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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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Hafen schlenderte, um mit sehnsüchtigem Blick die Schiffe zu betrachten.
    »Wenn Euch meine Besatzung nicht zusagt, steht es Euch natürlich frei zu gehen«, sagte er zu Wayland in seiner ruhigen, aber unerbittlichen Lehrmeisterstimme.
    »Nein, mein Junge, nichts liegt mir ferner, als dich zu verlassen. Mittlerweile ist mir völlig klar, dass du mehr Hilfe benötigst, als ich dachte.« Er schlug Nolan hart auf den Rücken. In seinem mageren Körper steckte eine überraschende Kraft. »Hast du jetzt also die Karte?«
    Nolan richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Die Engländer schwärmen am Hafen aus und schnappen sich jeden, den sie kriegen können. In dieser Situation halte ich es für klüger abzulegen.« Außerdem würde Jewel damit genug Zeit haben, um zu verstehen, dass er sich nie und nimmer dazu überreden lassen würde, sie mit auf sein Schiff zu nehmen. Und das, obwohl es ihm zuwider war, sie ihrem Leben in der Taverne zu überlassen, und obwohl er fürchtete, dass er den englischen Offizier mit seiner Gegenwehr nur ermutigt hatte, ihr beim nächsten Mal noch aggressiver zu Leibe zu rücken. Trotzdem schien sie alleine ganz gut zurechtzukommen. Nicht sie, sondern er, Nolan, war es gewesen, der die Situation fast zur Eskalation gebracht hatte, weil er keinen kühlen Kopf bewahren konnte. Und sie … sie hatte ihn einfach abblitzen lassen, ohne dass er seine Mission erfüllt hatte.
    Wayland strich sich über sein stoppeliges graues Kinn. »Vielleicht sollte ich mit ihr reden?«
    Der Stift in Nolans Hand fiel klappernd auf den Tisch. »Untersteht Euch! Haltet Euch von ihr fern.«
    Wayland hob in einer abwehrenden Geste die Hand. »Kein Grund, so aufzubrausen. Ich wusste ja nicht, dass es
so
zwischen euch steht. Ich wollte nur mit ihr sprechen, nicht mir ihre Dienste erkaufen.«
    »Was weißt du von Bellamys Tochter?« Nolan wappnete sich gegen das Schlimmste. Er konnte und wollte nicht glauben, dass der britische Offizier ihr mit vollem Recht ein solches Angebot gemacht hatte. Der Gedanke, dass Jewel ganz Charles Town zur Verfügung stand, erfüllte ihn mit ungekannter Aggressivität.
    »Beruhige dich, mein Junge. Es ist nichts. Außer dem, was du mir erzählt hast, habe ich von niemandem etwas erfahren. Und ich war schon seit zwei Wochen nicht mehr hier.«
    »Dann unterlasst es in Zukunft, solchen Klatsch zu verbreiten, der dem Mädchen schaden könnte. Jewel hat die Karte und ist allein schon deshalb in Gefahr.«
    Wayland lachte. »Ich werde schweigen wie ein Grab. Das habe ich schon immer getan, und das weißt du, also wirf mir nicht vor, dass ich dem Mädchen Ärger mache. Ich bin nicht derjenige, der –«
    »Verdammt!« Beim Verstauen der Messinstrumente hatte sich Nolan die Finger in der Schublade eingequetscht.
    Wayland verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die geschwungenen Bohlen der Kabine. »Ich kann verstehen, dass du wütend bist, weil du die Karte nicht bekommen hast. Es hört sich an, als wäre Bellamys Mädchen zäher, als du es erwartet hast. Vielleicht sollten wir jemanden mit etwas mehr Rückgrat zu ihr schicken. Ich habe da in einer Gasse bei der Bay Street diesen Typen getroffen –«
    »Wenn Ihr auch nur ein einziges Wort zu irgendjemandem über sie verliert, dann schwöre ich bei Gott, dass ich Euch den Bauch aufschlitze und Eure Eingeweide einzeln zutage fördere.« Nolan umrundete den Tisch und schüttelte Wayland. Seine Worte waren keine leere Drohung, dessen sollte er sich bewusst sein. Doch Waylands wissendes Grinsen ließ ihn innehalten. Nolan atmete tief durch, öffnete seine Hand, die er unbewusst zu einer Faust geballt hatte, und machte sich ruhig daran, seine Karte zusammenzufalten. Die Erfahrung, wie wenig es brauchte, um ihn wieder in seine alten Gewohnheiten zurückfallen zu lassen, ließen seine Hände zittern. »Ich könnte es nicht ertragen, wenn ihr etwas zustieße. Sobald ich die Karte von ihr bekomme – und das werde ich, wenn sie erst einmal versteht, dass sie keine andere Wahl hat –, bringe ich sie nach Boston. Dort kann sie ein neues Leben beginnen.« Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, Jewel seiner Mutter und ihrem Gefolge, das ausschließlich aus presbyterianischen Matronen bestand, zu überlassen, aber in dieser Situation schien das der einzige Weg zu sein, der ihr Sicherheit garantierte.
    Er wandte sich zum Gehen um, aber Wayland stellte sich in die Tür. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Es gefiel Nolan

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