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Titel: K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McCarthy
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des Fahrzeugs ab,
das sich überschlagen und verbogen hat, sich über ihn wölbt und ihn umspannt wie ein Hangar, wie ein Zelt aus Metall. Es ist ein angenehmes Geräusch, das ihn an liturgische Gesänge erinnert, an Stimmengeflüster, das durch St. Alfege hallt. Zahlreiche Lichtlöcher durchnadeln das Dach.
    »Meine eigene Krypta«, sagt er, ohne zu wissen, ob ihn jemand hört. Draußen sind Menschen: Er vernimmt Stimmen, vom Metall gedämpft. Sie sagen, sie können ihn gleichfalls hören, und sie sagen, er sei verletzt, und dass sie den Wagen über ihm anheben müssen.
    »Den könnt ihr nicht abnehmen«, versucht er zu antworten. »Das ist mein Panzer.«
    Statt klar und verständlich zu den Umstehenden vorzudringen, hallen die Worte nur verzerrt in seinem Bunker wider. Draußen entbrennt ein Streit. Eine Stimme rät, das Chassis von ihm abzuheben, eine zweite schlägt einen anderen Weg vor; mehrere Leute mischen sich ein. Man streitet sich noch eine Weile, dann ein Rucken, ein Ächzen. Die unförmige Kuppel über ihm wird fortgehebelt; und als sie sich löst, erhascht er einen Blick auf die Menge, die sich um den Graben versammelt hat, in dem er liegt; dann bleibt er, in einer Art Abschiedsgeste, mit den Kleidern an einer scharfen Kante hängen und wird vom Rücken auf den Bauch gewälzt. Ein frischer Streit entbrennt darüber, ob man ihn zurückdrehen soll oder nicht.
    »Tut’s nicht«, will Serge ihnen sagen. »Ich unterhalte mich gerade mit einem alten Freund.«
    Doch bekommt er kein Wort heraus, da er den Mund voll Erde hat. Die Umdreher behaupten sich; erneut auf den Rücken gewendet, liegt er bewegungsunfähig da und starrt in den Himmel.
    »Doktor«, sagt jemand; dann ist er woanders. Er könnte in seiner Wohnung sein, bei Audrey oder in Versoie, auch wieder
im Gefangenenlager in Hammelburg oder Berchtesgaden. Mehrere Ärzte stehen um ihn herum, dann nur noch einer: Learmont. Also ist er doch in Versoie.
    »Sie sind wieder bei uns?«, fragt Learmont.
    »War ich fort?«, fragt Serge.
    »Bei dem, was Sie sich zugemutet haben«, erwidert Learmont, »können Sie froh sein, dass Sie nicht in zehn verschiedenen Reagenzgläsern liegen. Ich habe noch nie…« Seine Worte verhallen, und es ist wieder dunkel und erdig.
    Als Serge dann richtig zu sich kommt, sitzt Maureen an seinem Bett und wacht über ihn. Sie plaudern. So ist es: Sie plaudern schon miteinander; er scheint mitten in einem Gespräch aufgewacht zu sein, das offenbar bereits seit einer ganzen Weile geführt wird. Sie erzählt ihm, wer was macht, wer heiratet, fortzieht, geboren wird oder stirbt. Das Gespräch dauert an, dauert schon eine Weile und wird noch eine Weile länger dauern, Wochen womöglich, eine Zeit, in der er sich so weit erholt, dass er das Bett verlassen und ein wenig umhergehen kann. Manchmal sitzt sein Vater statt Maureen am Bett und erzählt ihm von neusten Forschungen, von eingereichten Patenten und Geschäftsideen. Manchmal sitzt auch seine Mutter da, lächelnd, stumm. Eigentlich macht es keinen Unterschied. Serge nimmt alles geduldig hin, so als würde er einen Film sehen, einen Film, in dem er teils ein unbedeutender Darsteller ist, dessen Rolle ihm nur wenig Handlung abverlangt, größtenteils aber ein Zuschauer, der unmittelbar hinterm Bildrahmen sitzt. Ihm gefällt der Film, die Art, wie er darin verwickelt ist; er mag die in die Länge gezogene Zeitlosigkeit, die keine Grenzen kennt, keinen Anfang, kein Ende …
    Doch das hält nicht ewig vor: Irgendwann wird er durch einen Überraschungsgast in die Zeit zurückkatapultiert, ein Gast, den sein Vater mitbringt. Serge spürt dessen Anwesenheit,
ehe er ihn sehen oder hören kann; es ist eine vertraute, hoheitsvolle Anwesenheit, eine, die all die Protokolle und Kodes der offiziellen Welt, einer Welt von Einfluss und Macht, mit sich bringt oder doch zumindest die Ahnung, dass sie irgendwo im Hintergrund lauern.
    »Serge, mein Junge!« Widsun strahlt aus seltsamem Winkel auf ihn herab: groß, vertikal.
    »Mein höchsteigener Dr. Arbus«, erwidert Serge. »Wie geht es den Whitehall-Göttern?«
    »Sie rekrutieren«, sagt Widsun. »Ich arbeite jetzt im Nachrichtenwesen mit besonderer Verantwortung für Nordafrika. Dachte, einige Zeit bei unserem Trupp in Ägypten könnte dir guttun.«
    »In Ägypten?«, fragt Serge. »Was ist denn da los?«

VIER
K ammer

11
    I
    Eingestürztes Mauerwerk entlang der Rue des Sœurs: Fensternischen und Türrahmen, aus denen Riegel und Scharniere

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