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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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mit der Zunge berührte sie das wenige, das sie noch in der hohlen Hand halten konnte. Kühl. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie zum letzten Mal in frischem Wasser gebadet hatte. Sie beugte sich vor, wusch sich das Gesicht, ermahnte sich aber, nicht hineinzuspringen, egal wie sehr sie es sich auch wünschte.
    Sie hielt inne. Der Drang, sich Hals über Kopf in die kühlen Tiefen zu stürzen, überfiel sie mit solcher Kraft, dass sie sich erhob und vorsichtshalber vom Ufer zurücktrat. Zudem wurde sie das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Nein, mehr noch: dass sie von jemandem an diesen Ort geführt worden war, damit er beobachten konnte, wie sie reagieren würde. Die Luft summte wie ein verwunschener Zauberwald in den Märchen, die ihr als Kind erzählt worden waren. Alles schien sie zu locken, obwohl es sie doch eigentlich abschrecken sollte.
    Wieder blickte sie zum Wasserfall hinauf. Seine Form erinnerte sie an etwas, das sie schon einmal gesehen hatte. An eine der Runen auf der Karte! Bis zu den zwei Baumstämmen weiter oben, die von Fels umgeben waren, glich der Wasserfall einer Rune. Plötzlich wurde Jewel von einer ruhigen Gewissheit erfüllt – sie hatte Captain Kents Schatz gefunden.
     
    Wütende Stimmen schallten über den Strand. Jewel blieb stehen, noch immer halb vom dichten Blattwerk verborgen, und fragte sich, ob die Männer überhaupt bemerkt hatten, dass sie verschwunden war.
    »Das führt doch zu nichts. Holt die Schwerter raus oder haltet endlich den Mund!«, bellte Wayland.
    »Von mir aus gerne Ersteres. Fünf Jahre lang habe ich darauf gewartet, diesem Rotzlöffel eine Lektion zu erteilen«, rief Bellamy zurück.
    Jewel trat aus ihrem Versteck, sah, dass sich Bellamy und Nolan gegenüberstanden, während Wayland zwischen ihnen hin und her lief. Auch Bellamy war unruhig, während Nolan an Ort und Stelle verharrte. Der Rest der Mannschaft hielt sich unschlüssig im Hintergrund.
    Nolan blickte in ihre Richtung. Jewels Herz schlug ihr bis zum Hals. Er
hatte
es bemerkt. Natürlich, das musste er auch, denn sonst wäre alles, was zwischen ihnen gewesen war, nur eine Lüge.
    Er wandte sich an Bellamy. »Ich werde nicht gegen dich kämpfen, alter Mann, denn ich bin hier, um den Schatz zu finden. Habe ich das getan, dann werde ich wieder gehen, ohne dich mitzunehmen.«
    Auch Bellamy hatte jetzt Jewel aus dem Augenwinkel entdeckt, drehte sich jedoch nicht um, schenkte ihr nicht mal mehr seine Beachtung. »Und ohne meine Tochter. Nicht wahr, Jewel?«
    Sein Hochmut machte sie rasend. Wer war er, zu denken, dass er sie benutzen konnte, wie es ihm passte. Vielleicht hatte das früher funktioniert, aber diese Zeiten waren jetzt vorbei. »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    Die Worte erregten Nolans Aufmerksamkeit. Mit feurigem Blick drehte er sich zu ihr um, verbarg aber einen Moment später jedes Gefühl schon wieder hinter einer finsteren Miene – so finster, wie sie Jewel seit ihrem Hochzeitstag nicht mehr gesehen hatte.
    Bellamy schien sein Gesichtsausdruck als Antwort zu genügen, denn er lächelte triumphierend. »Keine Sorge, Mädchen, ich werde nicht zulassen, dass dieser Hurensohn die Insel verlässt, ohne dafür zu bezahlen, dass er meine Tochter entehrt hat.«
    Nolan biss die Zähne zusammen. »Ich bin es, der für ihr Wohl verantwortlich ist, nicht du.«
    Bellamy stemmte die Hände in die Hüften. »Ha! Keine Sekunde lang habe ich geglaubt, dass eure Hochzeit rechtmäßig ist. War doch alles nur ein mieser Trick, um mein Mädchen ohne großen Aufwand zu deiner Hure zu machen.«
    Als Nolan auf Bellamy zuschritt, legte Wayland je eine Hand auf die Brust der Streithähne und hielt sie somit zwei Armlängen voneinander entfernt. »Du brauchst mir nicht zu erzählen, dass die Verbindung unrechtmäßig ist. Ich war dabei.«
    Bellamy warf seinen Kopf zurück, lachte, und schüttelte dabei absichtlich seine lange Mähne. »Hätte eigentlich nie geglaubt, dass du auf seine Chorknabentricks hereinfällst, Wayland. Dabei handelt Nolan genauso eigennützig wie wir alle. Nur gibt er im Gegensatz zu uns vor, anständig zu sein, um sein Ziel zu erreichen.«
    Jewel stapfte durch den tiefen weißen Sand auf Nolan zu, während sie ihn mit Blicken darum bat, dem Spott ihres Vaters zu widersprechen. »Du hast doch gesagt, alles wäre rechtmäßig. Sind wir nun verheiratet oder nicht?«
    Er berührte ihre Schultern und starrte sie an. Bei diesem intensiven Blick konnte sie kaum etwas anzweifeln,

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