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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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hatte. Aber die Lüge hatte nicht viel zu bedeuten; noch immer wollte sie das Beste von ihm glauben. Fast hätte sie laut aufgelacht über ihren sturen Wunsch, dass er tatsächlich nicht gekommen war, um sie zu holen, weil er auf dieser Insel festgesessen hatte. Dann verschloss sich in ihrem Herzen eine Tür, und sie musste erkennen, dass all die Hoffnungen, die sie auf Bellamy Leggett gesetzt hatte, schon immer falsch gewesen waren.
    Sie trat vor und griff nach Nolans Arm. Sie musste die beiden ablenken. Sie hatte nicht vor, noch weiter darüber streiten zu müssen, wo Bellamy das letzte halbe Jahrzehnt verbracht hatte. »Vielleicht irre ich mich in Bezug auf den Schatz, aber der Wasserfall ist echt.«
    Bellamy machte eine unwirsche Geste mit der Hand. »Und was wäre schon, wenn sie recht hätte? Es ist doch viel zu heiß, um sich auf dieser Hölle von Insel auf die Suche zu machen. Wir sollten uns lieber die Karte ansehen und mit ihr den Schatz finden, statt auf das Geplapper eines Mädchens zu hören.«
    Auch Jewels neugewonnene Einsicht in den völlig lieblosen Charakter ihres Vaters konnte nicht verhindern, dass seine gänzliche Missachtung sie tief verletzte. Ihre Hand schloss sich plötzlich enger um Nolans Arm.
    Nolan schob seine Hand unter ihr Haar und ließ sie auf ihrem Nacken ruhen: eine Geste, die Jewel nicht nur als beschützend, sondern auch als ungewohnte Unterstützung empfand. »Nie wieder wirst du die Karte oder irgendetwas anderes, das mir gehört, in deine Hände bekommen.«
    Wayland musste sich gewaltig anstrengen, um sich an Bellamy vorbeizuschieben und sich auf Jewels und Nolans Seite zu schlagen. »Die Karte hat ihre eigene, geheime Sprache, du Idiot. Und deine Tochter ist der einzige Mensch, die sie lesen kann. Wenn sie sagt, der Schatz ist bei einem Wasserfall, dann folge ich ihr gern. Als die Karte in deinem Besitz war, hast du ja noch nicht mal deinen eigenen Arsch gefunden.« Er drehte sich um, zwinkerte Jewel mit seinem gesunden braunen Auge zu und bot ihr dann seinen Arm, den sie dankbar annahm.
    Nolan drückte sie noch einmal kurz, ehe er sie mit Wayland im Dschungel verschwinden sah. Er starrte Bellamy weiterhin an, und Jewel wurde klar, dass er ihrem Vater niemals mehr den Rücken zukehren würde.
    Am Ende des Strandes hörte sie, wie ihnen jemand hinterherrannte. »Irgendwann hätte auch ich das verdammte Ding noch entschlüsselt. Aber eine Mannschaft aus lauter Säufern war mir dabei nicht gerade eine große Hilfe«, keuchte Bellamy plötzlich neben ihr.
    Als Jewel einen Blick über ihre Schulter warf, sah sie, dass ihnen die gesamte Besatzung folgte, inklusive Nolan. Sie entspannte sich etwas. Immerhin war es ihr gelungen, das Blutvergießen zwischen ihrem Mann und ihrem Vater noch etwas hinauszuschieben. Abgesehen davon, dass Nolan vielleicht nicht ihr Mann war …
    Sie stolperte und wäre gefallen, hätte Wayland sie nicht im letzten Moment aufgefangen. Erneut blickte sie suchend über ihre Schulter. Nolan sah sie an und wollte ihr mit einem leichten Kopfnicken etwas andeuten. Die illusorische Einschätzung ihres Vaters hatte sie bereits abgelegt, aber Nolan, so beschloss sie, würde sie niemals aufgeben.
     
    Nach einigen nervenaufreibenden Minuten – länger jedenfalls, als Jewel es für möglich gehalten hatte, dass ein Mensch den Atem anhalten kann – tauchte Nolan wieder an der Oberfläche auf. Sie hatte sich am Ufer hingekniet und atmete fast genauso schwer wie er, weil auch sie versucht hatte, die Luft anzuhalten, solange er unter Wasser gewesen war. Jetzt streckte sie ihm ihre Arme entgegen.
    Mit ein paar kräftigen Zügen schwamm er ans Ufer. »Geh zurück. Ich will nicht, dass du ins Wasser fällst. Der See ist sehr tief.«
    Jewel tat, wie er ihr geheißen hatte, fühlte sich aber von seinen harschen Worten eher getroffen als getröstet, obwohl er sich doch Sorgen um ihre Sicherheit machte. Er hatte weder mit ihr gesprochen, noch war er ihr nahe gekommen, seit sie den Strand verlassen hatten.
    Mit den Händen stützte er sich am Ufer ab und stemmte sich aus dem Wasser. Tropfen perlten über seine muskulösen Schultern und die Brust. Er hatte sich bis auf die Hosen ausgezogen. Es schien Jewel, als sei es Jahre her, dass sie ihn zum letzten Mal berührt hatte, nicht erst ein paar Stunden am heutigen Morgen. Nach den bisherigen Ereignissen des Tages begann sie sich schon zu fragen, ob sie ihn jemals wieder in den Armen halten würde. Er wirkte so mächtig, wie er

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