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Titel: K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McCarthy
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alsbald,
Dass eure Sorgen sein den Meeren kund .
    Die Worte spritzen von seiner Waffe in die See, zerschlagen und zersplittern das Wasser, stanzen sich ins Holz der Flöße: WÜNSCH-tet IHR, als-BALD, dass EU-re SOR-gen… Später feuern sie auch über Land, schießen Kaninchen, Füchse, Dachse, Hasen und Igel und landen dann, um ihre oft noch zuckende Beute einzusammeln. Gelegentlich mähen sie sogar ein Stück Vieh nieder, auch wenn es gegen die Vorschriften verstößt und Klagen wütender Bauern nach sich zieht.
    »Wieder ein versehentlicher Lamm-Schuss?«, spottet Langeveldt, als Serge und Stedman ihm ihren blutigen Tribut zu Füßen legen. »Das ist schon der dritte in dieser Woche. Bringt es rüber in die Küche.«
    Ihre Maschinengewehre haben immer wieder Ladehemmung. An Tagen, an denen sie nicht fliegen können, befiehlt man ihnen, sie auseinanderzunehmen und zusammenzusetzen – sechs-, sieben-, achtmal, den ganzen Tag lang. Die meisten Kadetten versuchen, Fangklinke und Schlagbolzen mit Gewalt zusammenzubringen, und fluchen, wenn sie sich nicht fügen wollen. Serge dagegen gefällt diese Arbeit, für ihn ist sie eine Verlängerung der Logik, die er sich im Vordersitz der Farman angeeignet hat. Beim Klicken und Drehen der Teile, die sich zusammenfügen, die ergänzt und aufeinander abgestimmt werden, bei dieser präzisen Choreographie, erlebt er im Kleinen noch einmal, was ihm der Flug ermöglicht:
die mechanische Kontrolle über die Landschaft und deren Grenzen, die Herrschaft über Hecken, Felder und Wege, ihre Formen, ihr Ausmaß …
    Manchmal, wenn sie nur so zum Vergnügen fliegen, und besonders, wenn Stedman zum Looping ansetzt, fühlt Serge, wie ihm die Begeisterung regelrecht ins Gedärm fährt. Als sie eines Nachmittags über ein kleines Dorf in den Gleitflug gehen, dreht er sich um und zeigt nach unten.
    »Willst du landen?«, ruft Stedman. »Warum, was gibt’s denn da?«
    »Ich muss kacken«, ruft Serge zurück.
    Sie hüpfen über den Kricketplatz des Dorfes. Serge tritt auf den Unterflügel, lässt sich zu Boden gleiten, zieht die Hose aus, setzt sich aufs Wicket und erleichtert sich gleich hinter Middle-Stump und Off-Stump.
    »Wie heißt das Dorf überhaupt?«, fragt er, als er zu Stedman zurückschlendert, der sich neben der Maschine die Beine vertritt und dabei die Karte studiert.
    »Tenterden, glaub ich«, antwortet er. »Sechshundertneunundzwanzig Einwohner.«
    »Sechshundertdreißig jetzt«, sagt Serge. »Verschwinden wir wieder.«
    Am nächsten Tag meinen sie, auf einem rechteckigen Feld unter sich eine kleine Schlacht toben zu sehen, und fliegen tiefer, um sich das Ganze genauer anzusehen. Wie sich herausstellt, sind die Kombattanten Lacrosse spielende Mädchen. Sie halten inne, als die Maschine über sie hinwegfliegt; weiße Gesichter starren durch Schlägerfangnetze in den Himmel. Stedman geht auf zweitausend Fuß, zieht die Farman in einen Looping und kommt erst kurz über dem Spielfeld wieder in die Gerade, sodass Schläger und Gesichter in alle Richtungen auseinanderspritzen. Er macht eine Kehre und landet mehr oder weniger exakt im Mittelkreis.

    »Sie hätten eines meiner Mädchen umbringen können!«, schreit die pfeifenbehängte Lehrerin, während sie Helme und Fliegerbrillen abnehmen.
    »Tut mir schrecklich leid, Madam«, erwidert Stedman lächelnd. »Muss sich wohl was vom Motor gelöst und direkt im Überflug abgefallen sein.«
    »Können Sie den Schaden reparieren?«, fragt sie, milder gestimmt.
    »Kommt drauf an. Manche von diesen Dingern fliegen einfach nicht, wenn nicht jede Kleinigkeit genau an ihrem Platz sitzt.«
    »Ich glaube, ich hab’s hinter dieses Gebüsch da fallen sehen«, sagt Serge und trottet hinüber.
    Als er einige Minuten später zurückschlendert, haben sich die Mädchen um die Maschine versammelt und hören sich einen Vortrag über Aerodynamik an.
    »Und was hat der zu machen?«, fragt das größte Mädchen, als Serge sich zu Stedman gesellt.
    »Ich beobachte«, antwortet Serge, »und navigiere. Ich sorge dafür, dass alles zusammenpasst.«
    »Kein Glück bei deiner Suche?«, fragt Stedman.
    Serge schüttelt bekümmert den Kopf.
    »Ich habe mir mittlerweile zusammengereimt, was passiert ist«, verkündet Stedman. »Ein Bolzen hat sich aus der Verkleidung gelöst. Lässt sich problemlos reparieren, dauert aber eine Weile. Wird dunkel, ehe wir fertig sind, können also nicht vor morgen früh wieder abheben. Vielleicht dürften wir ihr Telephon benutzen,

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