Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
K

K

Titel: K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McCarthy
Vom Netzwerk:
Wetterberichten auszustrahlen. Und eben das wiederum ist der Grund, wieso man endlich eingesehen hat, dass es besser wäre, die Station in Abu Zabal in Betrieb zu nehmen, dann die nächste, die übernächste und so weiter …«

    »Merkwürdiger Zeitpunkt«, sagt Serge.
    »Wieso?«
    »Dass wir anfangen, gerade dann zentrale Inhalte im ganzen Empire auszustrahlen, wenn das Empire untergeht …«
    »Eine bittere Ironie, ich weiß«, erwidert Macauley.
    »Sie sollten Trauergesänge auflegen«, schlägt Serge vor.
    Macauley seufzt schwer und sagt ihm dann mit einer Spur von Zärtlichkeit in der Stimme: »Ich erkenne Ihren Vater in Ihnen wieder.«
    »Sie kennen meinen Vater?«, fragt Serge.
    Macauley sieht ihn verdutzt an. »Nun ja, natürlich«, sagt er. »Schließlich ist er es gewesen, der Sie …« Er hält inne, als hätte er zu viel gesagt, ändert die Haltung und fährt dann fort: »Die neue Kette wird parallel geführt – zumindest durch Ägypten.«
    »Richtig, das haben Sie schon erwähnt«, sagt Serge. »Aber was bedeutet das?«
    »Es bedeutet«, erzählt ihm Macauley, »dass es in Ägypten nicht nur den Mast in Abu Zabal geben wird, den wir uns nach dem Essen ansehen, sondern auch noch eine zweite Station. Die Kette teilt sich hier: Ein Strang verläuft über Nairobi nach Windhuk, der andere weiter nach Indien und Singapur.«
    »Und wo soll die zweite Anlage stehen?«
    »Das eben ist die Frage. Und hier kommen Sie ins Spiel. Ich schicke Sie flussaufwärts, damit Sie uns einen entsprechenden Ort aussuchen.«
    »Wann?«, fragt Serge.
    »In ein paar Tagen«, erzählt ihm Macauley. »Dann bricht eine größere Gruppe nach Sedment auf. Wir haben für die Leute ein Wort beim Département d’Antiquités eingelegt , ihnen Konzessionen und dergleichen besorgt. Ich fürchte, die französischen Interessen haben hier Vorrang.«

    »Wir fahren an einen Ort, der Sediment heißt?«
    »Nein: Sedment. Der Archäologe heißt Falkiner, ist ein guter Mann, Freund des Ministeriums. Er gräbt da schon eine Weile und reist diese Woche mit Ausrüstung zurück, die für einen Transport mit der Bahn zu umfangreich ist. Der Inspektor für Denkmalspflege schickt übrigens auch einen Mann mit. Und dann wäre da noch ein Franzmann – Chemiker, glaube ich. Den sollten Sie im Auge behalten.«
    »Sie wollen also, dass ich entscheide, ob dort der zweite Sender aufgebaut werden soll?«
    »›Entscheiden‹ ist vielleicht ein wenig zu stark formuliert, sagen wir, Sie ›beraten‹ uns. Beurteilen Sie die Eigenheiten vor Ort: Gibt es eine gute Anlegestelle, ist der Grund flach, erhöht oder abgesenkt, so etwas in der Art …«
    Irgendwo auf dem Flur ertönt eine Glocke. Macauley erhebt sich von seinem Stuhl und strahlt ihn an: »Ah, Zeit fürs Mittagessen!«
    Ihr Tisch im Speisesaal scheint den älteren Beamten vorbehalten zu sein; alle, die an ihm sitzen, sind in Macauleys Alter und machen, wie er, einen leicht verwirrten, verdrossenen Eindruck.
    »Hat Falkiner also doch noch seine Konzession erhalten?«, fragt ein schnurrbärtiger Oberst. »Dachte, die ganze Sache sei längst nicht mehr in unserer Hand.«
    »Wir mussten zulassen, dass Lacau einen seiner Männer mitschickt«, erklärt Macauley, während er sein Brot mit Butter bestreicht.
    »Ist das der Chemiker?«, fragt Serge.
    »Nein, der heißt Pacorie«, erwidert Macauley.
    »Dieser Flegel?«, schnaubt der Oberst verächtlich und versprüht dabei seine Suppe. » Méfie-toi !«
    »In letzter Zeit sind die Franzosen teuflisch raffiniert«, setzt ein rotgesichtiger HumInt-Beamter hinzu, wobei er Wein
für sich und die anderen einschenkt. »Gründen gerade halb autonome Regionalstaaten in Syrien.«
    »Warum das denn?«, fragt Serge.
    »Machen gemeinsame Sache mit Amir al-Husayn«, antwortet der HumInt-Beamte.
    »Glauben Sie?«, fragt Macauley.
    »Keine Frage«, wird ihm geantwortet. »Da sie sich auf die Seite der Araber stellen, haben sie unsere Bemühungen doch von Anfang an unterlaufen.«
    »Wir haben uns gelegentlich auch auf die Seite der Araber gestellt«, erinnert ihn Macauley. »Unruhen geschürt und dergleichen.«
    »Ja, aber aus anderen Gründen als die Franzosen«, erwidert HumInt.
    »Die Hälfte der Wafdisten hat längere Zeit in Paris gelebt«, sagt der Oberst, nur versteht Serge nicht, ob er seinen Kollegen damit zustimmt oder ihnen widerspricht. »Sie haben mit den Komintern-Gesandten zusammengearbeitet. Die Bolschewiken sind in dem Ganzen nämlich die wahren

Weitere Kostenlose Bücher