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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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befanden, fragte der Kapitän der
Neptune
mit einem Schalltrichter nach Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen. Angesichts der Fähigkeiten seiner Männer stellte das Ausmanövrieren des britischen Schiffs keine Option für Nolan dar. Zudem war seit den Gefechten von Lexington und Concord die Spannung in der Luft fast greifbar. Jeder weitere Widerstand der Kolonialisten würde schwere Folgen haben. Und obwohl Nolan auf den Krieg hoffte, wollte er nicht die Zündschnur sein, die ihn letztendlich auslöste.
    Erst vor kurzem war der Second Continental Congress einberufen worden, bei dem die Bereitstellung einer Armee eins der Hauptthemen gewesen war. Bevor er sein Zuhause verlassen hatte, um an die Karte zu gelangen, hatte Nolan bei einem Treffen mit den Söhnen der Freiheit zugestimmt, dass es am besten sei, sich zurückzuhalten, bis die konservativeren Kolonien bereit waren, sich dem radikaleren Kurs von Massachusetts anzuschließen. Viele hegten noch immer die Hoffnung auf eine friedliche Aussöhnung mit England, andere hingegen – und zu ihnen gehörte auch Nolan – hatten längst erkannt, dass eine bewaffnete Austragung des Konflikts die einzige mögliche Lösung war.
    Wayland marschierte auf Nolan zu, als dieser die
Neptune
mit kritischem Blick musterte. Auch wenn er, wäre er danach gefragt worden, nicht zugestimmt hätte, vorerst auf offen feindselige Angriffe zu verzichten, die Feuerkraft des englischen Schiffs, das ihm gegenüberlag, hätte ihn in jedem Fall davon abgehalten, es mit ihm aufnehmen zu wollen. Das Kriegsschiff war ihm mit sechsunddreißig zu achtzehn Kanonen an Bewaffnung überlegen.
    »Was zur Hölle treibst du da? Ich wache von meinem Schläfchen auf, und was sehe ich? Ein Kriegsschiff direkt neben uns. Lass die Kanonen besetzen, Junge!«, brüllte Wayland in das Ohr seines Kapitäns.
    Nolan rieb sich den in Mitleidenschaft gezogenen Körperteil, blieb aber ruhig. »Sie kommen in Frieden an Bord, Wayland, wir befinden uns in keiner Schlacht.«
    »Ach? Und was sollte dann das ganze Geschwätz von Freiheit und Krieg vorhin? Du erreichst sicher nichts, wenn du dich auf den Rücken rollst und ihnen deine verletzlichste Stelle präsentierst.«
    Dass ihm Nolan im Grunde seines Herzens zustimmen musste, trug nicht zu einer Verbesserung seiner Stimmung bei. »Sobald sich alle Kolonien einig sind, dass ein bewaffneter Konflikt die beste Lösung ist, um den Missstand mit England beizulegen, bin ich gern bereit zu handeln. Solange das aber noch nicht geschehen ist, müssen wir alles tun, um den Frieden zu erhalten.«
    »Dein Großvater würde sich deiner schämen. Nie hätte er so ein Verhalten für gut befunden.« Kopfschüttelnd stapfte Wayland davon. Nolan schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass der Schreiner unter Deck gehen würde, um den Engländern nicht in die Quere zu kommen.
    Eine Strickleiter wurde zur Wasserlinie hinuntergelassen, dann musste Nolan, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, zusehen, wie sich mehrere stämmige Seemänner über die Reling seines Schiffs hievten. Sein alter Instinkt wollte ihn zu seinem Schwert greifen lassen, aber alles, was er jetzt um die Hüfte trug, war ein scharfes Messer, mit dem er im äußersten Notfall die Takelage durchtrennen konnte, sonst nichts. Solange er unter Bellamy gesegelt war, hatten sie nie eine fremde Besatzung an Bord geduldet, jetzt wurde dem höherrangigen Offizier, ein aufgeblasener Leutnant in blauem Mantel, von seinen Leuten an Bord der
Integrity
geholfen.
    Leutnant Greeley ließ seinen zynischen Blick in Nolans Richtung wandern, aber Nolan zeigte kein Anzeichen von Unruhe. Ihm war bewusst, dass dies die erste wahre Prüfung für seine neue und abgeklärtere Gemütsverfassung war. Für sein neues Ich. Er würde davon Abstand nehmen, seiner Mannschaft zu befehlen, Greeley erledigen zu lassen. Schnell musterte er die Neuankömmlinge und stellte zufrieden fest, dass der Marineoffizier Devlin, der Jewel das eindeutige Angebot gemacht hatte, nicht zu der Crew gehörte. Kein Wunder, rief er sich zur Vernunft, Marineinfanteristen wurden ausschließlich an Land eingesetzt.
    Nolan sammelte sich und begegnete Greeleys feindseliger Musterung mit ruhigem Blick. Viel entscheidender, als sich selbst beweisen zu müssen, wie sehr er sich geändert hatte, war doch, dass es auch im Sinne des gesunden Menschenverstandes war, sich ruhig und beschwichtigend zu verhalten. Das englische Kriegsschiff war ihnen deutlich an Waffen überlegen. Eine Schlacht

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