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Titel: K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McCarthy
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zeigen großes Interesse an dieser Lieferung. Die Italiener ebenso. Die Wafdisten dagegen nicht – möglicherweise wissen sie etwas, was wir nicht wissen. Die Eier werden von einem berühmten Naturforscher begleitet, einem Professor Himmel-Dies-oder-Das von So-und-so. Papiere sind in Ordnung: Also geht alles mit rechten Dingen zu – oder auch nicht. Wir haben Hinweise erhalten, denen zufolge die Operation Teil einer umfangreichen deutschen Wiederaufrüstung ist, nur wissen wir nicht, wie. Auch soll der Professor Von mit den Bolschewiken unter einer Decke stecken, vielmehr mit dem türkischen KEF, dem Komitee für Einheit und Fortschritt. Also wurde auf irgendeiner Ebene beschlossen, dass wir vorgehen sollten, als wären diese Theorien hieb- und stichfest.«
    »Und wie lautet nun die Wahrheit?«, fragt Serge.
    »Die Wahrheit?«, wiederholt Macauley. »Wer kennt schon die Wahrheit? Wissenschaftler – Naturwissenschaft-1er – behaupten ja neuerdings, dass keine zwei Dinge zugleich wahr sein können. Entscheidend ist nur: Wenn wir glauben, dass die Schmetterlinge etwas anderes als das sind, was sie
tatsächlich sind, oder dass sie einem anderen Zweck als dem offensichtlichen dienen, oder wenn wir so tun, als würden wir dies glauben, dann glauben die Franzosen dies auch – oder sie denken, wir wollen sie glauben lassen, dass sie dies glauben, und die Italiener folgen ihnen, was bedeutet, dass die Deutschen … Hier verliere ich langsam den Überblick … ist alles ziemlich frustrierend …«
    Wieder seufzt er und führt Serge aus dem Zimmer. Als sie über den Flur gehen, fährt Macauley mit wehmütiger Stimme fort: »Einer meiner Männer befasst sich mit Fata Morganen, will beweisen, dass sie echt sind …«
    Sie sind jetzt in seinem Büro. Die Akten aus den Kisten wurden auf neuen Regalen untergebracht; auf dem Tisch liegt ein großer Ordner, auf dem »GB-RuFuStat« steht. Nachdem Macauley sich gesetzt hat, hält er einige Sekunden lang Daumen und Zeigefinger an die zusammengekniffenen Augen und sagt dann: »Also, endlich ist es so weit: Die Masten in Abu Zabal werden fertig. Im Mai soll die Station in Betrieb genommen werden. Acht Jahre zu spät – acht Jahre, in denen das Land, in dem es vor allen anderen Nationen Rundfunk gab, hoffnungslos zurückgefallen ist. Allein die Franzosen haben Hochleistungssender in Beirut, Bamako und Tananarive; Amerika betreibt fünfmal mehr Stationen im Ausland als wir; sogar die Deutschen können weltweit Kilowatt um Kilowatt mit uns mithalten. Es ist eine Schande. Und das nur, weil sich das Postministerium und das Komitee zur Landesverteidigung nicht einigen konnten, und falls doch, haben sie es nicht geschafft, die Admiralität an Bord zu holen, das Finanzministerium, die Handelskammer, das Ministerium für Indien, das Luftfahrtministerium oder irgendeine Horde von inkompetenten Politikern, die auch noch zustimmen musste, damit das Ganze in die Gänge kommen konnte. Wissen Sie«, fragt er Serge, »wie viele Komitees in den letzten acht Jahren
gegründet wurden, um sich mit der Frage der Sendestationen zu befassen?«
    Serge zuckt die Achseln.
    »Sechs! Seit Marconi diese Kettenidee vorgetragen hat, ist nicht mal die Technologie dieselbe geblieben: Die Ventilmethode hat die Funkenübertragung abgelöst; neuerdings geht sogar die Rede von einem Richtstrahlsystem, das Langstreckenkommunikation ohne Zwischenstationen ermöglichen soll. Und wer weiß, was sich sonst noch geändert hat? Der Mann selbst scheint mittlerweile übrigens nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben. Letztens erst habe ich gehört, er sei auf dem Weg in die Bermudas, um herauszufinden, ob der Mars uns auf drahtlosem Wege Nachrichten schickt.«
    »Marconi?«, fragt Serge.
    Macauley nickt.
    »Aber ich dachte«, sagt Serge, »er hätte mit diesen Stationen nichts mehr zu tun.«
    »Hat er auch nicht«, versichert ihm Macauley. »Im Kabinett fürchtete man, er könnte ein Monopol beanspruchen, genau das, was man sich fürs Postministerium wünschte. Nur hatte man vergessen, sich mit den Kollegen in Australien und Südafrika abzustimmen, die Whitehall eine lange Nase drehten und eigene Hochleistungssender mit ihm entwickelten – mit Marconi, meine ich. Jetzt sorgt sich Whitehall, die Dominions könnten anfangen, kontraproduktives Material zu senden – weshalb wir daheim also unsere eigene, nationale Sendestation errichten, um in Britannien und später im ganzen Empire ein Gemisch aus Propaganda, Musik und

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