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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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Stattdessen würde er fortan nach bestimmten Regeln leben. Zu seinem wahren Ich durchzudringen, schien fast unmöglich zu sein. Er und Jewel sprachen je eine Sprache, die der andere nicht verstand – und Nolan schien die Sprache von Vertrauen und Liebe gar nicht erst lernen zu wollen.
    Jewel atmete tief ein und wandte ihr Gesicht dem Meer zu. Die warme Brise ließ die Anspannung etwas von ihr abfallen. Plötzlich trat Nolan auf das Deck, doch als sie in seine Richtung sah, wandte er schnell den Blick ab, drehte sich um und ging davon. Seine Schutzmauer hatte nicht den kleinsten Riss.
    Sie lehnte sich zurück an die Reling, aber es wollte ihr nicht mehr gelingen, die Schönheit der milden Nacht zu genießen. Gott, sie hasste den Gedanken, dass es für sie beide keine Chance geben sollte. Noch immer sehnte sie sich nach ihm. Ihr ganzer Körper schmerzte.
    Im nächsten Moment tauchte Waylands Kopf an der Außenwand des Schiffs direkt neben Jewel auf. Erschrocken wurde sie aus ihren Gedanken gerissen.
    »Bist du taub, Mädchen? Ich habe nach dir gerufen, damit du mir eine Laterne herunterreichst. Tyrell wäre fast auf der Leiter ausgerutscht.«
    »Ihr erzählt schon wieder Lügen«, rief der Leutnant von der Seite. »Geht mir aus dem Weg, alter Mann, damit ich an Bord kann.«
    Behende schwang Wayland ein Bein über das Geländer. Seine Wangen waren vor Aufregung gerötet, und in dem Piratengewand, das sie alle für ihren Landgang trugen, sah er sehr vergnügt aus. Er schien sich in Nassau amüsiert zu haben.
    Tyrell, der hinter ihm auf der Leiter folgte, war gegen ihn auffallend blass. Seine weiten Leinenhosen und das gestreifte Hemd konnten nur schwerlich darüber hinwegtäuschen, dass darin ein steifer, junger Offizier steckte. Selbst mit dem Ohrring und dem roten Tuch, das er sich um den Kopf gebunden hatte, sahen seine sauberen Haare viel zu ordentlich aus.
    Als ob er Jewels prüfenden Blick bemerkt hätte, zog Tyrell den goldenen Reifen vom Ohr und verzog vor Schmerz das Gesicht. An seinem Ohrläppchen waren deutlich rote Spuren zu erkennen. »Ihr blutet«, sagte sie. Als sie die Hand ausstreckte, um sich die Wunde zu besehen, trat Tyrell zurück.
    »Danke, aber es geht mir gut. Der Landgang war nur unangenehm und anstrengend, das ist alles.« Er bedeckte sein Ohr schützend mit seiner Hand.
    Wayland lachte herzhaft. »Hab schon gedacht, wir bräuchten eine Amme für Tyrell! Hättest ihn winseln hören sollen, als ich sein Ohr durchstochen habe, um den Ring reinzuschieben!«
    Tyrell sah finster drein. »Das Prozedere war unnötig.«
    Wayland grinste. »So grün, wie du noch hinter den Ohren bist, hätten sie uns doch glatt für Spione oder Rotmäntel gehalten.«
    »Aber mit Eurer Sauferei habt Ihr jetzt sicherlich auch den letzten Zweifler bekehrt, der dachte, dass wir keine waschechten Piraten seien.«
    Wayland knuffte Tyrell spielerisch in die Seite, so dass dieser ins Wanken geriet. »Waschecht? Haargenau, Tyrell! Irgendwann bringen wir selbst dir noch das Fluchen bei.«
    Der Leutnant fuhr mit geballten Fäusten herum, aber Nolan trat hinzu, bevor er ausholen konnte.
    »Warum seid ihr beiden schon jetzt zurück?«
    Zum ersten Mal, seit Jewel ihn kannte, schenkte Tyrell seinem Captain unter dessen strengem Blick nicht sofort seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Er ist unmöglich. Ein totaler Stümper.«
    »Na, na, er ist nur sauer, weil ich Maria gefragt habe, ob er sich an ihrem Busen vergehen darf. Keine Ahnung, warum ihn das so wütend macht. Es hat ihr überhaupt nichts ausgemacht, und im Gegenzug saugte sie an seinem –«
    »Schweig!« Tyrells Gesicht hatte eine dunkelrote Farbe angenommen. Einzig und allein seine Lippen, die er zu einer schmalen weißen Linie zusammengepresst hatte, bildeten einen Kontrast. Mit seinem Kopf deutete er in Jewels Richtung, aber die Geste bestätigte nur Waylands Geschichte. »Ich wollte herausfinden, ob Maria etwas wusste.«
    »Leutnant Tyrell, ich will nur darüber informiert werden, was geschehen ist, wenn es für unsere Pläne wichtig ist. Also, welche Nachrichten bringt Ihr?« Nolan schien kein Mitleid zu kennen. Zweifellos hatte er in seiner Jugend Ähnliches erlebt. Jewel konnte sich nur vage vorstellen, wie es ihm mit einer Besatzung voller Waylands und niemandem, der für Ordnung sorgte, ergangen sein musste. Kein Wunder, dass ein Dolch in seiner Schulter nötig gewesen war, um ihn an Bord des Schiffes ihres Vaters zu halten. Trotzdem tat ihr Tyrells öffentliche

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