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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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das Regal.
    Seufzend zog der alte Pirat unter seinem weiten Hemd eine silberne Flasche hervor, öffnete sie und nahm einen langen Schluck. »Wenn du mich fragst, bist du derjenige, der hier gerade den größeren Schaden angerichtet hat.«
    Verdammt noch mal, es fiel ihm wie Schuppen von den Augen: Wayland hatte recht. Die Feindseligkeit, mit der er versucht hatte, seine Gefühle für Jewel zu vertuschen, hatte genauso viel Schaden angerichtet, wie es deutliche Worte getan hätten. Zudem trieb seine unübersehbare Ablehnung Jewel vielleicht in die Arme eines Mannes, für den sie noch nicht bereit war. Alles, was sie brauchte, war etwas Zeit, um in ihm das zu sehen, was er wirklich war: einen einfachen Mann.
    Einer, der ihren Vater getötet hatte. Nolans Magen krampfte sich bei dem Gedanken zusammen.
    Wayland erhob sich, gähnte und streckte sich. »Werde mal ein kleines Schläfchen halten. Was ist mit dir?«
    Nolan räumte die Karte und Waylands Notizen zusammen. »Ich werde Mr. Tyrell jetzt aus seiner Kajüte werfen.«
    »Wie du meinst.« Wayland zuckte mit den Schultern, aber Nolan konnte das hoffnungsvolle Leuchten in seinen Augen trotzdem sehen.

[home]
    Kapitel neun
    J ewel lehnte an der Reling der
Integrity
und starrte auf die nahen Lichter von Nassau. Nolan hatte ihr bereits gesagt, dass sie am nächsten Tag nicht mit der übrigen Crew an Land gehen würde. Als sie sich nicht die Mühe gemacht hatte, mit ihm zu streiten, schien ihr schnelles Einverständnis ihn zu enttäuschen. Doch sicher sein konnte sie sich nicht: Ihr fiel es schwer zu erraten, was hinter der kühlen Fassade von Nolan Kenton überhaupt vorging.
    Ein paar Seemänner schlenderten über das Deck. Sie rauchten Pfeifen, was nur erlaubt war, wenn das Schiff vor Anker lag. Mit jedem Zug glühte sanft der Tabak auf, einziges Anzeichen, dass Jewel nicht ganz alleine war. Trotzdem war ihre Anwesenheit nur ein schwacher Trost, denn noch nie hatte sie sich so einsam und unglücklich gefühlt.
    Sie wandte ihr Gesicht gen Himmel und badete es im weichen Licht der Sterne, die sich wie ein leuchtendes Netz über die blauschwarze Kuppel spannten. Die Nächte in der Karibik waren genauso schwül wie die Tage. Schon einige Nachmittage hatte Jewel damit verbracht, den azurfarbenen Himmel zu bestaunen, der mit dem türkisen Ozean verschmolz und alles in ein heißes blaues Licht tauchte. Sie sehnte sich danach, das klare Wasser auf ihrer Hand zu spüren, um Waylands Versprechen zu überprüfen, dass das Meer hier so warm wie der unablässige Wind war. Obwohl sie nie schwimmen gelernt hatte, stellte sie sich vor, mit den Delphinen, die dem Schiff folgten, über die Wellen zu reiten.
    Doch auch die Freude darüber, die Meeressäuger beobachten zu können, wie sie dem Schiff hinterherschwammen, konnte den Schmerz ihrer letzten Begegnung mit Nolan nicht lindern. Noch nicht einmal Tyrell war es seither gelungen, ihr ein Lächeln zu entlocken. Immerhin hatte er es versucht. Und seit der Leutnant und Wayland von Nolan zu einer Erkundungstour nach Nassau geschickt worden waren, hatte sich Jewels Stimmung sogar noch verschlechtert.
    Nolan wollte erfahren, ob es Neuigkeiten bezüglich der bevorstehenden Revolution gab und ob das Gerücht bereits die Runde gemacht hatte, dass Captain Kents Enkel wieder nach dem berüchtigten Schatz suchte. Wenn sich alles zu seiner Zufriedenheit herausstellen würde – und in diesem Fall waren keine Neuigkeiten gute Neuigkeiten –, würde Nolans Besatzung Freigang bekommen. Falls nicht, würden sie weitersegeln müssen.
    Jewel wandte Nassau den Rücken zu und sah sich nach Nolan um. Auch wenn er nicht so viel für sie empfand wie sie für ihn, machte er sich etwas aus ihr. Die Reaktion, die das Wort Liebe bei ihm auslöste, war mehr als eindeutig. Jedes Mal, wenn sie davon sprach, sah er aus, als wäre er gerade auf eine Feuerqualle getreten. Er hatte den Kurs ihrer Beziehung zueinander festgelegt und für sich und Jewel beschlossen, dass er nirgendwohin führen würde. Sein Leben bestand aus kalten, nüchternen Tatsachen. Gefühle waren etwas, gegen das man anzukämpfen hatte: Die Tatsache, dass ihm Jewel nicht egal war, arbeitete gegen sie.
    Ja, tatsächlich, Nolan zwang sich zu einem Leben, das seiner Natur widerstrebte. Anstand und Selbstbeherrschung waren für ihn das A und O. Warum sonst trug er stets seine Jacke, obwohl er darin vor Hitze fast vergehen musste? Irgendwann musste er aufgehört haben, seinem Herzen zu vertrauen.

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