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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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hinter ihm.
    Mit wenigen Zügen hatte Nolan das Boot an die Reling des Schiffs gehievt. Tyrell half ihm, es über die Seite einzuholen.
    »Das ist ihnen egal. Sie tun es einfach. Außerdem wird es wohl kaum schwierig sein, einen Magistraten der Torys zu finden, der ihre Zwangsermächtigung unterschreibt.«
    »Aber dann haben wir Krieg! Der Zwangseinzug ist nur im Krieg erlaubt.«
    Nolan hoffte, dass er seine Gefühle zumindest besser als Tyrell im Griff hatte. Beide trennten nur wenige Jahre, aber wenn er seinem ehemaligen Schüler gegenüberstand, fühlte er sich uralt.
    »Ich weiß nicht, ob wir Krieg haben oder nicht, aber ich will, verdammt noch mal, von hier verschwunden sein, bevor ich es von britischen Zwangsrekrutierern erfahren muss. Holen Sie tief Luft, Leutnant, wir haben einen langen Weg vor uns.«
    Tyrell schob eine dicke Strähne blonden Haars zurück, die sich aus seinem perfekt geflochtenen Zopf gelöst hatte, und strich seine ohnehin faltenfreie Jacke glatt. Was dem jungen Mann an Erfahrung fehlte, glich er um ein Vielfaches durch seinen Enthusiasmus wieder aus. Seine fast penibel akkurate Erscheinung und sein jungenhaft hübsches Gesicht bestärkten Nolan darin, dass ihn niemand mehr für einen Piraten halten würde.
    »Zu Befehl, Captain. Ich lasse die Segel setzen.« Tyrell musste einen Bogen um Wayland machen, um seiner Pflicht nachzukommen, da der Ältere geruhte, keinen Millimeter zur Seite zu weichen. Die aufschlussreiche Szene bestätigte Nolans Ängste: Wayland passte zur Crew der
Integrity
wie Blaubarts Geist mit abgetrenntem Kopf zu einem Gottesdienst von Nolans Vater am heiligen Sonntagvormittag.
    »Ich kenne fünfzig Männer, die mehr Erfahrung als dieser Grünschnabel haben«, schnaubte der Pirat und schlenderte mit seinen Händen in den Hosentaschen zu Nolan hinüber. Er war auf keinen von dessen Vorschlägen eingegangen, sich sein strähniges Haar zurückzubinden, den Ohrring abzunehmen oder wenigstens eine Augenklappe zu tragen. Auch wenn die schwarze Klappe sehr an einen Piraten erinnert hätte, wäre sie immer noch besser als die jetzige Lösung gewesen. Selbst eine leere Augenhöhle war um einiges besser als die letzte verbleibende Alternative.
    »Ich nehme an, dass alle diese Männer entweder britische Deserteure, Piraten oder beides sind. Sie sind hier nicht erwünscht. Und Tyrell ist nicht so jung, wie er aussieht. Außerdem verfügt er über eine weitere unschätzbare Charaktereigenschaft: Er ist ehrlich.«
    In der Hoffnung, dass Wayland ihm nicht folgen würde, ging Nolan zum Platz hinüber, an dem eigentlich der Steuermann stehen sollte, aber ohne einen solchen an Bord musste Nolan die Navigation selbst übernehmen: wieder etwas, das er von Bellamy gelernt hatte. Sein Mentor hatte aus Nolan zwar einen großartigen Kapitän gemacht, aber auch einen schrecklichen Menschen. Die letzten fünf Jahre hatte Nolan damit verbracht, den Schaden so gut es ging zu beheben.
    Als er auf dem Hauptdeck die kleine Kabine betrat, die für die Navigation gedacht war, zwängte sich Wayland hinter ihm hinein. Nolan rollte eine große Karte aus und glättete sie mit dem Handballen, bevor er einen Zirkel zur Hand nahm und die schnellste Route zurück nach Boston markierte.
    »Du hast deine Gabe wahrlich nicht verloren, Nolan. Du bist ein geborener Seemann. Dieser Leutnant da draußen, er ist nicht viel jünger als du, aber ihm fehlt das, was dich auszeichnet. Und seine Ehrlichkeit wird uns nicht davor schützen, getötet zu werden, mein Freund.«
    Konzentriert stellte Nolan seine Berechnungen an und schenkte Wayland keine Beachtung. Die Disziplin, die er sich bei seinen theologischen Studien in den letzten Jahren angeeignet hatte, hatte dazu beigetragen, seine Fähigkeiten als Navigator noch weiter zu verbessern, und seine Zeit als Lehrer hatte ihm die nötige Geduld verschafft, um mit Wayland umzugehen, ohne die Nerven zu verlieren. Nolans Vater war enttäuscht gewesen, als Nolan von der Universität mit seinem Abschluss in Theologie in der Tasche zurückgekehrt war und trotzdem nicht danach strebte, in seine Fußstapfen zu treten und sich zum Priester weihen zu lassen. Doch seine Ambition, eine Schule für Angehörige der Händlerklasse zu gründen, die für ihre Söhne nach höherer Bildung strebten, sich aber keinen Privatlehrer leisten konnten, hatte ihn so weit beschwichtigt, dass er sich schließlich sogar seine beißenden Kommentare verkniffen hatte, wenn Nolan von Zeit zu Zeit Richtung

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