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K

Titel: K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McCarthy
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dagegenschnippt. Serges Blick folgt den Vibrationen durch den Raum, der ihm gar nicht mehr wie ein Lager vorkommt, vielmehr muss er an Begegnungen mit Audrey hinter der Bühne des Empire-Theaters denken. Dieses anachronistische Potpourri von Dingen, ihr wahlloses Durcheinander, findet er ebenso widersinnig wie damals die Restaurantkulissen, Automobilattrappen und amazonischen Pferdeköpfe. Einer der Gegenstände aber wirkt vertraut: eine flache, offene Schachtel, darin eine Art Leiterplatte.
    »Ist das der Kohärer der Isis?«, fragt er und weist mit einem Kopfnicken auf das Ding. Schnurgerade Metallstreifen unterteilen das Holz in regelmäßigen Abständen; darüber sind Kerben ins Holz geritzt, jede fünfte ist größer als die vorhergehenden vier.
    »Professor Falkiner hält es für ein Spiel«, antwortet sie. »Man rückt auf einer Seite vor, die andere zurück, und die Spieler fangen an den gegenüberliegenden Enden an. Die Kerben sind zum Abzählen. Hier sieht man, dass die zehnte und sechsundzwanzigste Linie miteinander verbunden sind, was vermuten lässt, dass man dort wie im Leiterspiel von einer Stelle zur anderen springen konnte.«
    »Und wo ist der Würfel?«, fragt Serge.
    »Wahrscheinlich hat man Knöchelbein benutzt. Einige davon wurden nur wenige Schritte neben dem Spielbrett gefunden. Ich glaube sogar …« Sie tritt zurück an den Tisch und blättert die Kladde durch, bis sie ein Diagramm gefunden hat. »Ja, direkt daneben.«

    »Alle Achtung, das ist ja die reinste kriminalistische Feinarbeit«, sagt Serge mit einem Blick auf eine photographische Aufnahme, die direkt neben dem Diagramm klebt und sämtliche in Letzterem vermerkte Stellen zeigt, an denen Objekte gefunden wurden. Neben jedem Fundstück ist auf dem Photo eine kleine Karteikarte mit einer Nummer zu sehen – vermutlich dieselbe Nummer, unter der sie hier an ihrem neuen Ort in Lauras Kulissenraum eingeordnet sind.
    »Ach, das ist noch gar nichts«, erwidert sie. »Sie wollen kriminalistische Feinarbeit sehen? Dann kommen Sie mit.«
    Sie führt ihn durch eine weitere Tür in eine Seitenkammer, in der Pacorie seine Chemiekästen ausgepackt und sämtliche Röhrchen, Dias und Messbecher um sich ausgebreitet hat.
    » L’Homme Pylon «, sagt er zur Begrüßung, » bienvenue .« Vor ihm liegt ebenfalls eine Kladde, in die er Messdaten einträgt.
    »Er hat sämtliche Funde in meinem Raum abgeschabt, abgerieben oder angekratzt«, sagt Laura, »sogar die Erde drum herum, die Wände, den Boden, einfach alles.«
    Angesichts dieser Anschuldigung zuckt Pacorie nur die Achseln. »Ist nötig.«
    »Und was haben Sie gefunden?«, fragt Serge.
    »Granate, Amethyste, roten Jaspis, Gips, aber auch Kalk, Kupfer, Karneol, Kalzit, Kaliumkarbonat, Kalkoolith, Kies, Kristalle, Kunzit. Presque toujours das K am Anfang, K kommt fast überall vor.«
    »K? Warum K?«
    »Nun, vielleicht, weil auch Karbon, Kohlenstoff, damit anfängt, und Kohlenstoff ist der Grundbaustein des Lebens.«
    Laura zupft ihn auf eine Weise am Ärmel, die ihm vertraut vorkommt, auch wenn er diese Geste nicht mit ihr verbindet.
    »Was ist da hinten?«, fragt er.
    »Die Räume, aus denen all dies hier kommt.«
    »Können wir sie uns ansehen?«

    »Nein«, sagt Laura. »Falkiner kommt bald zurück.« Zum ersten Mal setzt sie vor seinen Namen nicht den Titel Professor – als würde in den Grabkammern, und vielleicht nur hier, ihre Loyalität und das Einvernehmen etwas stärker zugunsten von Serge ausschlagen. Sie hält ihn noch am Ärmel fest, gibt ihn dann aber mit den Worten frei: »Kommen Sie nach dem Mittagessen zurück, in etwa zwei Stunden. Dann ist er wieder unterwegs.«
    Serge geht zu seinem Zelt, in das man ihm sein Essen in einem Topf bringt, der genauso wie der aussieht, den er als Leibstuhl benutzt. Danach döst er ein und spaziert anschließend wieder übers Gelände; nur ist er sich diesmal der Fülle vergrabener Gegenstände bewusst. Er stellt sich Särge vor, Schuhe, Brettspiele und Sardinendosen, die unter ihm lauern, meint, aus Sand und Mörtel gerüttelte Partikel zu sehen, die mit jedem Schritt auf sie niederrieseln. Vor ihm huscht eine Ratte über den Pfad und verschwindet in ein Loch. In manchen Grabeingängen hängen Wespennester, die wie Schimmelpilze an zersplitterten Holzrahmen wachsen. Auf seinem Weg zurück zu Laura muss er wegen einer Wespentraube einen Umweg einschlagen.
    Bei seiner Ankunft ist sie damit beschäftigt, Text von den Särgen in ihre Kladde zu

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