Juwelen der Liebe
fragte Kimberly ungläubig. »Ihr ging es elend in all diesen Jahren, und Sie sagen, es wäre schicklich so gewesen?«
Er war wieder rot geworden und schwieg ... dann sprach er weiter. »Und sie blieb auch deinetwegen. Sie wollte nicht, dass du das Stigma eines Bastards trugst. Denn sie wusste , dass ich das Geheimnis nicht länger bewahren würde, wenn sie ging.«
Kimberly schüttelte den Kopf. »Sie hatten sie wirklich in der Falle, wie?«
»Was zum Teufel redest du da?«
»Ihnen ging es schlecht, also musste sie ebenfalls leiden. So war es doch, oder?«
»Ich hätte ...«
»Nein, das hätten Sie nicht. Genausowenig wie Sie nun herumerzählen, dass ich nicht Ihre Tochter bin. Denn über wen lachen die Leute am meisten, über die Ehefrau, die einen Fehltritt begeht, oder über den gehörnten Ehemann, der dumm genug war, die Sache nicht zu verhindern? Sie würden niemals freiwillig zugeben, ein Dummkopf zu sein. Das wissen wir beide. Wie wünschte ich mir, meine Mutter hätte es auch gewu ss t. Ja, hätten Sie sie nur gleich fortgejagt, als Sie von der Sache erfuhren. Sie wäre sehr viel glücklicher geworden. Und ich auch.«
»Du bist der Dummkopf, wenn du so etwas denkst, Mädchen«, entgegnete er. »Als alleinstehende Frau mit einem unehelichen Kind wäre sie von allen gemieden worden. Deine Mutter besaß zuviel Stolz, um damit fertig zu werden. Der Skandal hätte sie vernichtet. Bei mir konnte sie wenigstens den Kopf oben tragen und ihren Platz in der Gesellschaft behalten, und sie war dankbar dafür, das kannst du mir glauben. Und es ging ihr bei Gott nicht so elend. Sie hatte dich. Sie war völlig in dich vernarrt. Jetzt frage mich, was ich besaß? Gar nichts.«
»Sie hätten mich auch haben können. Wenn Sie Ihr Herz geöffnet und mich geliebt hätten. Aber ich vergaß. Ich erinnerte Sie ja an ihn.«
»Glaubst du, ich würde nicht manches bedauern, Mädchen?« fragte er schroff. »Das tue ich.«
»Dann tut es mir leid. Um uns alle drei, aber am meisten um Mutter. Sie wird keine zweite Chance auf Glück erhalten, aber Sie und ich haben sie.«
»Nicht, wenn du den Schotten heiratest«, prophezeite er. »Da irren Sie sich. Und ich werde beweisen, dass Sie sich hierin irren.«
46
Sie würde beweisen, dass er sich darin irrte.
Dies hatte Kimberly den ganzen Tag über wahr gemacht. Sie war so glücklich gewesen - nachdem sie den Earl zum letzten Mal gesehen und den Besuch dann vergessen hatte. Heute abend kehrten seltsamerweise die Zweifel zurück.
Sie hatten für die Nacht ihre Reise unterbrochen und waren nicht in einer Herberge eingekehrt, wie Kimberly erwartet hätte, sondern befanden sich auf einem Besitz der St. James’, wo alles für ihre Hochzeitsnacht vorbereitet war - mit den besten Empfehlungen des Herzogs und der Herzogin. Lachlan war genauso überrascht wie sie. Aber der Kutscher und die Berittenen hatten ihre Anweisungen. Und die Dienerschaft des großen Landhauses war im voraus benachrichtigt worden.
Kimberly wurde direkt nach oben in das herrschaftliche Schlafzimmer geführt, wo im angrenzenden Badezimmer ein heißes Bad für sie vorbereitet war. Zwei Zimmermädchen gingen Jean zur Hand, um sie schnell in die Wanne zu bekommen. Als sie in den Hauptraum zurückkehrte, entdeckte sie den Tisch, der gedeckt worden war, während sie gebadet hatte. Die brennenden Kerzen darauf tauchten den Raum in ein weiches Licht, und dem Servierwagen daneben entströmte ein köstlicher Duft. Dann folgte noch eine Überraschung. Auf dem Bett, dessen blaue Satinvorhänge bereits aufgebunden waren, lag liebevoll drapiert ein neues Negligé mit dem dazupassenden Nachtkleid, eine Empfehlung von Mrs. Canterby - auf Megans Geheiß ohne Zweifel. Das Ensemble bestand aus hauchdünner blaugrüner Seide, die zu leuchten begann, wenn das Kerzenlicht sich darin fing. Schmale Träger hielten ein tief aus geschnittenes Dekolleté in Form, und eine hautnahe Taille ließ ihre Körperformen deutlich sichtbar werden, während sich der Stoff nach unten hin leicht weitete. Kimberly hätte sich nie für etwas Derartiges entschieden.
Als sie das Kleidungsstück angezogen hatte, war sie erschrocken, wieviel Haut der großzügige Ausschnitt freigab, und griff sofort nach dem Negligé - um gleich darauf festzustellen, dass es nicht nach der üblichen Art geschneidert war. Das Kleidungsstück besaß großzügige, lange Ärmel und viel Weite am Rücken, so dass der Stoff hinter ihr zu wehen begann, wenn sie sich bewegte. Nur
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