Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
und mit einem Surren ein Bolzen geladen wurde. Sie untersuchte die Waffe und stellte fest, dass die Bolzen von unten aus einer Kammer glitten. Sie konnte die Kammer öffnen und ein Metallkistchen mit den Geschossen darin fiel in ihre Hand. Sie fand mehrere der Metallkistchen in der Truhe, die jeweils ein Dutzend Bolzen enthielten.
Sie lächelte.
Schadet nicht, wenn ich gut gerüstet unterwegs bin.
Sie durchsuchte den Rest der Herberge und fand neben ausreichend Proviant auch einige praktische Dinge wie ein Seil, Handschuhe, eine Angel, einen besseren Rucksack und eine Schlafrolle. Als sie alles eingepackt hatte, stöhnte sie beim Gewicht der Tasche auf.
Das ist verflucht schwer. Aber was soll ich machen? Ich muss mich daran gewöhnen. Schadet nicht, wenn ich etwas zäher werde.
Sie entschloss sich dazu, noch in der Herberge zu bleiben und Kraft für den letzten Teil ihrer Reise zu sammeln. Sie verbrachte den Rest des Tages damit, über die Geschehnisse der vergangenen Wochen nachzudenken und endete bei einer Flasche Wein auf der rückwärtigen Terrasse, wo sie die Sonnenuntergänge zwischen zerrissenen Wolken anstarrte.
Ich werde vorläufig nicht in die Frostreiche zurückkehren. Es gibt dort nichts, was Wira mir nicht genommen hätte. Wie konnte ich es so weit kommen lassen? Wie konnte sie mich so manipulieren?
Julana schluchzte, als die bekannten Gefühle sie überwältigten.
Verdammt, ich habe ihr vertraut!
Sie weinte laut, bis ihre Kehle rau war.
Mit einem Schrei warf sie die leere Flasche in den Sumpf. »Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich ...«, ihre Stimme erstarb in einem Schluchzen, als sie auf dem Boden zusammensank und die Welt um sich herum hinwegwünschte.
Ich hasse dich, Wira! Ich werde Trauk vermissen, aber an dem Tag, an dem ich in das Land meiner Ahnen zurückkehre, wirst du leiden! Du wirst erfahren, was Erniedrigung bedeutet und ich werde dich auch spüren lassen, welche Genugtuung mir deine Scham und deine Qual bereiten!
Sie zögerte und die Wut, die sie eine Sekunde zuvor noch bebend erfüllt hatte, verlor sich in einem diffusen Nichts aus Sehnsucht und dem Bedürfnis, das immer noch in ihrem Herzen brannte.
»Wieso liebe ich dich immer noch, du elende Missgeburt?«, schrie sie laut hinaus in die Dämmerung über dem Morast.
Wieso hast du dich so in mein Herz gebohrt? Geh fort und komm nicht wieder! Verschwinde aus meinem Kopf!
Am nächsten Morgen erwachte sie nicht in dem Gästezimmer, sondern auf dem Lager in der Wohnung der Herbergenbesitzer. Kopfschmerzen pochten zwischen ihren Schläfen und verschwanden schnell wieder, als der Kurakpor ihr Unwohlsein spürte. Sie wusste nicht, was sie dazu bewogen hatte, hier zu schlafen, bis sie die Likörflasche fand.
Ich bin so jämmerlich.
Sie erhob sich im trüben Licht eines nebligen Morgens und suchte den Waschraum auf. Das kalte Wasser ließ sie lange über ihren Rücken laufen und vertrieb damit jeden Gedanken an die Vergangenheit und an Wira. Sie kleidete sich mechanisch an und aß ein letztes Mal in der Küche, bevor sie ihren Rucksack packte.
Eine Karte wäre wirklich gut gewesen.
Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als ihr Blick im Schankraum auf einen kleinen Tisch mit Schublade fiel. Sie war sich sicher, dass sie das Möbelstück noch nicht untersucht hatte, und öffnete es. Eine einfache Landkarte des Sidaji-Reiches lag darin.
Sie lachte leise.
Was für ein verdammtes Glück! Den Ahnen sei´s gedankt.
Sie verließ die Herberge und schloss die Tür hinter sich mit einem Stück Band, das sie um die Türgriffe wickelte. Sie wollte nicht, dass wilde Tiere über die restlichen Vorräte herfielen und sie wusste nicht, ob sie nicht gezwungen war, hierher zurückzukehren. Etwas schlechtes Gewissen war auch dabei, auch wenn sie sich fragte, ob überhaupt noch ein Sidaji da war, den es kümmerte. Womöglich waren sie alle tot.
Für die folgenden zwei Tage nahm sie den bequemen Hochweg und erreichte schnell eine Siedlung mit einer Handvoll Häuser. Kurz vor der Ortschaft verließ sie den Weg und schlich sich im Dickicht um die Gebäude herum. Es war kein Ton aus dem Örtchen zu hören, das kaum mehr als zehn Wohnhäuser umfassen mochte. Kein Maschinenwächter war in Sichtweite und sie traute sich auf Zehenspitzen vorsichtig näher an eine der Behausungen heran. Das Anwesen schien leer, und der Haupteingang stand offen. Etwas mutiger geworden, trat sie zwischen die übrigen Häuser.
Keine Sidaji hier. Sind denn alle tot?
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