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Titel: K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McCarthy
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Lichtbogenschweißer Ägyptens« tragen. Im Hintergrund reicht eine lange Kette ägyptischer, spärlich bekleideter Quftis Homra-Granitplatten von der Endstation der Mataria-Bahn zur Baustelle der Sendestation.
    »Ehe die Gleise verlegt wurden«, sagt Macauley, als ihm Serges Blick auffällt, »haben wir dafür Kamele eingesetzt: ganze Karawanen, die durch die Wüste zogen. War wie ein Bild aus der Zeit der Pharaonen: Als wollten wir Pyramiden bauen oder so …«
    Serge blickt über die Schulter und sieht einen Schweißer an einem der Stahlgittermasten auf halber Höhe ein Kabel anbringen.
    »Schauen Sie sich diese Landschaft an«, fährt Macauley fort, während er sich mit Serge von den Masten entfernt. »Flach, eben, keinerlei Hindernisse. So etwas in der Art brauchen wir auch für den Parallelbau.«
    Am Rand der Baustelle bleiben sie stehen. Serge starrt hinaus in die Wüste. In der Ferne scheint eine Karawane oder auch eine Reihe Händchen haltender, schlafwandelnder Schulkinder über einen schimmernden, das Licht spiegelnden See zu ziehen.
    »Fata Morganen sind echt«, sagt er zu Macauley, da ihm plötzlich sein Gespräch mit dem Optiker im Zug von Alexandria nach Kairo wieder einfällt. »Sie werden vom Lichtgradienten verursacht, der …«
    Aber Macauley ist fort, zurück auf dem Weg zur Kaffeekanne. Serge sieht seine Gestalt im geometrischen Geflecht der Station verschwinden, dreht sich wieder um und schaut erneut in die gänzlich ungeometrische Wüste. Vom Schlachthaus
dringt ein Schrei herüber – und lässt ihn wieder einmal an Abigail denken, an ihre hohe, quiekende Stimme. Ihm fällt ein, wie sie ihm erzählte, dass ihr beim Anblick von Giseh übel wurde, dass sie den Eindruck hatte, einem »obszönen Spektakel« beizuwohnen, wie sie es nannte. Vielleicht hatte sie gar nicht einmal unrecht. Was, wenn ganz Ägypten ein langer, sich immerzu wiederholender Pornofilm war, Love’s Madness in Endlosschleife? Die Kamel-Schulkinder verwandeln sich in Tanzmädchen mit schlenkernden Gliedern, in sich öffnende Blumen oder Sonnenschirme, vielleicht auch in Leiber, die zerfetzt werden: Lichtspiegelungen, die ein flackerndes Festspiel von Todesqual und Reue auf eine dichte, endlos weite Ebene Materie werfen.

12
    I
    Er soll in einer Dahabiya mit Stahlrumpf fahren, die in Bulaq von Kai 29 ablegt. Als er ankommt, wird das Schiff bereits in die Flussmitte gezogen.
    »Nicht schon wieder!«, stöhnt er, während der Dockarbeiter an der Anlegestelle die Fender richtet.
    »Was gibt’s für ein Problem?«, fragt der Mann.
    »Ich sollte auf dem Schiff da sein«, erwidert Serge.
    Der Dockarbeiter starrt ihn einen Moment lang an, dann fängt er an zu lachen.
    »Was ist daran so lustig?«, will Serge wissen.
    »Das fährt noch nicht ab«, erwidert der Mann. »Es wird nur versenkt.«
    » Nur versenkt?«
    »Man versenkt es, um die Ratten loszuwerden. Danach wird es wieder flott und sauber gemacht; erst hinterher gehen Sie an Bord. Und dann zieht man es wieder in die Flussmitte, die Segel werden gesetzt, und es nimmt Fahrt auf. Verstanden?«
    »Ist das ein Segler?«, fragt Serge.
    »Für diese Fahrt muss es das sein«, antwortet der Dockarbeiter. »Die Vibrationen täten den Instrumenten nicht gut.«
    Er weist mit dem Daumen auf eine Gruppe Männer, die große Holzkisten von einem Lagerhaus zum Kai tragen. Eine junge, bebrillte Europäerin führt die Aufsicht, und ein bärtiger Weißer brüllt ihr und den Trägern Befehle zu.

    »Vorsichtig mit der Kiste!«, ruft er mit englischem Akzent. »Wenn der Theodolit beschädigt wird, hat sich die ganze Expedition erledigt. Das Lawrence-&-Mayo-Etikett nach oben!«
    Er scheint etwa im Alter von Serges Vater zu sein.
    »Sind Sie Falk?«, setzt Serge an.
    »Etikett nach oben !«, brüllt er. »Wer sind Sie?«
    »Serge Karrefax. Vom Ministerium für Kommunikation.«
    »Ach ja, der Masten- nein, der Pylonenmann. ›Ich kenne Dich, und ich kenne Deinen Namen, ich kenne den Namen des Gottes, der über Dich wacht!‹«
    Diese letzten Worte spricht er, als stünde er auf einer Bühne: die Arme an die Seiten gepresst, Kopf hoch, die Stimme feierlich und getragen.
    »Wie bitte?«, fragt Serge.
    »Seht doch: Es sinkt«, ruft die Frau und deutet über die Schultern der Männer hinweg.
    Serge und Falkiner drehen sich beide um. Rumpf, Deck und Kabinen der Dahabiya sind im Nil verschwunden, nur zwei kahle Masten markieren die wässrige Begräbnisstätte. Kleine Wirbel steigen um sie herum auf und

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