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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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Minuten, bis dein Langboot mit dir zusammen im Wasser liegt«, antwortete Nolan. Er reichte Tyrell die Flüstertüte und verschränkte seine Arme vor der Brust. Die Verhandlungen waren abgeschlossen.
    Der hübsche Jack fügte sich in der Hälfte der von Nolan geforderten Zeit. Blitzschnell befand er sich mit ausgestreckter Hand und, wenn man den Ausdruck seiner zerstörten Visage richtig deutete, einem Lächeln an Deck der
Integrity.
    Nolan stand breitbeinig da, ohne auf die freundschaftliche Geste einzugehen. Er spielte nicht mehr eine Rolle, er war wieder in seinem Element, und dieses Wissen schockierte ihn genauso sehr, wie es ihn beruhigte. Er musste nicht länger mit der dunklen Seite seines Charakters ringen, gegen etwas ankämpfen, das er sowieso nicht kontrollieren konnte. Konzentriert behielt Nolan Jacks Hände im Blick, obwohl dessen magere Gestalt und die gebückte Haltung manch anderen Gegner vielleicht die Gefahr hätten unterschätzen lassen, die von ihm ausgehen konnte. Der Pirat war dafür bekannt, immer einen Dolch oder zwei in seinen Stiefeln stecken zu haben, und seine Zielgenauigkeit war legendär.
    Doch der hübsche Jack ließ sich von Nolans unfreundlichem Empfang nicht einschüchtern. Stattdessen nickte der alte Kapitän und musterte Nolan von Kopf bis Fuß. »Schon als Bellamy dich an Bord genommen hat, wusste ich, dass seine Tage als Hahn im Korb gezählt waren. Dein Großvater wäre stolz auf dich.«
    Nolan zuckte weder zusammen, noch wurde er innerlich nervös, wie es noch vor kurzem der Fall gewesen war, wenn er mit seinem berühmt-berüchtigten Großvater verglichen wurde. Seine Hand ruhte besonnen auf dem Griff seines Schwerts, während er Caspers Musterung mit starrem Blick standhielt. »Lass uns zum Geschäft kommen – was willst du?«
    Der hübsche Jack strich sich über seinen flachen Bauch. »Wie wäre es mit einem Happen zu essen und einem kleinen Schlückchen? Das ist doch unter alten Freunden nicht zu viel verlangt, oder?«
    »Wie wäre es, wenn ich dir den Rest deiner Nase lasse?«
    Jack Casper zog die Augenbrauen hoch und wandte sich an Wayland. »Er ist so böse geworden wie Blackbeard höchstpersönlich. Was ist bloß in ihn gefahren?«
    Wayland trat vor. »Er ist eben keiner, der einem auch noch die andere Wange hinhält – aber du kennst ja Bellamy, seinen Ziehvater. Ihr habt uns gedroht, und wir wollen wissen, was es für einen Grund dafür gibt.«
    »Ist es denn verboten, für sein eigenes Auskommen zu sorgen? Es waren magere Jahre in letzter Zeit. Ich habe dich in St. Martin herumschleichen sehen, Wayland, und als ich dir zu deinem Schiff gefolgt bin, habe ich Nolan entdeckt. Dachte, ihr braucht vielleicht ein Schiff, das sich euch anschließt.«
    Nolan blickte Wayland an. Wenn Casper ihm gefolgt war, ohne dass er es bemerkt hatte, ließ die Form des alten Piraten langsam nach. Fragend zog er eine Augenbraue hoch, aber Wayland ignorierte ihn. Froh darüber, ihn endlich erwischt zu haben, breitete sich ein Grinsen auf Nolans Gesicht aus.
    »Deine Mannschaft sieht aus, als hätte sie der Skorbut nicht nur einmal heimgesucht«, sagte er zu Casper.
    Der Pirat lachte. »Nicht Skorbut, sie hatten nur ein bisschen zu viel Rum. Aber kämpfen können sie immer noch. Was sagst du zu meinem Vorschlag?«
    Nolan musterte Casper. Er war nie einer von der üblen Sorte gewesen. Er genoss gerne das gute Leben, und seine Erfolge waren bisher eher dünn gesät gewesen, weil er sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit betrank. Seine Überfälle unternahm er hauptsächlich, um sich seine wollüstigen Gewohnheiten leisten zu können. Jack hatte immer einen Becher und ein Lächeln mit Nolan geteilt. Aber das tat er mit jedem. Gegen sein besseres Wissen gewährte Nolan seiner Nachgiebigkeit ein letztes Gastspiel. »Komm mit nach unten. Wir geben dir etwas zu essen, und dann machst du dich wieder auf den Weg.«
    »Bist ein guter Junge, Nolan. Hab ich schon immer gesagt, nicht wahr, Wayland?« Casper folgte ihm gehorsam unter Deck.
    »Weiß ich doch nicht. Wer kann
dich
schon verstehen, wenn du dauernd besoffen bist?«, murmelte Wayland laut.
    Sie betraten die Kombüse, und Nolan ließ sofort ein Fass mit unverdünntem Rum zum anderen Schiff hinüberschicken. Dies sollte genügen, um den Frieden zu wahren. Betrunkene Piraten würden nutzlos sein. Jack Casper und seine Männer sahen zwar nicht besonders bedrohlich aus, aber Nolan wollte kein Risiko eingehen, wenn man es auch vermeiden

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