.
    Der hübsche Jack schob seine Hand unter seine abgewetzte Jacke, unter der er nichts als blanke Haut trug. Nolan wurde aufmerksam und rückte ein Stück von der Wand ab. Obwohl alle Männer zuvor gründlich durchsucht worden waren, wurde er nervös. Aber umsonst. Jack Casper beförderte einzig und allein ein Kartenspiel zutage. »Reg dich bloß nicht auf, sonst geht noch etwas zu Bruch. Meine alten Knochen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Hab nur gedacht, wenn ich schon mal hier bin, können wir auch ein kleines Spielchen wagen.«
    Nolan lehnte sich wieder gegen die Wand. »Ich spiele nicht.«
    Casper steckte die Karten wieder in die Innentasche seiner Jacke zurück. »Das merkt man.«
    Dann wurden Schüsseln gefüllt und an die Besucher weitergereicht, aber Casper rührte nur abwesend in seinem Eintopf herum und hielt sich stattdessen an den Grog. Nachdem er mehrere Gläser des verdünnten Gebräus in sich hineingeschüttet hatte, hörten seine Hände endlich auf zu zittern. »Das war ja mal was damals, als du Bellamy Leggett erledigt hast«, sagte er. »Wir waren uns ganz und gar nicht grün, versteh mich nicht falsch, aber trotzdem war es ein Schlag, als ich hörte, dass er von dem Kerl erledigt worden ist, den er aufgenommen hat wie seinen eigenen Sohn.«
    Nolan wurde unruhig. Äußerlich bewahrte er seine entspannte Fassade, aber innerlich war er jederzeit bereit, zum Sprung anzusetzen. »Er hat mich wie einen Sklaven behandelt.«
    Jack zuckte die Schultern. »Und? Mein eigener Vater war auch nicht besser, wenn nicht sogar schlimmer. Hat mich an einen Kaufmann verhökert, als ich gerade mal alt genug war, meine Schuhe selber zu binden.« Er nahm noch einen großen Schluck. »Manchmal meine ich immer noch, den alten Bellamy zu sehen.«
    Wayland starrte in seinen Becher. »Das bildest du dir nur ein. Es heißt, man leidet unter solchen Erscheinungen, wenn einen der Rum langsam umbringt.«
    Jack Casper hob seinen Becher zum Toast. »Tja, wenn einer das wissen muss, dann wohl du.«
    Waylands scharfe Antwort entging Nolan, als seine Gedanken abdrifteten. Bald würde es sich herumgesprochen haben, dass er wieder im Geschäft war. Seit der Meuterei balancierte er auf einem Drahtseil, aber statt in den Abgrund zu fallen, hatte Nolan jetzt das Gefühl, auf dem Wind zu reiten, er flog förmlich dahin. Seine Loyalität war davon unbeeindruckt geblieben. Noch immer glaubte er an die Freiheit für sein Land und für sich selbst. Er hatte Bellamy getötet, weil es erforderlich gewesen war. Und auch in den kommenden Monaten würde er wieder töten und wieder aus

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